Amman – Bei einer Serie bewaffneter Angriffe im Süden Jordaniens sind zehn Menschen getötet worden, darunter eine kanadische Touristin. Wie die Sicherheitsbehörden mitteilten, griffen Bewaffnete am Sonntag in Karak mehrere Polizeipatrouillen sowie eine Polizeiwache an.

Mindestens 27 Menschen, darunter Sicherheitskräfte und Zivilisten, wurden bei den Schießereien am Sonntag verletzt, wie die Sicherheitsabteilung der Regierung nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Petra mitteilte.

Bewaffnete nahmen zudem 14 Geiseln, von denen einige durch eine Spezialeinheit der Polizei befreit wurden, wie die unabhängige Zeitung "Al-Ghad" meldete.

Die Polizei umstellte eine Kreuzfahrer-Burg, in der sich die Angreifer verschanzten. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Patrouille beschossen

Zuerst sei eine Polizeipatrouille beschossen worden, die zu einem Hausbrand gefahren war, zitierte die amtliche jordanische Nachrichtenagentur Petra aus einer Mitteilung der Behörden. Die Angreifer, die sich in dem Haus aufhielten, hätten einen Polizisten verletzt und seien dann im Auto geflüchtet. Kurz darauf hätten bewaffnete Männer eine andere Patrouille angegriffen, jedoch niemanden verletzt.

Zur gleichen Zeit hatten sich den Angaben zufolge mehrere Bewaffnete in der Zitadelle von Karak, einer der größten Kreuzfahrer-Burgen der Region, verschanzt, das Feuer auf eine Polizeiwache eröffnet und mehrere Polizisten und Passanten verletzt. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Burg umstellt

"Die Polizei und Sicherheitskräfte haben die Burg und die Umgebung umstellt und einen Einsatz gestartet, um die Bewaffneten zur Strecke zu bringen", hieß es laut Petra in der Mitteilung. Das Sicherheitsministerium ging von fünf oder sechs Bewaffneten aus.

Der jordanische Regierungschef Hani al-Mulki sprach vor dem Parlament von zehn Bewaffneten. An dem Einsatz rund um die Zitadelle von Karak seien auch Spezialkräfte beteiligt.

"Gibt keine Geiseln"

Ein hochrangiger Vertreter der Sicherheitsbehörden sagte, mehrere Menschen säßen in einem unteren Stockwerk der Zitadelle fest. Medienberichte über eine Geiselnahme in dem von Touristen gerne besuchten Bauwerk wies er zurück. "Es gibt keine Geiseln", sagte er. Einige Menschen hätten aber Angst gehabt, die Zitadelle zu verlassen, "weil die Bewaffneten und die Sicherheitsbeamten sich gegenseitig beschossen".

Wie Außenamtssprecher Thomas Schnöll am Sonntagabend auf APA-Anfrage sagte, sind nach derzeitigem Wissensstand keine Österreicher von den Angriffen in Karak betroffen.

In der konfliktreichen arabischen Welt gilt das Königreich Jordanien als eines der stabilsten Länder. Wegen zahlreicher Kulturdenkmäler zieht es auch viele ausländische Touristen an. Tödliche Konflikte und Anschläge sind vergleichsweise selten. Zu einem tödlichen Anschlag auf das Militär bekannte sich im Juni allerdings die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

Jordanische Sicherheitskräfte gehen hart gegen Sympathisanten des IS vor. Jordanien ist an der US-geführten Militärkoalition gegen die Jihadisten in Syrien und im Irak beteiligt. (APA/Reuters, 18.12.2016)