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Auch US-Popstar Prince soll im vergangenen April an einer Überdosis Fentanyl gestorben sein (Bild aus 2007).

Foto: AP / Chris O'Meara

Vancouver – In internationalen Rankings von lebenswerten Städten liegt die kanadische Metropole Vancouver immer im Spitzenfeld. Doch in der City, genauer in der East Hastings Street, befindet sich auch Kanadas größter Drogenslum. "Hastings Horror" sagen die Einheimischen dazu. An die 10.000 Menschen leben hier unter menschenunwürdigen Bedingungen. Derzeit gibt es eine ungewöhnliche Häufung von Drogentoten durch das Betäubungsmittel Fentanyl, in nur einer Nacht starben neun Menschen an dem starken Schmerz- und Narkosemittel. Seit Jahresbeginn wurden laut Bürgermeister Gregor Robertson 160 Fentanyl-Opfer gezählt.

"Das sind hoffnungslose Zeiten für Vancouver, und es ist schwer, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, wenn wir noch nicht die Talsohle erreicht haben", sagte Robertson. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Leichenschauhäuser der Stadt hätten angesichts der Welle von Drogentoten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht.

Fixerstuben

Kanada und das Nachbarland USA kämpfen seit einigen Monaten gegen den rasant angestiegenen Missbrauch von Fentanyl. Im vergangenen Jahr starben in ganz Kanada 2.000 Menschen durch Fentanyl, in diesem Jahr wird mit einer noch höheren Zahl gerechnet. Um der Drogenkrise Herr zu werden, hat der Stadtrat von Vancouver in der vergangenen Woche die Grundsteuer um 0,5 Prozent erhöht. Die zusätzlichen Einnahmen sollen für Hilfsangebote wie Streetworker und Beratungsstellen ausgegeben werden. Die kanadische Regierung hatte zudem vor wenigen Tagen die Einrichtung zusätzlicher Fixerstuben genehmigt.

Fentanyl macht stark abhängig und soll einhundert Mal stärker sein als Morphium. In der Medizin wird es als Schmerzmittel eingesetzt, es wirkt aber auch euphorisierend. Nur zwei Milligramm pures Fentanyl – das entspricht etwa vier Salzkörnchen – können für einen Erwachsenen tödlich sein. Auch US-Popstar Prince soll im April nach der Einnahme von Fentanyl gestorben sein. Bei einer Überdosierung kommt es meist zu einem Atemstillstand und Herz-Kreislauf-Versagen.

Pflaster aus Krankenhausmüll

Laut "Spiegel" ist Fentanyl auch schon in deutschsprachigen Drogenmärkten angekommen. In der Medizin werden oft Fentanyl-Pflaster als Schmerzmittel verabreicht. Abhängige fischen benutzte Fentanyl-Pflaster aus dem Müll von Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen und kochen sie aus. Der Sud wird injiziert. In Deutschland unterliegt Fentanyl dem Betäubungsmittelgesetz, in Österreich dem Suchtmittelgesetz.

Anfang des Monats hat die kanadische Regierung Import- und Handelsbeschränkungen für sechs Chemikalien erlassen, die bei der Herstellung von Fentanyl genutzt werden. (APA, simo, 19.12.2016)