Linz – Der historisch hohe Wahlsieg des aus der grünen Partei kommenden Alexander Van der Bellen bei der letzten Runde der Präsidentschaftswahl schlägt sich nicht in höherer Zustimmung zu den Grünen nieder. Die jüngste Market-Umfrage für den Standard zeigt: Die Grünen kämen derzeit nur auf zwölf Prozent, sie liegen damit seit Monaten unverändert und sind im Jahresvergleich sogar um drei Prozentpunkte zurückgefallen.

Ähnlich sieht es allerdings auch für die Freiheitlichen aus. Mit 31 Prozent gelten sie dennoch als derzeit stärkste Partei.

53 Prozent mit Wahlausgang zufrieden

"Anfang Dezember 2016 fand die Bundespräsidentenstichwahl statt. Was würden Sie sagen – wie zufrieden sind Sie so alles in allem mit dem Ergebnis der Bundespräsidentenwahl?" Diese Frage stellte das Linzer Market-Institut in der vergangenen Woche 415 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten. Wie zu erwarten, äußerten sich 53 Prozent mehr oder weniger zufrieden, was in etwa dem Anteil der Wähler Alexander Van der Bellens entspricht.

Aufschlussreich ist aber die Zusammensetzung der Zufriedenen und der Unzufriedenen.

"Sehr zufrieden" sind 29 Prozent, in dieser Gruppe sind Frauen mit 33 Prozent deutlich stärker als Männer (26 Prozent) vertreten, ebenso jüngere Befragte (33), Befragte mit höherer Bildung (43) und Stadtbewohner (35).

Einfach "zufrieden" äußerten sich weitere 24 Prozent. Die erklärten Wähler der Grünen finden sich komplett in diesen beiden Kategorien, auch acht von zehn SPÖ- und sieben von zehn ÖVP-Wählern.

Wahlberechtigte, die bei einer Nationalratswahl derzeit unentschlossen sind, sind mit je rund 40 Prozent im Lager der Zufriedenen und der Unzufriedenen gespalten. Von den Freiheitlichen sind 90 Prozent ganz oder überwiegend unzufrieden.

Unzufriedene Freiheitliche

In der Gesamtbevölkerung finden sich 26 Prozent, die "gar nicht zufrieden" sind, weitere 15 Prozent sind "weniger zufrieden". Es sind die eher unglücklichen Menschen, die auch mit dem Wahlausgang vom 4. Dezember eher unglücklich sind, sagt Market-Wahlforscher David Pfarrhofer.

Pfarrhofer hat auch analysiert, wie sich das Ergebnis des letzten Wahlgangs der Bundespräsidentenwahl auf die im Nationalrat vertretenen Parteien ausgewirkt hat: "In einem Satz: gar nicht."

SPÖ bei 25 Prozent, ÖVP bei 22 Prozent

Die aktuelle Market-Hochrechnung sieht die SPÖ bei 25 Prozent – unverändert seit August. Die ÖVP hat sich seit ihrem Tief im Sommer (im August hatte sie nur 18 Prozent) zwar erholt, diese Erholung hat sich aber schon Anfang Oktober mit 21 Prozent in der Hochrechnung niedergeschlagen, jetzt sind es 22 Prozent.

Die Freiheitlichen sind dagegen – wie seit drei Jahren – in der Umfrage die stärkste Partei. Aktuell rechnet Market ihnen 31 Prozent zu, einen Prozentpunkt weniger als im Oktober, drei weniger als im August. Eine kleine Verschiebung von Blau zu Schwarz hat sich wohl im Frühherbst ergeben. Aber: Nur 20 Prozent der Befragten wünschen sich Heinz-Christian Strache als Kanzler. Die Zustimmung zu ihm ist im Jahresvergleich ebenfalls geschrumpft.

Grüne schwächer als vor einem Jahr

Gar nicht genutzt haben der Präsidentschaftswahlkampf und sein Ergebnis den Grünen: Mit zwölf Prozent sind sie seit August unverändert und damit drei Prozentpunkte schwächer als vor einem Jahr. Grünen-Chefin Eva Glawischnig kommt in der Kanzlerfrage nur auf zwei Prozent – gleich wenig wie Robert Lugar.

Und auch weniger als Matthias Strolz (fünf Prozent), dessen Neos auf sechs Prozent kommen. Den besten Wert in der Kanzlerfrage hat Amtsinhaber Christian Kern mit 41 Prozent. Dennoch kämen SPÖ (25 Prozent) und ÖVP (22 Prozent) bei einer Wahl derzeit auf keine Mehrheit – ein Wahlkampf könnte da allerdings viel ändern, es gibt viele Wechselwähler, sagt Pfarrhofer. (Conrad Seidl, 19.12.2016)