Aleppo – Die Evakuierung der Rebellengebiete im Osten der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo ist wiederaufgenommen worden. Mindestens fünf Busse mit hunderten Bewohnern kamen in der Nacht auf Montag in Gebieten westlich der Stadt an, die von den Aufständischen kontrolliert werden, berichteten Aktivisten und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
In den Bussen, die in Rajidin ankamen, seien rund 400 Menschen gewesen, berichtete die türkische Hilfsorganisation IHH. Am Sonntag hatte sich der geplante Abtransport tausender Menschen trotz einer Vereinbarung zunächst verzögert. Offensichtlich hatte ein Angriff auf einige Busse in der Nachbarprovinz Idlib das Abkommen torpediert.
Noch Zehntausende in Ostaleppo
Beobachter gehen davon aus, dass sich noch mehrere zehntausend Menschen, Rebellen und Zivilisten, in dem seit Monaten von Regierungstruppen belagerten Osten der Großstadt aufhalten. Das syrische Regime hatte mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran die Rebellengebiete in den vergangenen Wochen nach heftigen Luftangriffen fast vollständig erobert.
Zivilisten aus Fua und Kafraja gebracht
Zugleich brachten rund zehn Busse am Montag die ersten Zivilisten aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens. Unter ihnen seien Kranke und Verletzte gewesen, meldete die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Milizen aus dem schiitischen Iran, die an der Seite der syrischen Armee kämpfen, hatten nach Angaben aus Regierungskreisen gefordert, dass im Gegenzug für die Evakuierung der Rebellengebiete Aleppos auch die Blockade dieser beiden Orte aufgehoben werden muss.
Syrien-Gespräche in Moskau
Die Außenminister des Irans, Russlands und der Türkei treffen sich nach iranischen Angaben am Dienstag in Moskau zu Gesprächen über Syrien. Wegen der prekären Lage in Aleppo habe der Iran das Treffen vorgeschlagen, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi am Montag.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna treffen sich zudem am Dienstag auch die Verteidigungsminister der drei Länder in Moskau, um die Lage in Aleppo zu besprechen.
Die in Astana geplanten Verhandlungen zwischen der syrischen Opposition und Russland sowie der Türkei hätten mit dem Treffen der Außenminister in Moskau nichts zu tun, sagte Ghassemi.
UN: Debatte über Entsendung von Beobachtern
Der UN-Sicherheitsrat wird am Montag voraussichtlich über eine Resolution zur Entsendung von Beobachtern nach Aleppo abstimmen. Einige Entsandte müssten noch Rücksprache mit ihren Regierungen halten, sagte der französische UN-Botschafter Francois Delattre am Sonntag.
Sein russischer Kollege Witali Tschurkin sprach von einem "guten Text" und kündigte an, dass am Montag um 15 Uhr abgestimmt werde. Russland hatte zuvor mit einem Veto gegen eine französische Vorlage für die Entsendung von Beobachtern gedroht und einen eigenen Entwurf angekündigt.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Am Freitag war wie Räumung Ostaleppos unterbrochen worden, nachdem es erneut Gefechte gegeben hatte. Die syrische Führung und die Opposition hatten sich dafür gegenseitig die Schuld zugeschoben. (APA, 19.12.2016)