Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat alles fest im Griff – auch das Internet.

Foto: APA/AFP/ADEM ALTAN

Die Zensur des Internets in der Türkei schreitet weiter voran. Nur wenige Wochen nachdem die Regierung Erdogan die Gangart gegen VPN-Verbindungen und einzelne Social-Media-Seiten verschärft hat, folgt nun das nächste Ziel.

Blockade

Seit kurzem ist das Anonymisierungsnetzwerk Tor in der Türkei fast vollständig blockiert, dies berichten die Blogger von Turkey Blocks. Der Direct-Access-Mode von Tor sei mittlerweile für beinahe alle User des Landes nicht mehr zu erreichen, der Bridge-Modus funktioniere zwar derzeit noch größtenteils, allerdings sei bei einigen Providern bereits ein Downgrade dieser Verbindungen zu bemerken. Solche Maßnahmen haben zum Ziel die Geschwindigkeit der betreffenden Verbindungen dermaßen stark zu reduzieren, dass sie praktisch nicht mehr nutzbar sind.

Ablauf

Laut den Bloggern sei die Blockade gegen den direkten Tor-Zugang am 12. Dezember gestartet und seitdem immer weiter ausgebaut worden. Das Ergebnis sei, dass dieser Modus mittlerweile bei den Providern TTNet und Udyunet gar nicht mehr brauchbar sei. Es sei recht offensichtlich, dass hier Deep Packet Inspection, also eine Analyse des gesamten Datenverkehrs, genutzt werde, um bereits den Verbindungsaufbau zu unterbinde, heißt es weiter. Jedenfalls würden sämtliche Verbindungsversuche bereits bei rund 10 Prozent abbrechen.

Hintergrund

Die Tor-Blockade ist das aktuellste Kapitel in einer fortschreitenden Verschärfung der Internetzensur durch die türkische Regierung. So wurden etwa im November Facebook, Twitter, WhatsApp und Youtube nach der Verhaftung prokurdischer Abgeordneter vorübergehend vollständig blockiert. Ein Monat zuvor wollte die Regierung mit der Einschränkung von Cloud-Speicher-Diensten wie Google Drive oder Dropbox den Leak von Premier Erdogan belastenden E-Mails unterbinden. Zwischenzeitlich wurde der Zugriff auf zahlreiche kommerzielle VPN-Dienste gesperrt. (red, 19.12.2016)