Der Körpertyp Marilyn neigt zu Blockaden in der Brustwirbelsäule und schwachen Bauchmuskeln. Vielleicht ja auch dieses Marilyn-Monroe-Double.

Foto: AFP PHOTO / ROSLAN RAHMAN

Arlow Pieniak, Martina Steinbach
Typgerecht trainieren
Die perfekte Methode
Südwest-Verlag 2016
192 Seiten, 20,60 Euro

Bild: Südwest

Sind Sie eine Marilyn oder ein Cowboy? Ein Hanseat oder doch eher eine Katze? So heißen einige der Körpertypen, die in "Typgerecht trainieren. Die perfekte Methode" von Arlow Pieniak und Martina Steinbach vorgestellt werden. Die zentrale Aussage des Buches: Nur wer mit dem für sich idealen Bewegungsmuster trainiert, wird im Alltag beschwerdefrei sein und im Sport leistungsfähiger.

Für Trainer und Bewegungstherapeut Pieniak ist jeder Mensch einer von zehn Körpertypen, die mit einer bestimmten Statur und damit einhergehenden Wehwechen aufwarten. Die eingangs erwähnte Marilyn zum Beispiel ist "ziemlich sexy", heißt es im Buch. Dafür kämpft sie oft mit Blockaden in der Brustwirbelsäule und X-Beinen aufgrund einer fehlenden Stabilisation in der Hüfte. Wer eine solche Marilyn ist, muss daher sein Becken aufrichten und die Bauchmuskeln trainieren. Der Cowboy wiederum – bekannt für seine O-Beine – muss vorrangig seine Haltung begradigen.

Wer bin ich?

Die Beschreibungen der unterschiedlichen Typen sind amüsant zu lesen – noch dazu, weil sich Leser und Leserinnen garantiert in mindestens zwei davon wiedererkennen. Selbstwahrnehmung und die Realität liegen dabei mitunter im Clinch: Eigentlich wäre man so gerne Typ Läuferin oder Athletin – aber was, wenn man am Ende doch Typ Colaflasche, bekannt für ihr schwaches Bindegewebe, ist?

Ein etwas ins Detail gehender Selbsttest wäre hilfreich, der fehlt aber leider. Dabei wäre er bei der Bestimmung extrem wichtig, weil doch für jeden Körpertyp ein ganz spezieller Trainingsplan präsentiert wird. Die Bausteine sind zwar für alle Typen gleich – sie werden aber unterschiedlich zusammengesetzt.

Zu jedem Trainingsplan gehören drei Schritte: Mobilisieren, etwa durch Faszienbälle, Stabilisieren und Trainieren. Bei Letzterem wird auf Hanteltraining, Kniebeugen, Liegestütz, Klimmzüge, Sit-ups und Planks gesetzt – stets mit Schritt-für-Schritt-Anleitung, damit ja keine Fehler passieren. Um die Übungen wirklich zu begreifen, erklären die Verfasser auch die Hintergründe, etwa was es mit den Faszien auf sich hat und wo sich Muskelgruppen verstecken, die beim normalen Training oft zu kurz kommen.

Spaßfaktor gering

Das Prinzip der Trainingspläne: In den ersten zwei Wochen steht nur Mobilisation und Dehnung auf dem Programm – welche Übungen genau, unterscheidet sich von Typ zu Typ. Erst in der dritten Woche kommen weitere Übungen dazu, die dann dreimal pro Woche gemacht werden müssen. Sobald die Übungen beherrscht werden, kommen weitere hinzu.

Der Spaßfaktor ist bei den Übungen aber eher nicht sehr hoch. Das gibt sogar Pieniak selbst zu – aber die Zähne würde man sich ja trotzdem jeden Tag putzen, auch wenn es keinen Spaß macht, argumentiert er.

Was bei der Lektüre dieses Buches stört, ist die Selbstbeweihräucherung des Autors, der ein bisschen zu ausführlich von seiner Gabe der "körperlichen Empathie" berichtet, also der Fähigkeit, "beinahe augenblicklich zu wissen, woran es liegt", wenn der Körper eine falsche Haltung einnimmt.

Was gut ist: Pieniak glaubt, dass viele orthopädische Operationen unnötig sind und sinnvolles Krafttraining bei manchen Beschwerden zielführender sein kann. Der Aspekt des Abnehmens steht bei ihm daher nicht an vorderster Stelle, genauso wenig beschäftigt er sich mit dem Thema Ernährung. Dafür ermutigt er die Leser, ihre Gesundheit mit seinen Übungen selbst in die Hand zu nehmen. Selbst wenn man eine Colaflasche ist. (Franziska Zoidl, 28.12.2016)