Wer Hilfe sucht, weil es im Bett nicht mehr läuft, kann beim Sexualtherapeuten oder in Ratgebern Hilfe suchen.

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Ulrich Clement: Guter Sex trotz Liebe – Wege aus der verkehrsberuhigten Zone. € 9,30 / 272 Seiten. Ullstein, 2016.

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Kommt die Zeit, geht die Erotik. Von dieser These ist Ulrich Clement, Paar- und Sexualtherapeut sowie Autor des Buches "Guter Sex trotz Liebe" überzeugt. Er will Abhilfe schaffen und Paaren helfen – vor allem jenen, bei denen "die Erotik schlechter wird", obwohl sie einander lieben.

Clement rät, das vermeintliche Schicksal nicht einfach hinzunehmen und das erotische Begehren neu zu entfachen. Wie das geht, beschreibt er anhand ganz konkreter Beispiele von Paaren aus seinem Alltag als Therapeut. Hinzu kommt Sam, im Buch auch "guter Geist der Erotik" genannt. Die fiktive Frauenfigur – dargestellt als gezeichnetes Gesicht ohne Nase – ist eine Art erotische Kommunikationsberaterin, alle paar Seiten streut sie Vor- und Ratschläge, Checklisten oder Persönlichkeitstests ein. Während letztere vor allem dazu beitragen sich selbst und den Partner besser kennen zu lernen – was durchaus hilfreich sein kann –, bleibt fraglich, wie Sätze wie "Nur Mut! Ohne Einsatz kein Gewinn" dem Erotiksuchenden konkret helfen sollen.

Vor allem die Begriffe "können" und "wollen" spielen im Buch eine wesentliche Rolle. Auf dem Weg zu selbstbestimmtem Sex ist laut Clement vor allem wichtig, dass Partner sich bewusst sind, ob der Satz "Ich kann nicht" auch wirklich ein Nicht-können oder vielmehr ein Nicht-wollen ausdrückt.

Ideen für Rollenspiele

Ebenfalls für den Autor essenziell: Die Unterschiede, die seiner Meinung nach das Sexleben eines Paares besonders interessant und den Partner attraktiv machen. Wichtig sei dennoch, auch Gemeinsamkeiten der beiden sexuellen Profile zu finden. Das gelingt, so der Vorschlag im Buch, etwa durch das gemeinschaftliche finden der sexuellen Nische. Die Übung geht so: Auf ein Blatt Papier wird ein Kreis eingezeichnet, in den beide Partner gemeinsam schreiben, was in die Nische hineingehört – etwa Augen verbinden, Oralverkehr oder Pornos ansehen. Was nicht hinein gehört, steht außerhalb.

Neben solchen Übungen ist das Buch auch voll mit Szenarien für Rollenspiele, die das Sexleben ankurbeln sollen. Und, für manche Paare vermutlich besonders hilfreich: In einem der letzten Kapitel hilft ein Test dabei, herauszufinden, ob ein Problem eventuell unlösbar ist – auch diese Einsicht kann viel bringen.

Am Ende hat, wer das Buch aufmerksam liest und mit dem Partner gemeinsam durcharbeitet, viel über die eigenen Erwartungen und Wünsche erfahren. Alleine das, also die ausführliche Beschäftigung mit der eigenen Sexualität, hilft der Erotik vermutlich schon auf die Sprünge. (Bernadette Redl, 4.1.2017)