Einfach einmal nachdenken.

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Altach – Zwei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen: Auch unter Damir Canadi ist Rapid in der Meisterschaft unter den Erwartungen geblieben. Das 1:3 bei Winterkönig Altach am Sonntag war ein passender Abschluss eines verkorksten Ligaherbstes. 27 Punkte nach 20 Runden sind die schlechteste Bilanz seit 2006/07, den Wienern droht 2017/18 eine europacuplose Saison.

15 Punkte fehlen Rapid 16 Spiele vor Schluss auf Altach (42). Auch Titelverteidiger Salzburg (40) und Sturm Graz (39) auf den restlichen beiden Europacup-Fixplätzen scheinen außer Reichweite zu sein. "Selbst die Austria einzuholen wird für uns schwierig", ist sich Canadi bewusst. Der Lokalrivale hat als Vierter auch schon zehn Punkte Vorsprung auf Rapid, zum Frühjahrsauftakt steht gleich das Derby im Happel-Stadion an.

"Jedes Spiel ein Cup-Spiel"

Ans Aufgeben denkt aber keiner, vor allem Fredy Bickel nicht, der offiziell am 1. Jänner seine Sportdirektor-Tätigkeit aufnimmt und eine Europacup-Qualifikation noch in Reichweite sieht: "Ich denke schon, dass das machbar ist." Dafür ist aber ein Traumfrühjahr nötig. "Es ist beinahe jedes Spiel ein Cup-Spiel, man darf keine Punkte liegenlassen. Der Druck wird sicher nicht tiefer."

Gemeinsam mit Canadi gilt es nun die Schlüsse aus den Herbstauftritten zu ziehen. "Wichtig ist jetzt die Selbstreflexion. Jeder Einzelne muss sich selbstkritisch hinterfragen, ob das genug ist", sagte Canadi. Der 46-Jährige, der erst im November sein Amt angetreten hat, ist aber guter Dinge. "Fredy Bickel, der Verein und ich werden die richtigen Weichen stellen, davon bin ich überzeugt. Es werden auch wieder andere Zeiten kommen." Hoffnung macht die Rückkehr zahlreicher verletzter Spieler, bis Februar sollten alle genesen sein.

Bickel will schauen, wo der Schuh drückt

Nicht unbedingt zu erwarten sind Aktivitäten auf dem Transfermarkt, schon jetzt stehen 29 Akteure im Profikader. "Für 16 Spiele ist der Kader eigentlich zu groß", sagt Bickel. "Wichtig ist, die Probleme von Grund auf anzugehen." Er will nun schauen, wo der Schuh am meisten drückt.

Gegen Altach waren neuerlich Defizite im Spiel nach vorn augenscheinlich. Rapid wurde mit Ausnahme des schönen Freistoßtreffers von Srdjan Grahovac (59.) und einer Halbchance per Joelinton-Fallrückzieher nicht gefährlich. In der Defensive, in der aufgrund großer Verletzungsprobleme eine Vierer- statt der üblichen Dreierkette formiert war, war die Anfälligkeit bei Standardsituationen entscheidend. Philipp Netzer erzielte seinen ersten Liga-Doppelpack (7., 60.) nach Freistößen.

Ärger über Schiri bei Dibon

Das 1:0 hätte aufgrund einer Abseitsstellung von Benedikt Zech aber nicht zählen dürfen. "Mich regt es einfach auf, mit diesem Schiedsrichter (Dieter Muckenhammer, Anm.) ist es hier jedes Mal dasselbe, wenn wir ihn in Altach haben", ärgerte sich Innenverteidiger Christopher Dibon gegenüber Sky. Das 2:0 von Nikola Dovedan leitete Dimitri Oberlin mit der Ferse mustergültig ein, es war eine der wenigen schönen Aktionen in einer extrem chancenarmen Partie, in der Altach als Meister der Effizienz aufzeigte.

"Es war ein Spiel, in dem sich beide Mannschaften lange Zeit neutralisiert haben. In einzelnen Situationen waren wir nicht hellwach, die haben das Spiel entschieden", sagte ein sehr enttäuschter Canadi, der Altach zu einer "sehr guten Saison" gratulierte. Dass seine Elf mehr Ballbesitz und auch in der Zweikampfbilanz die Nase vorne hatte, war kein Trost. Sieben Niederlagen hat Rapid jetzt schon auf dem Konto, in der vergangenen Saison waren es insgesamt elf.

"Jetzt heißt es im Winter fleißig hackeln", sagte Dibon. Mut macht ein Blick in die Vergangenheit. Als Rapid in der Saison 2006/07 das letzte Mal nach 20 Runden weniger Punkte hatte als diesmal (nur 20), gelang im Frühjahr noch der Sprung von Rang neun auf vier samt Qualifikation für den damaligen UI-Cup. Sollte ein Platz unter den ersten drei diesmal ausbleiben, bleibt Rapid noch die Hoffnung, über den ersten ÖFB-Cup-Sieg seit 1995 ein Europacup-Ticket zu ergattern. Da wartet als erste von noch drei Hürden am 5. April im Viertelfinale St. Pölten. (APA, red, 19.12.2016)