Julian Loidl führt durch die einstündige Weihnachtseinstimmung.

Foto: Moritz Schell

Wien – Mit liebevollen Effekten becirct das Neue Wiener Krippenspiel im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, sein Publikum. Freundliche animierte Strichmännchen (von Mart the Dart und Ralf Ricker) "interagierten" mit Julian Loidl als engagiertem sowie im Umgang mit regen Saalreaktionen talentiertem Erzähler. Livemusik kommt von Philipp Erasmus und Clemens Sainitzer.

Das alles löst das Versprechen vom "multimedialen Theatererlebnis" im Untertitel ein. Das Skript von Otto Jankovich – die Regie ist ihm besser gelungen – hat sich für eine leider recht simple Variante einer Weihnachtsgeschichte 2.0 entschieden: Der Originalwortlaut ist ihm zu "sperrig formuliert", also erzählt er sie in eigenen Worten nach.

Humor als Dekor

Lang und breit etwa, wie sympathisch und lieb die als Projektion soeben erstehende Maria sei. Und wie bekümmert Josef wegen des Kindes, das doch von einem anderen Mann sein muss. Ein hartnäckiger Wille zum Humor (oft an die Begleitpersonen gerichtet) dekoriert das Geschehen.

Das ist zu einfach gedacht. Hätte es heutzutage nicht eines Krippenspiels bedurft, das die Krippe als Ausgangspunkt einer Botschaft nimmt? Statt als Endpunkt einer religiösen Schwangerschaftslegende?

Natürlich kann man ein traditionelles Krippenspiel zeigen, dann sind aber die erst als sperrig verrissenen und dann doch immer wieder zitierten Bibelstellen weniger verzopft und feierlicher. Hätte man sich zwecks "Erneuerung" also nicht vielleicht besser gefragt, was an dem Stoff wesentlich ist und dies dann auf die Lebensrealität der Kinder angewandt?

Digitaler Geschenkeberg

Dabei hat es mit einem Schritt in die richtige Richtung begonnen: Loidl brach unter einem digitalen Geschenkeberg zusammen. Für etwas besinnliche Stille verfrachtet er die Konsummüllanimationen sodann schwungvoll in bunte Mülltonnen. Aber Vergleichbares begibt sich nicht wieder.

Momentweise hat man zwar noch schöne Botschaften erreicht. Etwa, von den Kindern (ab vier Jahren) eifrig bejaht, wie wichtig es sei, dass einem jemand zuhört. Dass die werdenden Eltern keinen Platz in einer Herberge finden, weil in deren Küchen gerade Kekse gebacken werden, ist aber ein billiger Scherz. Auch bei "Zigeuner" als Beschimpfung für die Obdachsuchenden hätte man lieber noch einmal nachgedacht.

Mit zu den schönsten Szenen gehörte ein ganz klassisches Stille Nacht. Ob dieses Neue Wiener Krippenspiel so lange durchhalten wird? Engel fliegen, Kamele traben – handwerklich ist alles hübsch bis gefinkelt. Aber das ist kein nachhaltiges Vergnügen, bei so flauem Inhalt. (Michael Wurmitzer, 19.12.2016)