100 bis 150 Stunden Arbeit hat Zuckerberg bisher in die Umsetzung von Jarvis gesteckt.

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Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg ist mittlerweile bekannt für die jährlichen Herausforderungen, die er sich selber stellt. 2010 etwa nahm er sich vor, Chinesisch (Mandarin) zu lernen und demonstrierte seinen Fortschritt vier Jahre später bei einem Auftritt vor chinesischen Studenten. Letztes Jahr trat er an, alle zwei Wochen ein Buch zu verschiedenen Sachthemen zu lesen.

Für dieses Jahr hat Zuckerberg nicht nur angekündigt, wenigstens 365 Meilen (rund 587 km) zu laufen, sondern auch, eine eigene künstliche Intelligenz zur Automatisierung seines Eigenheims zu programmieren. Ein Ziel, das er mittlerweile erreicht hat. Sein nach dem Vorbild aus "Iron Man" benanntes System, Jarvis, ist nun fertig. Fastcompany konnte sich das Werk bei einem Hausbesuch ansehen.

100 bis 150 Stunden Arbeit

Zuckerberg stellt sich dieser Aufgabe freilich nicht ganz unbedarft. Er ist selbst erfahrener Programmierer und hat einst selbst federführend am Code-Fundament seines sozialen Netzwerks mitgearbeitet. Eine Software umzusetzen, die auf Sprachbefehle reagiert, diverse Geräte steuern kann und dabei auch noch Zeit und Aufenthaltsort der Hausbewohner beachtet, ist allerdings ein sehr anspruchsvolles Projekt. Dazu ist es schon einige Zeit her, dass er sich selbst bei seiner Arbeit mit Programmcode auseinandergesetzt hat.

Zwischen 100 und 150 Stunden hat Zuckerberg neben seinen Tätigkeiten als Facebook-Chef mit der Umsetzung von Jarvis verbracht. Bedienen kann man es nicht nur mit der eigenen Stimme, sondern auch mit einer eigenen iPhone-App und einem Facebook-Messenger Bot. Es steuert die Musikanlage auf Basis persönlicher Geschmäcker, öffnet bestimmten Personen die Tür zum Grundstück oder setzt den Toaster in Betrieb.

Im Kern hat Zuckerberg alle Ziele erreicht, die er umsetzen wollte. Lediglich Datenvisualisierung in Virtual Reality ist kein Dienst, den ihm sein System anbietet. Auch sonst merkt man, dass Jarvis längst noch nicht ausgereift ist. Einfache Textkommandos über das Smartphone funktionieren zuverlässig. Sprachbefehle über die iOS-App – Geräte wie Amazon Echo oder Google Home sind derzeit nicht im Einsatz – benötigen aber mitunter mehrfache Wiederholung.

Selbstlernend

Besonders stolz ist Zuckerberg darauf, dass Jarvis in der Lage ist, den Musikgeschmack von sich und seiner Frau zu lernen. Auf die Aufforderung "Spiel uns Musik vor" wählt er also je nach Befehlsgeber unterschiedliche Songs aus. Es können aber auch konkrete Vorgaben gemacht werden, etwa bestimmte Arten von Musik oder Songs, die dem Stil eines bestimmten Künstlers ähneln.

Manch scheinbar triviale Aufgabe entpuppte sich im Rahmen der Implementation als ausgesprochen komplex. So muss Jarvis verschiedenen Kontext beachten, wenn jemand befiehlt, das Licht einzuschalten oder zu dimmen – etwa den aktuellen Aufenthaltsort. Außerdem hat der Facebook-Erfinder seinen Heimassistenten auch dazu gebracht, selber Synonyme zu erkennen – etwa unterschiedliche Bezeichnungen für das Wohnzimmer.

Low-Tech-Toaster

Technisch gesehen ist Zuckerbergs Automatisierungssystem ein Teil der Facebook-Infrastruktur. Das ermöglicht Zugang zu den fortgeschrittenen Technologien des Netzwerks, führt aber andere Hürden ein. Etwa beim Einbinden von Geräten. Denn internetfähige Kühlschränke verfügen schlicht nicht über das nötige Sicherheitszertifikat, um an Facebooks Dienste anzudocken.

Da aber Sicherheit für seine Heimsteuerung oberstes Gebot ist, musste er teilweise die Software von Geräten reverse-engineeren. Für den Toaster wiederum griff er zu einer Low-Tech-Lösung. Weil moderne Geräte keine Betätigung des Hebels per Fernsteuerung ermöglichen, kaufte er einen Toaster aus den 1950ern, der bei Stromzufuhr automatisch in Betrieb geht. Und diese lässt sich über Jarvis ein- und ausschalten.

Wird kein Facebook-Produkt

Trotz dieser Schwierigkeiten hat Zuckerberg für die Verwirklichung seiner Software weniger Zeit benötigt, als er selbst angenommen hatte. Von einem "produktionsfertigen" System ist Jarvis aber freilich weit entfernt. Es ist ein auf die Bedürfnisse seiner Familie abgestimmter Prototyp. Und soll das auch bleiben – ein eigenständiges Facebook-Produkt soll daraus nämlich nicht werden. (gpi, 20.12.2016)