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Marcel Hirscher wären mehr und schwierigere Kurven lieber gewesen.

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Cyprien Sarrazin hatte nach seinem überraschenden Sieg nichts auszusetzen. Er gestand: "Ich habe nie wirklich davon geträumt, ein Weltcuprennen zu gewinnen."

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La Villa / Alta Badia – Der Franzose Cyprien Sarrazin hat mit seinem Sieg beim Parallel-Riesentorlauf von Alta Badia für eine Sensation gesorgt. Gesprächsthema Nummer eins nach dem zweiten derartigen Bewerb auf der Gran Risa blieb aber die Frage nach der Zukunft des Formats.

Die Reaktionen der besten Techniker fielen gespalten aus. Während manche Gefallen an derartigen Rennen finden, stoßen sich andere vor allem an der Wahl des Austragungsorts. Eine Verlegung wäre für einige daher wünschenswert. Der "Schladming-Zielhang wär' für mich das Geilste", meinte Manuel Feller.

"Es gehört eine gewisse Brutalität dazu"

Grundsätzlich eine gute Idee, die Einstufung als Riesentorlauf sei jedoch zu hinterfragen, meinten vor allem die österreichischen Herren. "Es ist eine eigene Disziplin", sagte Feller. "Es gehört eine gewisse Brutalität dazu. Man muss natürlich gut Ski fahren können, aber mit einem Riesentorlauf hat es jetzt nicht wirklich was zu tun." In dem kurzen, direkt gesetzten Lauf auf dem relativ flachen Zielhang komme es hauptsächlich darauf an, beim Start und über die zwei Wellen Tempo zu machen. Die Kurvenfahrtechnik spiele dabei kaum eine Rolle.

Sieger Sarrazin ist zwar ein Riesentorlauf-Spezialist und scheint diese These zu widerlegen, dahinter folgten jedoch zwei Allrounder, deren Stärken klar in den Speed-Disziplinen liegen: Carlo Janko und Kjetil Jansrud. Der Schweizer und der Norweger sind auch schwerer als herkömmliche Techniker.

Mehr oder weniger Kritik

"Der Start und die Wellen machen im Prinzip das ganze Rennen aus. Der Start macht in Prozent etwa ein Drittel aus und jeweils die Wellen auch ein Drittel", erklärte Philipp Schörghofer, der als Elfter bester ÖSV-Läufer war. Wobei die Sprünge, die auf die Wellen folgen, nicht schlecht seien. "Ich glaub'e das kommt schon gut an bei den Leuten." Feller, der Platz 16 belegte, ging noch einen Schritt weiter: "Grundsätzlich geht es zu 90 Prozent um den Start, und die anderen zehn Prozent sind fast die letzte Welle da unten."

"Man sieht halt schwer einen Unterschied und kann sich relativ schwer etwas rausholen", meinte Marcel Hirscher, der knapp, aber doch in der ersten Runde scheiterte und nur 18. wurde. Mit Kritik hielt sich Hirscher zurück, er hätte sich aber mehr und schwierigere Kurven gewünscht, um seine Stärken ausspielen zu können.

"Technisch kein anspruchsvoller Hang"

Den Knackpunkt ist für viele das Gelände, das den Spielraum für Alternativen ziemlich begrenzt. "Auf dem Hang, was will man da groß rausholen?", fragte Felix Neureuther, der ebenfalls zum Auftakt ausschied. "Es sind zwei Wellen drinnen, und das war's. Also, es ist jetzt technisch kein anspruchsvoller Hang."

Schörghofer meinte, der Parallel-Riesentorlauf sei "schon ein geiles Format, nur müsste man vielleicht einen anderen Hang dafür finden. Ein bisschen steiler müsste es sein, breiter wär' auch gut, dann kannst du mehr Kurven setzen."

Eine Alternative brachten die Österreicher gleich ins Spiel. "Ich könnte mir das in Schladming auf dem Zielhang extrem gut vorstellen", sagte Hirscher. Felle: "Da geht's über eine längere Distanz, da kannst du noch ein bisserl drehender stecken. Das wär' dann schon ziemlich anspruchsvoll."

Sensationsmann Sarrazin

Mit dem 22-jährigen Sarrazin trug der – gemeinsam mit dem Schweizer Marco Odermatt – unerfahrenste Teilnehmer den Sieg davon. Erst sechs Rennen im Weltcup hatte der Sensationsmann zuvor in den Beinen, immerhin dreimal war er mit Punkten belohnt worden. "Ich habe nie wirklich davon geträumt, ein Weltcuprennen zu gewinnen", gestand er. "Mein Ziel ist in erster Linie, so schnell wie möglich zu fahren und dabei Spaß zu haben." Dank Sarrazin haben die Franzosen nun vier von fünf Riesentorläufen in diesem Winter gewonnen. (APA, red, 20.12.2016)