Alleine im heurigen Weihnachtsgeschäft fließen 100 Mio. Euro am österreichischen Handel vorbei und landen in ausländischen Shops wie Amazon und Co. Der Anteil des Online-Geschäfts am Gesamtumsatz im Handel steigt. Damit die heimischen Händler mit der Entwicklung schritthalten können, müssen sie an ihrer Online-Präsenz arbeiten, rät die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

"Ohne Online-Präsenz wird es nicht gehen", so Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel der WKÖ, die den Händlern beim Aufbau eines Internet-Auftritts unter die Arme greifen will. "Man braucht zumindest eine klickbare Telefonnummer und Öffnungszeiten", sagte sie am Dienstag. Findet ein potenzieller Kunde online keine Kontaktdaten, würde er einfach woanders hingehen. Das Ganze sollte dann auch noch für das Smartphone optimiert sein.

80 Prozent der Einzelhändler

Zwar hätten bereits 80 Prozent der Einzelhändler eine Webseite und 10.000 Unternehmen betreiben einen Web-Shop. Es gebe aber noch viel Luft nach oben. Vorreiter sind hierzulande etwa die Buchhändler. "Die sind schon vor mehreren Jahren aufgrund des Drucks von Amazon in den Internethandel eingestiegen", so Barbara Thaler, Obfrau der Fachgruppe Internethandel der WK Tirol, zur APA.

Laut KMU Forschung Austria informiert sich die Hälfte der Österreicher ab 15 Jahren schon vor dem heurigen Weihnachtsgeschenkeinkauf im Internet, 40 Prozent kaufen ihre Gaben auch – aber nicht ausschließlich – online. Mit dem Smartphone suchen drei von zehn Österreichern nach dem besten Geschenk, ein Zehntel kauft auch via Handy. "Die Händler müssen auf den Zug aufspringen und ihre Webseiten auch mobil zugänglich machen", so Thalbauer. Jene, die noch keinen Internet-Auftritt haben, betreiben zum Teil eine "Vogel-Strauss-Politik".

Wie eine zweite Filiale

"Ein Webshop ist wie eine zweite Filiale zu führen", so Thalbauer, dessen müsse man sich bewusst sein. "Ich muss mir dann Gedanken über die Logistik oder das Marketing machen." Zudem müsse man sich auch überlegen, welche Zahlungsarten man anbietet. Will man junge Kunden ansprechen, werde man eher keine Kreditkartenzahlung anbieten, sondern zur Sofortüberweisung greifen. Kaufkräftiges Klientel bezahle hingegen gerne mit Visa, MasterCard und Co. Der Bezahldienst PayPal sei zwar für die Konsumenten sehr angenehm, aber für die Händler vergleichsweise teuer.

Man müsse aber nicht jedem Händler eine Webseite aufdrängen. Kleinen Händlern mit Nischenprodukten empfiehlt Thalbauer eher, Online-Marktplätze zu nutzen, das sei auch um einiges günstiger.

Die Ausrichtung auf Multi-Channel werde die Zukunft für den Handel sein. "Die Kunden können dann zum Beispiel bestellte Ware im Shop abholen oder auch zurückgeben", so Thalbauer. Durch die Verknüpfung von on- und offline könnten die Händler ganz neue Strategien zur Kundenbindung entwickeln.

Ein Webshop kommt schon teurer

Eine einfache Webseite gebe es bereits ab mehreren hundert bis 1.000 Euro, nach oben gibt es keine Grenzen. Ein Webshop kommt schon teurer: Um die 5.000 Euro müsse man dafür mindestens in die Hand nehmen. Große Webshops könnten einige hundert tausend Euro kosten.

Auch auf EU-Ebene will sich die WKÖ für heimische Händler einsetzen. "Wir wollen die ungleichen Wettbewerbsbedingungen aufzeigen", so Thalbauer und verweist auf die großen Punkte Steuern und Lohnpolitik. Auch die Konsumenten sollten vermehrt dazu angehalten werden, bei heimischen Händlern zu shoppen. "Wenn alle im Ausland einkaufen, schadet das dem Wirtschaftsstandort. Dann könnte auch irgendwann der eigene Arbeitsplatz verloren gehen", meinte Thalbauer. (APA, 20.12. 2016)