Bild nicht mehr verfügbar.

Albert Einstein am Lesepult: Der Physiker soll "Die Brüder Karamasow" von Dostojewski und David Humes "Traktat über die menschliche Natur" besonders geschätzt haben.

Foto: Picturedesk

Jürgen Doppler

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
Carl Abbott ist Stadtforscher und zugleich großer Science-Fiction-Fan. Hier katalogisiert er die fiktiven Städte der SF-Literatur und stellt verblüffende Querverbindungen zu vergessenen Konzepten aus der Architekturgeschichte her. Die waren ganz real, muten aber nicht minder fantastisch an.

Carl Abbott: "Imagining Urban Futures". € 25,60 / 264 Seiten. Wesleyan University Press, Middletown 2016

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Als James Tiptree Junior schrieb die Psychologin Alice B. Sheldon Science-Fiction-Erzählungen, führte ein Leben so schillernd wie ein Hemingway-Roman und war doch zeitlebens von Selbstzweifeln zerfressen. Intime Einblicke gewährt diese Sammlung von Briefen und anderen Dokumenten.

James Tiptree Jr.: "Wie man die Unendlichkeit in den Griff bekommt". € 24,90 / 456 Seiten. Septime, Wien 2016

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Von 1804 bis 1806 erkundete die Lewis-und-Clark-Expedition im Auftrag Thomas Jeffersons den amerikanischen Westen, Expansion hielt man für den "göttlichen Auftrag" der USA. In der schon drei Bände umfassenden Comic-Reihe Manifest Destiny von Chris Dingess wird daraus ein ziemlich böses Sittenbild.

Chris Dingess: "Manifest Destiny". € 20,60 / 128 Seiten. Cross Cult, Ludwigsburg 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
2016 sprach alle Welt erschrocken über Filterblasen und Echokammern. 2017 erscheint die Übersetzung des Romans The Affinities, in dem Robert Charles Wilson diesen Trend weiterdachte: Ein Algorithmus gruppiert Menschen zu Netzwerken, die in sich perfekt harmonieren und sich nach außen abschotten. Die Gesellschaft zerfällt.

Robert Charles Wilson: "Netzwerk". € 10,30 / 400 Seiten. Heyne, München 2017

Peter Illetschko

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
Was haben der Ameisenbär und der Rote Wendehalsfrosch gemeinsam? Es sind Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Dieses Buch erzählt ihre deprimierende Geschichte – und das dank der Beschreibungen des skurrilen Alltags recht amüsant.

Lydia Möcklinghoff: "Die Supernasen. Wie Artenschützer Ameisenbär & Co vor dem Aussterben bewahren". € 22,70 / 318 Seiten. Hanser, München 2016

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Der bekannte Insektenforscher und Biologe E.O. Wilson, mittlerweile 87 Jahre alt, wird nicht müde, Bücher zu schreiben. In seinem jüngsten Werk fordert er, die Hälfte der Erdoberfläche als Naturreservat zu schützen. Nur damit könnte man einen Fortbestand der Biodiversität sichern.

E.O. Wilson: "Die Hälfte der Erde. Ein Planet kämpft um sein Leben". € 22,95 / 256 Seiten. Beck, München 2016

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Was kann es Schöneres geben, als das zu machen, was Spaß macht? Ille Gebeshuber hatte eine Professur in Malaysia und ging häufig auf Expedition in den Regenwald. Nun beschreibt sie begeistert und leicht verständlich den Reichtum an bionischen Lösungen, den die Natur dort bietet.

Ille C. Gebeshuber: "Wo die Maschinen wachsen". € 18,99 / 240 Seiten. Ecowin, Salzburg 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
Die sozialen Netzwerke führen dazu, dass immer mehr Menschen ihre Meinung kundtun – ohne über Folgen für sich und andere nachzudenken. Dieses Buch über die Konsequenzen davon und den Austausch von Standpunkten in der Erregungsgesellschaft im Internet gilt als eines der besten Sachbücher des Jahres.

Timothy Garton Ash: "Redefreiheit". € 28,80 / 688 Seiten. Hanser, München 2016

David Rennert

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
Schon wieder ein Buch über die alten Römer? Ja, zum Glück! Die Cambridge-Historikerin Mary Beard erweckt in ihrem Buch die römische Geschichte so kurzweilig zum Leben, dass einem die Nächte schnell zu kurz werden. Kein detailliertes Nachschlagewerk, aber ausgesprochen unterhaltsam.

Mary Beard: "SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms". € 28,80 / 656 Seiten. S. Fischer, Frankfurt 2016

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Sternstunden der Wissenschaftsgeschichte: Der britische Historiker David Wootton liefert ein hochspannendes und ungewöhnliches Buch über das Werden der modernen Wissenschaft und wie die naturwissenschaftliche Revolution die Welt in ihren vermeintlichen Grundfesten erschütterte.

David Wootton: "The Invention of Science". € 27,95 / 784 Seiten. Allen Lane, London 2015

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Das neue Buch des Biologen Kurt Kotrschal zeigt auf, warum Zwei- und Vierbeiner so stark voneinander profitieren – und vermittelt dabei den aktuellen Stand der Forschung. Doch Vorsicht: Die Lektüre kann den starken Wunsch nach einem Leben mit Hund wecken!

Kurt Kotrschal: "Hund & Mensch. Das Geheimnis unserer Seelenverwandtschaft". € 24,90 / 271 Seiten. Brandstätter, Wien 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
Nach seiner preisgekrönten Geschichte der Krebsforschung hat der Onkologe Siddhartha Mukherjee heuer eine "intime Geschichte" der Genetik vorgelegt. Das Buch besticht schon auf den ersten Blick durch die literarische Verwebung von Wissenschaftsgeschichte mit der eigenen Biografie.

Siddhartha Mukherjee: "The Gene: An Intimate History". € 31,49 / 608 Seiten. Bodley Head, London 2016

Klaus Taschwer

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
In Nature wurde es kürzlich eher verrissen, dennoch habe ich Blitzed: Drugs in Nazi Germany sofort bestellt – neugierig und voreilig. Wenig später kam ich drauf, dass dieses Buch als Der totale Rausch bereits 2015 erschienen war. Nun habe ich beide Ausgaben, je halb gelesen, aber doppelt empfohlen!

Norman Ohler: "Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich". € 20,60 / 363 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Peter-André Alt ist Präsident der HU Berlin. Nebenbei hat der Literaturwissenschafter mit Hang zu dicken Biografien (700 Seiten Kafka, 1500 Seiten Schiller) eine famose Freud-Biografie verfasst, die auf 1000 Seiten etliches Neues über das "berühmteste Ohr unserer Epoche" (Foucault) bringt.

Peter-André Alt: "Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne". € 35,93 / 1036 Seiten. C.H. Beck, München 2016

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Léo Grasset hat die Popularisierung der Biologie zum Beruf gemacht. In Giraffentheater erzählt der junge "Zwischenschafter" mit viel Gespür für gute Geschichten über die Giraffenevolution, die Kommunikation von Elefanten und darüber, was im Film König der Löwen stimmt und was nicht.

Léo Grasset: "Giraffentheater. Anekdoten aus der Savanne". € 17,40 / 144 Seiten. Wagenbach, Berlin 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
Noch vor Donald Trumps Amtsantritt ist "postfaktisch" das Wort des Jahres. Das Schlimmste, so muss befürchtet werden, steht den Fakten und der Wissenschaft noch bevor. US-Aktivist Shawn Otto hat bereits jetzt ein Buch über den Krieg gegen die Wissenschaft vorgelegt, mit Vorschlägen für konstruktive Gegenmaßnahmen.

Shawn Otto: "The War on Science". € 18,23 / 515 Seiten. Milkweed, Washington 2016

Christine Tragler

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
Was Sie schon immer über solidarische Sisters, vernetzte Cyborgs und "New Mestizas" wissen wollten: Anschaulich vermittelt Kirstin Mertlitsch besondere Figuren der feministischen Theorieproduktion seit den 1980er-Jahren – quasi die Ikonen der westlichen Queer-und-Gender-Studies.

Kirstin Merlitsch: "Sisters – Cyborgs – Drags". € 36 / 278 Seiten, Transcript-Verlag, Bielefeld 2016

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Ein verschüttetes Kapitel der NS-Geschichte: Sylvia Köchl rekonstruiert die Lebenswege von acht Frauen, vorbestraften Abtreiberinnen und Diebinnen aus Österreich, die von den Nazis als "Berufsverbrecherinnen" klassifiziert und ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt wurden.

Sylvia Köchl: "Das Bedürfnis nach gerechter Sühne". € 24,90 / 340 Seiten, Mandelbaum-Verlag, Wien 2016

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Bissig, humorvoll und provokant: Margarete Stokowski hat ein wunderbares Buch über Disney-Prinzessinnen, beschränkte Rollenbilder, Feminismus, Sexualität und Anarchie geschrieben. So intelligente wie nachvollziehbare Gesellschaftskritik – auch für jugendliche Leserinnen.

Margarete Stokowski: "Untenrum frei". € 20,60 / 256 Seiten. Rowohlt, Reinbek 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
Mit historisch überlieferten Darstellungsformen und deren Einfluss auf die Gegenwart schwarzer Menschen in Österreich hat sich Claudia Unterweger, Journalistin und ORF-Moderatorin, beschäftigt. Auf der Suche nach Gegenentwürfen zu exotisierenden Klischees.

Claudia Unterweger: "Talking Back: Strategien schwarzer österreichischer Geschichtsschreibung". € 19,95 / 250 Seiten, Zaglossus, Wien 2016

Tanja Traxler

Dieses Buch hat mich positiv überrascht
Wer hätte gedacht, dass Mode, Schicksal oder Fantasie von entscheidender Bedeutung für die Naturwissenschaft sind? Mit dieser Überraschung wartet Roger Penrose in seiner Einführung in die String-Theorie und andere aktuelle Theorien der Physik auf.

Roger Penrose: "Fashion, Faith, and Fantasy in the New Physics of the Universe". € 22,95 / 501 Seiten. Princeton University Press, Princeton und Oxford 2016

Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt
Aus der Perspektive einer Physikerin war 2016 das Jahr der Gravitationswellen. Als literarischer Soundtrack dazu ist Janna Levins Black Hole Blues zu empfehlen: Eine kurzweilige Einführung in die Physik der Gravitationswellen und wie man sie schließlich nachweisen konnte.

Janna Levin: "Black Hole Blues and Other Songs from Outer Space". € 15,94 / 256 Seiten. Bodley Head, London 2016

Dieses Buch würde ich jungen Lesern schenken
Wie die urbanen Zentren der Erde aus der Satellitenperspektive aussehen, stellt dieser Bildband in 131 spektakulären Aufnahmen dar. Für alle, die Los Angeles, Mexiko-Stadt oder Timbuktu immer schon von oben sehen wollten.

Markus Eisl, Gerald Mansberger, Peter Matzanetz, Paul Schreilechner: "Cities. Brennpunkte der Menschheit". € 49,95 / 256 Seiten. Eo-Vision-Verlag, Salzburg 2016

Dieses Buch liegt auf meinem Nachtkastl
Wenn es um Einwanderung geht, sind auch Tiere und Pflanzen mit Vorurteilen konfrontiert – das vermittelt Fred Pearce schon auf den ersten Seiten. Ein Plädoyer gegen die Befürchtung, dass einheimische Arten zunehmend von invasiven Spezies bedroht sind.

Fred Pearce: "Die neuen Wilden: Wie es mit fremden Tieren und Pflanzen gelingt, die Natur zu retten". € 22,95 / 336 Seiten. Oekom-Verlag, München 2016 (red, 20. 12. 2016)