Die französische Schauspielerin Michele Morgan ist 96-jährig gestorben.

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Paris – In ihren Augen schienen alle Träume dieser Welt aufgehoben zu sein. Sie waren von so kristallenem Blau, dass sie fast wie eine Wunde wirkten. Es war ein privilegierter Moment, von ihr auf der Leinwand angesehen zu werden. Das Kompliment, das ihr Jean Gabin in Hafen im Nebel (1938) machte, hat Kinogeschichte geschrieben: "T'as des beaux yeux."

In "Hafen im Nebel" ("Le Quai des brumes") spielte Morgan an der Seite von Jean Gabin.
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Über Nacht wurde Michèle Morgan in dieser Rolle berühmt. Mit Barett und glänzendem Regenmantel verkörperte sie den sentimentalen Existenzialismus des französischen Vorkriegskinos. Als sie 1940 Frankreich verließ, war sie bereits ein Star.

Der düster-romantischen Welt des Poetischen Realismus konnte sie im Film noir treu bleiben: Sie spielte in Joan of Paris eine Résistance-Kämpferin und war Bogarts Partnerin in dem Anti-Nazi-Film Passage to Marseille. 1946 erhielt sie in Cannes den Darstellerpreis für Und es ward Licht. Den Anschluss zur Nouvelle Vague hat sie nie gesucht.

In den 50er-Jahren vollendete sie den Rollentyp der erfahrenen Frau, die den großen Liebesversprechen gern noch einmal glauben würde, und absolvierte diese Rollen mit dem Pathos einer Boulevardtragödin. Am Dienstag hat Michèle Morgan ihre Augen zum letzten Mal geschlossen. (Gerhard Midding, 21.12.2016)