Staatsoperndirektor in spe Bogdan Roščić und im Hintergrund Kulturminister Thomas Drozda.

Foto: Regine Hendrich

Die Bestellung von Bogdan Roščić – eine erfrischende Überraschung: Ein Manager der CD-Klassikbranche soll ein anspruchsvolles Repertoirehaus leiten und Visionen entwickeln. Das entsprechende Konzept ist zwar noch neblig, verdient es jedoch, abgewartet zu werden. Uraufführungen scheinen Roščić jedenfalls wichtig, auch einen Musikchef wird er suchen. Gut so. Roščić wird aber ein Haus mit toller Auslastung und funktionierendem Repertoiresystem übernehmen. Krise sieht anders aus, das Erreichte kann jedoch leicht beschädigt werden.

Klar ist aber auch, dass das Haus momentan international zu harmlos wirkt. Dominique Meyers Pech, zu viele nur solide Premieren zu liefern, sollte aber nicht erst Roščić therapieren. Der Amtsinhaber möge bis 2020 Produktionen hervorbringen, die zumindest europaweiten Magnetismus entfalten. Das hat der Anspruch des Hauses zu sein.

Die Staatsoper beherbergt das zumeist beste Opernorchester der Welt, es gastieren die meisten besten Sänger. Und das Ensembleniveau garantiert sehr respektable Alltagsqualität. Eine Selbstverständlichkeit wäre es deshalb, auch im Regiebereich Könner zu holen, die (egal, ob sie einen konservativen oder einen subjektiv-offenen Opernbegriff pflegen) das gegenwärtige Bestniveau definieren. Gelingt Meyer dies, wird seine Bilanz blendend. Dann kann der Neuling originelle Revolutionen anzetteln. Wobei er sich der zermürbenden Kraft des Betriebes bewusst sein sollte. (Ljubiša Tošić, 21.12.2016)