"Endabrechnung": der ORF-Landkrimi mit Robert Palfrader am Donnerstag, 20.15 Uhr auf ORF 1.

Foto: ORF/Allegro Film/Oliver Oppitz

Schon Karl Kraus wusste: Nichts trennt zuverlässiger als die gemeinsame Sprache. Insofern versetzt einen der Auftritt Robert Palfraders als "Commissario Höllbacher" in schieres Erstaunen. Die neue ORF-Landkrimi-Folge "Endabrechnung" – sie gelangt am Donnerstag um 20.15 Uhr in ORF 1 zur Ausstrahlung – spielt in Südtirol. In diesem wahrhaft gesegneten Landstrich hängen Pfarrer, die man zu Unrecht schlimmer Dinge bezichtigt, an Glockenstricken. Ein aasiger Oberstaatsanwalt (Tobias Moretti) spricht so bezaubernd Deutsch, als würde er hauptberuflich Pizzaschnitten in Kartons verpacken. Dabei ist sein Lächeln von tödlicher Herzlichkeit.

Höllbacher hat seine Dienstmarke wegen dieses Stückes Mist im Maßanzug eigentlich abgegeben. Palfrader legt seinen Tiroler Spürhund eher schwermütig an. Die Gegend zwischen Meran und Bozen besteht im Wesentlichen aus Hotelkästen mit zauberhafter Fernsicht und aus Sparkassenfilialen. Kein Wunder also, dass Letztere mit Ersteren besonders viel zu schaffen haben.

Was einigermaßen verblüfft, ist der Mut von Schauspielern und Regie (Umut Dag). Palfrader artikuliert ein derart makelloses Südtirolerisch, als hätte er tagaus, tagein eine Handvoll Alpendolomiten im Mund stecken. Er spricht ausgiebig dem Rebsaft aus lokalem Anbau zu. Vor allem aber verkörpert er eine Form der Unbeugsamkeit, die maulfaul ist, ungeschlacht wirkt und Südtirol als modernisierungsresistenten Weltwinkel ausweist.

Aus dem Täter wird nicht lange ein Rätsel gemacht. Menschen mit abgesägter Schrotflinte ins Gesicht zu schießen, das wäre auch in anderen (Bundes-)Ländern nicht zu rechtfertigen.

Was für diesen Landkrimi aber unbedingt einnimmt, ist sein Wille zum Psychogramm. Die Verlierer der Globalisierung verstecken die längst verwesten Leichname ihrer Erzeuger in Hotelbetten (nicht nachmachen!) und schießen im Keller mit dem Gewehr auf die Titelseite ihres Lokalblattes. Südtirol, du hast es auch nicht nur leicht! Abgesehen aber von den fehlenden Untertiteln (was, zum Teufel, reden die da eigentlich?) liefern die Beteiligten, unter ihnen Claudia Kottal und Harald Windisch, hervorragende Krimiware ab. (Ronald Pohl, 22.12.2016)