Verteidigungsminster Doskozil mit Wachtmeister Christopher Staudach (L.) und Oberleutnant Eszter Deak auf Weihnachtsbesuch bei der österreichischen KFOR-Truppe

Foto: Bundesheer/Pusch

Prishtina/Wien – Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) sieht Österreichs militärisches Engagement im Kosovo auch als Möglichkeit zur Terrorprävention, wie er anlässlich seines Weihnachtsbesuchs bei den KFOR-Truppen am Mittwoch bekräftigte. Der Einsatz am Balkan sei "besonders wichtig", dementsprechend werde man auch in nächster Zeit in der bisherigen Größenordnung von rund 500 Soldaten im Kosovo bleiben.

Terrorprävention: "Wissen, was passiert"

Die Ereignisse der vergangenen Tage seien "ein kurzes Wachrütteln", nahm der Minister auf den Terror in Berlin Bezug. Es müsse jedem klar sein, "dass der Terror in Europa angekommen ist". Man müsse sich in Europa besser vernetzen, befand Doskozil. Der Kosovo sei "eine sensible Region" und es sei "wichtig, dass wir hier präsent sind". Das wichtigste in der Terrorprävention sei "zu wissen, was passiert".

Pilz: "Balkanroute des Jihadismus"

Auch der Grüne Abgeordnete Peter Pilz, der den Minister gemeinsam mit anderen Mandataren zum größten österreichischen Auslandskontingent begleitete, betonte, wie wichtig es sei, das Problem der "Balkanroute des Jihadismus" genau im Auge zu behalten. Man müsse auch beobachten, ob sich in der Zusammenarbeit mit den türkischen Militärs etwas ändere. Otto Pendl (SPÖ) und Christoph Hagen (Team Stronach) hoben ebenfalls die Wichtigkeit des Einsatzes hervor.

Die derzeitige Lage im Kosovo bezeichnen Beobachter als "ruhig, aber fragil" – es könnte jederzeit zu einer Eskalation kommen, heißt es. Die Situation sei vergleichbar mit einem "unterirdischen Vulkan".

Noch zehn Jahre KFOR-Einsatz nötig

Eine Kräftereduzierung 2017 ist nicht in Sicht, Schätzungen der Militärs gehen davon aus, dass die KFOR noch mindestens zehn Jahre notwendig sein wird. Die NATO-Mission mit 31 beteiligten Ländern gibt es schon seit 1999, ihre Ziele sind der Wiederaufbau der Region und der Infrastruktur nach dem Kosovo-Krieg sowie die Friedenssicherung.

Die rund 480 österreichischen Soldaten, darunter neun Frauen, sind über das ganze Land mit seinen gut 1,7 Mio. Einwohnern eingesetzt. Das Kontingent besteht unter anderem aus einer Aufklärungskompanie, Infanteriekompanien, Ärzten mit Sanitätspersonal und Kampfmittel-Beseitigern. Viele von ihnen werden Weihnachten im Militärcamp verbringen. Dennoch wünschte Doskozil "ein paar ruhige Tage, ein paar ruhige Minuten".

"Vergelt's Gott", bedankte sich auch der mitgereiste Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics im Rahmen einer Weihnachtsfeier bei den Soldaten für den Einsatz "für Verständigung und Frieden". Während die Gardemusik ein paar weihnachtliche Klassiker zum Besten gab, brachte das Christkind neben 520 neuen Kampfhelmen auch Wein und Speckjause aus der Heimat. Deren Transport in den Kosovo gestaltete sich übrigens gar nicht so einfach, weil die Hercules-Transportmaschine die Delegation am Dienstag wetterbedingt nicht wie geplant in Wien abholen konnte, sondern in Bratislava landen musste, wobei die Reisegruppe am Weg dorthin zwischenzeitlich auch noch an der slowakischen Grenze festsaß.

Viel Zeit zum Nachdenken

Im "Multifunktionszelt" blinkte letztlich aber nicht nur der Christbaum auf der Bühne, sondern auch das wohl beliebteste Geschenk für die Truppe: ein Darts-Automat, den der Sportminister auch gleich unter Applaus erfolgreich einweihte. Die Stimmung ist freilich nicht immer so gut wie an diesem Abend. "Hier hat man viel Zeit zum Nachdenken", erklärte Militärdekan Christian Thomas Rachle, der im Advent drei Wochen bei den Truppen im Kosovo verbringt. "Es kommen viele Dinge hoch, die man vielleicht verdrängt zuhause." Manchmal wollten die Soldaten aber einfach mit jemandem reden, der sie ernst nimmt und das Erzählte für sich behalte – etwa dass sie heiraten wollen. Bemitleiden müsse man die Soldaten jedenfalls nicht, stellt er aber auch klar: Alle seien freiwillig hier und viele hätten auch die Möglichkeit, über die Feiertage nach Hause zu fahren. (APA, 21.12.2016)