Wien – Als Prinzessin möchte Vaiana, Tochter des polynesischen Chief Tui, nicht bezeichnet werden. Der Halbgott Maui, der sie bei ihrem Versuch der Weltenrettung begleitet, sieht das anders: Wer ständig singt und mit Tieren redet, sei Prinzessin.

Ob da die Glamrock-Krabbe Tamatoa lauert? Vaiana hat jedenfalls lieber ein Paddel in der Hand als einen Halbgott im Schlepptau.
Foto: Disney

Man merkt, dass sich Maui im Disney-Universum bestens auskennt, dennoch unterscheidet sich dessen Neuzugang von Belle, Arielle und Konsortinnen. Wie auch der Unterhaltungskonzern nicht müde wird zu betonen, dass seine jüngste Heldin nicht nach Barbie-Maßstäben modelliert ist und von keinerlei romantischen Interessen angetrieben wird. Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (im Original: Moana) bleibt zwar trotzdem in vertrauten Gewässern, weiß aber auch in diesen bestens zu unterhalten und optisch zu beeindrucken.

Auf Vaianas Heimatinsel greift ein geheimnisvolles Siechtum um sich. Die Maxime von Chief Tui, wonach alles so bleiben muss, wie es seit je war, erweist sich zunehmend als kurzsichtig. Rat weiß nur die mit den alten Mythen vertraute Oma: Ihre Enkelin wurde vom Meer auserwählt, um mit dem legendären Trickster Maui, der einst der Inselgöttin Te Fiti das Herz stahl, Selbiges zu retournieren. Hindernisse, die es dabei episodenhaft zu umschiffen gilt, sind die großartigen aus einem tropischen Mad Max-Kindergarten entlaufenen Kakamora-Piraten, die gigantische Glamrock-Krabbe Tamatoa und die feurige Dämonin Te Ka. Mauis nur von gelegentlichen Zweifeln ins Gegenteil verkehrte Selbstherrlichkeit macht die Erfüllung der Aufgabe auch nicht leichter.

Aus Liebe zum Detail

Vieles wie den allzu behütenden Vater oder den übermenschlichen Komiker kennt man aus Disneys Arielle beziehungsweise Aladdin, beides Filme, in denen wie hier Ron Clements und John Musker Regie führten. Und auch das Motiv der Suche nach der eigenen Bestimmung, das einem in Vaiana wiederholt entgegenschwappt, ist mehr als nur vertraut. Für jene, die sich daran stören könnten, werden Maui ein paar selbstreferenzielle Sprüche ins Großmaul gelegt.

KinoCheck

Angesichts der detailverliebten Umsetzung erscheint eine Kritik an dem Befahren bewährter Bahnen aber so überzogen wie eine solche an einer überzeichneten Darstellung ozeanischer Kultur. Tatsächlich waren beim Casting pazifische Wurzeln der Sprecher wichtiger als große Namen. Beides vereint Dwayne Johnson, der in der Originalversion als Maui sein Charisma versprüht. In der deutschen Fassung darf man mit Andreas Bourani vorliebnehmen.

Wie Die Eiskönigin kann auch Vaiana als ein Update jener Filme gesehen werden, die Anfang der 90er-Jahre als sogenannte Disney-Renaissance dem Filmstudio eine künstlerische wie finanzielle Hochphase bescherten. Wirklich ausgeformte Bösewichte mögen fehlen und kleinere Gags nicht zünden – mit seiner starken Heldin und prachtvollen Animationsarbeit, die das Meer ebenso zum Leben erweckt wie die Tätowierungen auf Mauis Körper, gebührt dem Südseetrip dennoch ein Platz unter den besseren Werken des Maus-Konzerns. (Dorian Waller, 22.12.2016)