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Viele Ägypter verkaufen ihre Organe an illegale Händler, um Schulden zu bezahlen. Laut Schätzungen der WHO handelt es sich um jährlich mehrere Hundert Fälle im Land.

Foto: AP Photo/Amr Nabil

In einem kleinen Kulturkino in Kairo läuft der Film "Donor". Ein Drama aus den Philippinen um eine junge Frau, die sich ihre Träume erfüllen will, indem sie eine ihrer Nieren an einen reichen Araber verkauft. In der ägyptischen Realität schockt derzeit ein echter Skandal von Organspenden. Dass es diesen illegalen Handel in Ägypten gibt und er ein Problem ist, war ein offenes Geheimnis. Aber wie groß das Ausmaß und die Vernetzung bis zu renommierten Universitätsinstituten sind, hat doch überrascht, als die Verbrechen ans Licht kamen.

Der internationale Ring, der kürzlich von den Sicherheitsbehörden nach monatelanger Observierung ausgehoben wurde, umfasst Universitätsprofessoren, Ärzte, Pfleger, Besitzer von Kliniken und privaten Laboren sowie Vermittler. Mehr als zwei Dutzend von ihnen sind weiterhin in Untersuchungshaft.

Berufsverbot für Ärzte

Mehrere der betroffenen Kliniken und medizinischen Zentren hatten gar keine Lizenz und wurden vom Gesundheitsministerium gleich geschlossen. In der Liste der Verhafteten figurieren auch Mitarbeiter der Kairoer und der Ain-Shams-Universität, zwei der renommiertesten Lehranstalten Ägyptens. Beschuldigte Ärzte wurden mit einem vorläufigen Berufsverbot belegt. Schriftliche Unterlagen und Computer, die den Mechanismus dokumentieren, konnten sichergestellt werden.

Die Betreiber dieses florierenden Geschäftes machen sich die verbreitete Armut – sie liegt offiziell bei mehr als 27 Prozent – zunutze. Sie kaufen für wenig Geld die Organe ein – in der Mehrheit Nieren – und verkaufen sie an reiche Patienten, meist aus den Golfstaaten, aber auch aus Europa. Die Empfänger bezahlen laut Berichten in den lokalen Medien umgerechnet bis zu 95.000 Euro für eine Operation.

Seit 2010 gibt es in Ägypten ein Gesetz, das den Handel mit menschlichen Organen unter Strafe stellt und eine Transplantation zwischen Ägyptern und Ausländern verbietet, außer im Fall von Eheleuten, wenn sie mindestens drei Jahre verheiratet sind. Mit diesem Gesetz wurden erstmals Organspenden geregelt. Allerdings ist die Kontrolle lasch und die angedrohten Strafen kein Hinderungsgrund für lukrative, illegale Geschäfte. Abgeordnete im Parlament haben deshalb jetzt eine Strafverschärfung bis hin zur Todesstrafe in besonders schweren Fällen verlangt.

Top fünf Nationen

Laut der Weltgesundheitsorganisation gehört Ägypten mit jährlich mehreren hundert Fällen zu den fünf Ländern weltweit, in denen der illegale Organhandel am weitesten verbreitet ist. Verantwortliche im Gesundheitswesen verlangen deshalb staatliche Aufklärungskampagnen, um die Bürger vor diesen kriminellen Machenschaften zu warnen.(Astrid Frefel aus Kairo, 23.12.2016)