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Im Land hinter dem Regenbogen wartet auch nur ein Schwindler: Judy Garland in "The Wizard of Oz" (1939).

Foto: AP

"Find yourself a place where you won't get into any trouble", bekommt das Waisenkind zu hören, bevor es aufbricht in das Land hinter dem Regenbogen. Das eigentlich gar nicht mehr so kleine Mädchen ist Judy Garland als Dorothy, und obwohl es den Mund nicht mehr zu schließen vermag ob der Wunderdinge "somewhere over the rainbow", hat es doch nur einen Wunsch: in dieser bis dahin teuersten Produktion von MGM nach Hause zurückzukehren.

Jedes Jahr präsentiert das Filmmuseum zu Weihnachten The Wizard of Oz (selbstverständlich in Originalfassung), einen Popklassiker der Filmgeschichte, und man würde – wie so oft bei solchen Anlässen – gerne schreiben, dass dieser Film nichts von seiner Anziehungskraft verloren habe. Nur ist das in diesem Fall nicht so einfach, was daran liegt, dass die Kraft der Anziehung selbst Thema des Films ist.

TheManThatGetsAway

Denn The Wizard of Oz ist ein Paradebeispiel für die Verselbstständigung von populären Mythen und Legenden, die von Klaus Nomis Abgesang auf die tote Hexe bis zu Garlands Aufputschmittel als ihr Anfang vom Ende ("I was born at the age of twelve on a Metro-Goldwyn-Mayer lot") reichen. Was bestens funktioniert bei einem Film, der zum knallbunten Selbstbedienungsladen geworden ist, in dem Psychoanalytiker gleichermaßen fündig werden wie Literaturwissenschafter oder die Camp-Community.

Die gelbe Straße beginnt als Spirale, macht einen schwindlig und ist – wie der große Zauberer hinter dem Vorhang – selbst ein Schwindel. Es ist die Straße des Lebens, auf der man wie Dorothy Verstand, Herz und Mut trifft. Aber das Allerwichtigste ist die Kraft, die Wirklichkeit hinter sich zu lassen. (pek, 22.12.2016)