Kleine Mücke, große Angst. Vor allem während einer Schwangerschaft.

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Rio de Janeiro – Die Verbreitung des Zika-Virus dürfte für Brasilien langfristige Folgen haben. Mehr als die Hälfte der Frauen im gebärfähigen Alter verhüten aus Angst vor Komplikationen bzw. tun das weiterhin. Das geht aus einer Studie hervor, die im "Journal of Family Planning and Reproductive Health Care" erschienen ist.

Debora Diniz von der Universität Brasilia und ihre Co-Autoren haben im Juni dieses Jahres eine landesweite Umfrage mit 2.002 Frauen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren zu Fragen der Reproduktionsmedizin, Gesundheit und Schwangerschaft sowie über Abtreibungen durchgeführt. Die Daten über Abtreibungen wurden so gesammelt, dass die Vertraulichkeit auf jeden Fall gegeben war, ansonst handelte es sich um Fragebögen, die im Beisein von Interviewern ausgefüllt wurden.

In Brasilien mit einer Bevölkerung von rund 200 Millionen Einwohnern und einem Durchschnittsalter von nur 31 Jahren sowie im Schnitt 1,8 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter haben sich die Einstellungen nach der Ausbreitung des Zika-Virus deutlich geändert.

Auch eine Frage des Glaubens

56 Prozent der befragten Frauen gaben an, Schwangerschaftsverhütung wegen einer allfälligen Zika-Infektion zu betreiben oder betrieben zu haben. 27 Prozent verneinten das. Schwarze Frauen verhüteten zu 64 Prozent, Frauen brauner Hautfarbe lagen mit 56 Prozent dahinter. Dann erst folgten weiße Frauen (51 Prozent). Dies taten auch 58 Prozent der Katholikinnen in der Altersgruppe und 55 Prozent der evangelischen Frauen.

In den USA sind etwa sechs Prozent der Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft mit dem Zika-Virus infiziert waren, mit Missbildungen auf die Welt gekommen. Das ist aus einer vor kurzem im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlichten Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC hervorgegangen.

Der Ruf nach langfristigen Verhütungsmethoden

Ein besonders hohes Risiko für Fehlbildungen von Föten besteht laut den US-Zentren für Krankheitskontrolle in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. An der Studie in den USA hatten 442 Frauen teilgenommen. 26 von ihnen brachten bis zum 22. September 2016 Säuglinge mit Geburtsschäden zur Welt.

Die Autoren der brasilianischen Studie fordern jetzt mehr Anstrengungen, um die Betreuung der Frauen in Sachen reproduktiver Gesundheit zu verbessern und in Brasilien viel mehr verschiedene Methoden zur Schwangerschaftsverhütung anzubieten. Dazu sollten auch Mittel zur Langzeitverhütung (Spirale, Hormon-Implantate etc.) forciert werden.

Insgesamt ist es in den vergangenen Jahren weltweit gelungen, mehr Frauen in den Entwicklungsländern eine moderne Kontrazeption zu ermöglichen. So haben laut einem Bericht der Familienplanungs-Initiative 2020, der Ende Oktober 2016 erschienen ist, mittlerweile rund 300 Millionen Frauen in den 69 ärmsten Ländern Zugang zu solchen Mitteln. Dies gilt auch für etwa 30 Prozent der Frauen in Ostafrika und im südlichen Afrika. Dieser Zugang fehlt allerdings noch etwa 225 Millionen Frauen und Mädchen in den Entwicklungsländern. (APA, 23.12.2016)