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Lange schon versucht Gerti Senger die Leserinnen und Leser der "Krone" zu lehren, wie man den Tücken der Zweisamkeit die Stirn, eventuell auch andere Körperteile, bieten kann.

Foto: dpa/Friso Gentsch

In Österreich stand Weihnachten heuer weniger im Zeichen der Geburt Jesu als im Zeichen des Geburtstages von Erwin Pröll. Das ging in Ordnung, schließlich hat Jesus diesmal keinen runden. Das Feiern mit Pröll war schwierig genug, wie die "Kronen Zeitung" berichten konnte. Erwin Pröll feiert seinen Geburtstag, der am 24. Dezember ist, immer am 26.. Aber dieses Mal war alles anders. Denn dieses Mal wurde sein Ehrentag, sein 70., am echten, 80. Geburtstag von Papst Franziskus auf Stift Göttweig zelebriert.

Das muss um den 17. Dezember gewesen sein. Dem "Kurier" entging diese subtile Erhöhung des niederösterreichischen Landeshauptmannes, aber er muss einen Verdacht gehabt haben, stellte er diesem doch in einem der rituellen Interviews die Frage: Sie feierten mit Tausenden im Stift Göttweig. Was wollen Sie damit signalisieren? Die Antwort ließ die Tausende beiseite – es handelte sich im bescheidenen Sinne von Papst Franziskus um eine Speisung der Dreitausend – und signalisierte Intimes. Wir haben hier das Europaforum Wachau gegründet. Und es war mein fester Wille, dem Herrgott im Rahmen einer Heiligen Messe Dank abzustatten, was er mir in meinem Leben geschenkt hat.

Der Zusammenhang zwischen der Gründung des Europaforums Wachau und den Geschenken des Herrgotts an Pröll erschloss sich dem Leser nicht ganz, es sei denn, das Europaforum Wachau befand sich unter denselben. Er stellte aber den "Kurier"-Redakteur so weit zufrieden, dass er sich zur abschließenden Frage ermuntert sah: Gibt es für Sie mit 70 noch eine Herausforderung, wo Sie sagen: Das will ich packen? Der Versuch, Erwin Pröll das Geständnis eines nochmaligen Antretens zu entlocken, war rührend, wurde aber somatisch abgewehrt. Ich will selbst einen Beitrag leisten, dass ich noch möglichst lange gesund bleibe. Das wird zumindest jeden Krankenversicherer freuen und garantiert viele Radfahrten.

Advent und Sex zusammenspannen

Unter den vielen in den Medien praktizierten Versuchen, alles Mögliche mit Weihnachten in Verbindung zu bringen, stach heuer jener von Prof. Dr. Gerti Senger ins Auge. Kinder, Hunde, Dancing Stars und Ähnliches mit dem Christkind zusammenzuspannen ist leicht. Aber Advent und Sex – dazu gehören schon die Expertise und das spirituelle Fingerspitzengefühl von Jahrzehnten.

So lange schon versucht die Frau Professor die Leserinnen und Leser der "Krone" zu lehren, wie man den Tücken der Zweisamkeit die Stirn, eventuell auch andere Körperteile, bieten kann, um das Beste aus seinem Leben zu machen. Das immer mit Geschmack und einer Ausgeglichenheit, die sich in der Leserbriefrubrik des Blattes eher selten widerspiegeln. Leserbriefschreiber lesen vermutlich öfter Claus Pándi oder die Sonntagsrubrik des Chefredakteurs als Gerti Senger, die stets versucht, entspannend zu wirken.

"Postkoitaler Ausklang"

Ihr Versuch, der Kombination von Advent und Sex ein Problem abzugewinnen, ging so: Lange Verabschiedungen nach Adventeinladungen haben Ähnlichkeit mit dem sexuellen Nachspiel beim Sex. Sie berief sich dabei auf eigene Erfahrung. Geplagt von Übersättigung jeder Art, jault mein Liebster bei der Bekanntgabe einer weiteren Adventfeier gequält auf. Wir haben einen lieben Freund, der ab dem Moment, in dem die Unterhaltung nur noch so lala dahinplätschert, auf die Uhr schaut und sagt: "Spät ist es geworden." Der Aufbruch aber, zu dem diese Sentenz das Signal ist, kommt im engen Vorzimmer oder auf der eiskalten Straße zum Erliegen, und: Mein Liebster behauptet, dass es meist die Frauen sind, die kein Ende finden.

Nun galt es nur noch, die Kurve zum Sex zu kratzen, und wenn dafür dem Liebsten recht gegeben werden muss. Sie, die Frauen, springen ja auch nach einem Liebesakt nicht auf und greifen zum Laptop oder Handy, sondern kuscheln, drücken und stehen auf ein bisschen Liebesgeflüster. Das zeremonielle Abschiedsgespräch, der Tratsch zwischen Tür und Angel, ist so etwas wie ein postkoitaler Ausklang. Wenn die Männer dabei verloren herumstehen gilt für sie dasselbe wie nach dem Liebesakt im Bett: mitmachen statt wegschlafen.

Ein wenig ist der Vergleich aber doch an den Haaren herbeigezogen. Auch wenn nach dem Liebesakt die Unterhaltung nur noch so lala dahinplätschert, wird doch niemand auf die Uhr schauen und sagen: "Spät ist es geworden", es sei denn, er findet im engen Vorzimmer oder auf der eiskalten Straße statt. Dennoch guter Versuch, im Advent einer Gottesgabe zu gedenken. (Günter Traxler, 25.12.2016)