Der Sänger und Komponist in einer Aufnahme von 2012.

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George Michael (re.) und Andrew Ridgeley als Wham! 1985.

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George Michael 1993.

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"Freedom '90" (1990) vom Album "Listen Without Prejudice Vol. 1".

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"Jesus To A Child" (1995) vom Album "Older".

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London – Bei Popgrößen gab und gibt es regelmäßig krisenbedingt – oder wegen nicht gerade üppigen Interesses seitens des Auditoriums – Phasen des Rückzugs und der Szeneabsence. Auch bei Sänger George Michael, 1963 in London als Georgios Kyriakos Panagiotou geboren, ließen sich solche biografischen Passagen in Übermaß finden.

Um die Weihnachtszeit herum allerdings tauchte der Mann mit der hauchigen Stimme, wie zurückgezogen er sich auch gerade geben mochte, akustisch aus der Versenkung auf.

Sein Song Last Christmas hatte sich als Teil jener die öffentliche Stimmung herausfordernden Dauerbeschallung etabliert, die zur angeblich stillen Zeit als Begleitmusik dienen muss. Das Lied stammt von 1984 und gehört zum ersten Popleben Michaels. Zusammen mit Andrew Ridgeley bildete er das Duo Wham!, das sich mit Titeln wie Wake Me Up Before You Go-Go oder I'm Your Man in die Herzen eher junger Hörer sang.

Schon ein Song wie Careless Whisper, eine melancholisch- elegante Ballade, konnte allerdings vermuten lassen, dass Michaels Selbstverständnis über die Produktion von knuddelig-erotischem Happypop hinausragte.

Tatsächlich wollte Michael ein global ernst genommener Popstar werden. Und mit Faith, seinem ersten Soloalbum, begann auch dieses zweite Popleben – einige Singleauskopplungen (u. a. I Want Your Sex) brachten Michael exponierte Chartplatzierungen und Grammys.

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Weniger Erfolg

Bereits mit dem zweiten Album – 1990 erschien es als Listen Without Prejudice Vol. 1. – mochten sich die kommerziellen Fantasien nicht mehr erfüllen. Faith hatte sich 25 Millionen Mal verkauft, die Nachfolgeeinspielung kam auf gerade einmal ein Drittel. Es war zwar – etwa beim Stevie-Wonder-Titel They Won't Go When I Go – zu hören, dass da ein talentierter, zu souliger Eindringlichkeit befähigter Sänger agierte. Michael – eingezwängt zwischen kommerziellen Zwängen und künstlerischen Ansprüchen – gab sich jedoch unzufrieden. Er beklagte, das Album sei von Sony bewusst in den Flop getrieben worden. Er prozessierte für die Lösung des Vertrags, verlor nach Jahren der Auseinandersetzung und wurde um eine Millionensumme von Virgin und Dreamworks freigekauft.

Schließlich das Album Older (1995): Es wurde sein am meisten entschleunigtes Werk, das Michael quasi als melancholischen Hedonisten präsentierte. In Balladen war er eine Art moderner, sensibler Crooner, der Streicher (Song Jesus to a Child) ebenso schätzte wie loungige Laid-back-Grooves.

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Auch hier sollten sich jene luftige Verkaufshöhen von Faith nicht mehr einstellen; Michael blieb aber immerhin ein etablierter Teil der globalen Szene, einer, der sich schließlich zu seinem Schwulsein bekannte. Auch politische Ironie war mithin zu erleben: Der Videoclip zu Shoot the Dog (2002) zeigte den damaligen britischen Premierminister Tony Blair als Schoßhündchen von US-Präsident George W. Bush.

Schließlich endete auch die Virgin-Phase, indem Michael mit Patience (2004) wieder zu Sony zurückkehrte. Wobei Drogengeschichten samt Autounfällen, die mit Gefängnisaufenthalten endeten, mehr Publicity erreichten als neue Musik. Michael zog sich zurück, kam wieder, zog sich zurück und kam 2011 mit der Symphonica-Tour zurück, bei der er im Streichernebel delikat Balladen hauchte. Während der Tour erkrankte er schwer. Und in Wien musste er ob akuter Lungenentzündung behandelt werden – er schilderte später, sich in Lebensgefahr befunden zu haben.

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Am Sonntag ist George Michael 53-jährig in seinem Haus in Oxfordshire gestorben. Er sei friedlich zu Hause entschlafen, hieß es. Die genaue Todesursache soll jedoch durch eine Obduktion geklärt werden. (Ljubiša Tošić, 26.12.2016)