Tom Kirkman, unwichtiger Minister für Wohnbau-Gschisti-gschasti, sitzt gemütlich mit Hoodie, Jeans und Turnschuhen an einem geheimen Ort und schaut im TV zu, wie der gesamte Kongress der alljährlichen Rede des US-Präsidenten zur Lage der Nation lauscht.

Bombe im Kapitol

Als Bild und Ton ausfallen, wird schnell klar, dass eine Bombe im Kapitol zu Washington hunderte Menschen getötet hat. Auch den Präsidenten und seinen Vize. Undenkbar? Mitnichten. Genau aus diesem Grund saß Kirkman ja lässig mit den Füßen am Tisch in einem Safe House der Regierung. Er war – wie es das Sicherheitsprotokoll vorschreibt – zum Designated Survivor erwählt worden; er war derjenige, der auf jeden Fall überleben muss. Es soll unmöglich sein, die gesamte Führungsriege zu beseitigen.

Sie ahnen schon, was nun kommt? Dass Kirkman jetzt automatisch Präsident wird? Dass die ganze Nation Jagd auf die Terroristen macht? Und dass sich auch fortan die Ereignisse überschlagen werden? Sie Schaumeier(in)!

Eigentlich vom Präsidenten abserviert – und plötzlich selbst Präsident: Kiefer Sutherland in "Designated Survivor".
Foto: Netflix

Die Maus als Raubvogel

Kiefer Sutherland spielt grandios den eher bedeutungslosen Minister, der vom Präsidenten eigentlich schon abserviert war, nun aber selbst zu diesem wird; die harmlose Maus, die plötzlich gefährlicher Raubvogel sein muss; einer, der lieber Gutes tun möchte, aber nicht davor zurückschreckt, das Richtige – oder besser: das Nötige – zu tun.

Spannend, temporeich. Aber nach House of Cards, der Polit-Serie schlechthin, menschelt es hier viel zu sehr. Eigentlich würden wir einen eiskalten, mordbereiten Karrieristen erwarten – und nicht diesen Softie mit Gerechtigkeitsvisionen. Aber okay, wollen wir an das Gute in der Politik glauben, schließlich ist das eine fiktionale Serie. (Gianluca Wallisch, 27.12.2016)