Flughäfen, deren Bau länger dauert und die mehr Budget benötigen als geplant, sind alles andere als selten – man denke nur an den neuen Flughafen in Berlin. Doch im Fall des Denver Airport sorgte die sechzehnmonatige Verschiebung samt zwei Milliarden Dollar an Mehrkosten in den 1990er-Jahren für ein besonderes Interesse von Verschwörungstheoretikern – und sie wurden vermeintlich fündig. Um den Denver Airport rankten sich in den vergangenen zwanzig Jahren zahlreiche Verschwörungstheorien, die noch heute im Netz diskutiert werden: Er soll wahlweise ein Untergrundbunker für die Weltelite, die Schaltzentrale des "New World Order" oder ein geplantes Konzentrationslager mitten in den USA sein. Das klingt grotesk – doch tatsächlich gibt es am Denver Airport einige Dinge, die auf den ersten Blick mysteriös wirken.

Die Statue, die tötet

So zum Beispiel der "Mustang", eine riesige Pferdestatue, die Besucher des Flughafens bei der Anfahrt begrüßt. "Blucifer", wie die Skulptur im Netz genannt wird, steht laut Verschwörungstheoretikern für den vierten Reiter der Apokalypse, den Tod. Fotos belegen, dass die Augen des Mustangs in der Nacht tatsächlich rötlich leuchten.

Der mysteriöse "Mustang" tötete seinen Erschaffer.
Foto: [CC; BY; ND 2.0] Mike Sinko, Skulpteur: Luis Jimenez

Abgesehen davon hat die Skulptur tatsächlich eine furchtbare Vorgeschichte: Denn kurz vor ihrer Fertigstellung löste sich ein Teil, das ihren Erschaffer, den Künstler Luis Jiménez, erschlug.

Freimaurer und "New World Order"

In der Eingangshalle des Flughafens befindet sich dann eine Tafel, die an Unterstützer des Projekts erinnert. Auf ihr befindet sich ein Freimaurer-Logo, außerdem soll eine "New World Airport Commission" mitgeholfen haben. Diese Organisation dürfte nicht existieren beziehungsweise nur für den Bau des Flughafens gegründet worden sein. Die lokale Freimaurer-Loge soll wiederum die Erstellung einer Zeitkapsel organisiert haben, die in der Halle des Flughafens vergraben wurde. Der Freimaurerei werden oft Verschwörungen zugeschrieben, tatsächlich handelt es sich eher um Debattierklubs und Wohltätigkeitsorganisationen, die in den vergangenen Jahren zusehends transparenter agierten.

Das Freimaurerloge auf einer Tafel in der Eingangshalle heizt Spekulationen an.

Doch die Inschrift regt die Fantasie von Verschwörungstheoretikern an. Unter dem Begriff "New World Order" versteht man in einschlägigen Kreisen die Etablierung einer neuen Weltordnung durch eine kleine Elite, die geheim die Massen manipuliert. Eines ihrer Hauptquartiere soll sich nun am Flughafen Denver befinden. Tatsächlich plauderte ein Bauarbeiter aus, dass sich "mehrstöckige Gebäude" und ein "weiträumiges Netz an Tunneln" unter dem Flughafen befinden soll.

Untergrundbunker?

Aber: Tatsächlich befinden sich dort Zugänge für Gepäckwägen und den Passagierzug, der die einzelnen Gates verbindet. Es ergäbe nur wenig Sinn, am Flughafen von Denver einen Schutzbunker für die Weltelite zu bauen – wie viele User im Netz behaupten –, wenn wenige Kilometer entfernt die Rocky Mountains eine natürliche Schutzschicht für Bunker aller Art bieten. Mit dem Cheyenne Mountain Complex befindet sich bereits ein militärischer Schutzbunker in unmittelbarer Nähe zu Denver.

Die Militäranlage im Cheyenne Mountain befindet sich nur wenige Kilometer von Denver entfernt.
Foto: Gemeinfrei

Für Aufregung sorgte außerdem, dass die Start- und Landebahnen des Flughafens aus der Vogelperspektive ein Hakenkreuz ergeben. Das erklärt sich hingegen aus einem Trend in der Flughafenarchitektur, der nichts mit dem Nationalsozialismus, aber viel mit Effizienz zu tun hat: Durch die gewählte Anordnung kann nämlich auch trotz widrigen Wetters immer mindestens eine Startbahn genutzt werden.

Die Landebahnen ergeben laut Verschwörungstheoretikern ein Hakenkreuz.
Foto: Google Maps

Bizarre Wandmalereien

Als endgültigen Beweis für dubiose Machenschaften am Flughafen von Denver sehen Verschwörungstheoretiker allerdings die Wandmalereien, die vom Künstler Leo Tanguma stammen. Sie sollen laut "Skeptikern" das Weltbild und die Übernahme der Macht durch die "New World Order"-Elite zeigen. Der Künstler selbst gibt hingegen an, im Stil religiöser Wandmalereien auf Gefahren für die Menschheit aufmerksam machen zu wollen.

BuzzFeedBlue

Die Wandmalereien waren von einem Komitee aus Bürgern und Künstlern ausgewählt und anschließend von zahlreichen politischen Ausschüssen abgesegnet worden. "Auch wenn diese Kunst nichts mit der 'New World Order' zu tun hat, überrascht es, dass so viele Beamte und Politiker die Wandmalereien überprüft haben und sich nicht dachten, dass Menschen dadurch misstrauisch werden", kommentiert Buzzfeed.

Foto: Gemeinfrei, Wandmalerei: Leo Tanguma

Tatsächlich ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass Flugreisende, die in Denver umsteigen, auf ihrem Weg von Gate zu Gate an einem Brief eines Kindes vorbeigehen, das im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden war. Dieser Brief steht unkommentiert neben einer Malerei eines Nazi-Soldaten mit Gasmaske, amerikanischen Ureinwohnern und einer alten Frau, die etwas in israelische und palästinensische Fahnen eingewickelt hat.

Foto: Gemeinfrei, Wandmalerei: Leo Tanguma

Doch eine entscheidende Frage können Verschwörungstheoretiker laut RationalWiki nicht beantworten: "Warum würde eine super-bösartige Geheimorganisation derartig plump Kunstwerke präsentieren, um ihr geheimes Hauptquartier preiszugeben – und zwar am zehntmeistgenutzten Flughafen der Welt, der fünfzig Millionen Passagiere hat?" (Fabian Schmid, 28.12.2016)