Mittendrin statt nur dabei.

2:1-Erfolg für den Cape Town City FC im Endspiel gegen SuperSport United.

SuperSport

Kabinenparty mit Cupsieg.

Foto: Privat

Kapstadt/Wien – Mit einem Konfettiregen hatte Roland Putsche nicht gerechnet. Als der Kärntner im Sommer des Fußballs wegen nach Südafrika zog und beim neu gegründeten Cape Town City FC ein Probetraining absolvierte, war weder Glanz noch Gloria zu erwarten. "Ich wollte mich vor allem menschlich weiterentwickeln", sagt der 25-Jährige. Ein Job als Jugendtrainer an der Young Bafana Soccer Academy in Somerset West war ihm vor der Abreise sicher, der Profivertrag in Kapstadt stand in der Schwebe. "Ein Risiko war dabei. Ich wäre aber so oder so nach Südafrika gegangen. Ich wollte Neues sehen."

Sechs Monate später fallen bunte Papierschnipsel vom Himmel, nach gewonnenem Cupfinale stemmt der Mittelfeldspieler im WM-Stadion von Polokwane die Trophäe. Als Underdog bezwang der City FC den dreifachen Meister SuperSport United mit 2:1. Putsche spielte durch, bereitete einen Treffer vor und ist immer noch leicht perplex: "Wir wollten für kleine Überraschungen sorgen, und jetzt das."

Arbeit mit dem Nachwuchs

Wolfsberg hat Putsche hinter sich gelassen. Es seien gute Zeiten bei den Athletikern gewesen, aber nach 132 Spielen in der ersten und zweiten Spielklasse wuchs die Sehnsucht nach Veränderung. Der Kontakt zur Soccer Academy ergab sich im Urlaub, die Idee verfestigte sich. "Der Gedanke, mich wohltätig zu engagieren, war eine große Motivation." Ziel der Schule ist es, das Leben von benachteiligten Kindern nachhaltig zu verändern. Weg von Missständen, weg von der Straße, rein in die Bildung. Wenn es dann mit Fußball auch noch klappt, umso besser. "Es gibt nichts Schöneres, als mit den Kindern zu arbeiten", sagt Putsche, "man sieht die Freude in ihren Augen, das kann man mit Geld nicht aufwiegen." Seine Arbeit als Trainer setzt er trotz der sportlichen Erfolge fort. "Ich bin nicht nur Coach, sondern auch Ansprechpartner, das ist eine Verpflichtung."

Die südafrikanische Liga ist, wenn man so sagen will, nicht von taktischen Zwängen geprägt. "Manchmal wird nachlässig gespielt, die Grundausbildung der Fußballer ist schlechter als in der Bundesliga. In Österreich agiert man zielorientierter." Die Stärken in der Premiership heißen Tempo und Technik. "Man würde es nicht glauben, das muss man selbst erleben." Auch der Umgang mit Teamkollegen sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Schreien ist tabu, das Heben der Stimme kommt weniger gut an. "Ich musste mich integrieren, an die sozialen Gegebenheiten anpassen", sagt Putsche. Den Respekt hat sich der Kicker im Training erarbeitet, als Stammkraft wird seine Meinung gehört. "Ich darf jetzt auch Kritik üben."

Vertrag bis 2018

Und Kritik war zuletzt vermehrt angebracht, nach dem Triumph im Cup wurde zu tief durchgeatmet, der Tabellenführer verlor gegen zwei Nachzügler und fiel nach 15 von 30 Spieltagen auf Platz drei zurück, der Faden ist quasi gerissen. "Ja, leider, aber die Meisterschaft war für uns als Neueinsteiger ohnehin kein realistisches Ziel. Sollte es passieren, wären wir freilich nicht abgeneigt." In der Tat ist der Cape Town City FC in der Liga nur ein kleiner Fisch. Die großen Kaliber heißen Kaizer Chiefs, Orlando Pirates, Mamelodi Sundowns und eben SuperSport United. Auch wenn so mancher Großklub momentan etwas schwächelt. "Es ist schwierig, mit den Topvereinen zu konkurrieren, die haben andere finanzielle Möglichkeiten."

Putsches Vertrag läuft bis 2018, bis dahin will er die vielen Möglichkeiten unter dem Tafelberg ausschöpfen. "Hier hat man alle Optionen. Das Meer, die Berge, Essen vom Feinsten, es ist eine tolle Lebensqualität. Nur Skifahren ist nicht möglich. Ich spiele aber ohnehin lieber Golf." Und die Kriminalität? "Man muss Regeln beachten. Mein Auto wurde aufgebrochen, weil ich einen Rucksack auf der Rückbank liegen ließ. Ein No-Go. Aber man lernt dazu." Der Gesamteindruck wird dadurch nicht getrübt. "Es könnte nicht besser sein. Und wenn ich zu euphorisch werde, holen mich die Kids aus den Townships im Training auf die Erde zurück. Hier gibt es gesellschaftlich große Kontraste und ein Leben neben dem Golfplatz, das darf man nicht übersehen." (Philip Bauer, 28.12.2016)