Bild nicht mehr verfügbar.

Hans Tietmeyer auf einem Archivbild aus dem Jahr 2009.

Foto: Axel Schmidt/ap

Frankfurt – Im Alter von 85 Jahren ist am Dienstag der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer, gestorben. Das teilte die Notenbank am Mittwoch in Frankfurt mit. Der Diplom-Volkswirt stand vom 1. Oktober 1993 bis 31. August 1999 an der Spitze des Instituts.

Er war der letzte Bundesbank-Chef mit der ganzen Machtfülle der D-Mark – und der Erste, der im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sein Gewicht für Deutschland in die Waagschale warf. Der knorrige Westfale galt als Garant einer stabilitätsorientierten Geldpolitik. Bei der Einführung der Euro-Gemeinschaftswährung trat er für solide Staatsfinanzen ein.

Als CDU-Mitglied verfasste Tietmeyer 1982 für den damaligen FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff das "Lambsdorff-Papier", das den Bruch der sozialliberalen Regierung und den Sturz von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) einleitete.

Karrierestart als Beamter

Tietmeyer begann seine Karriere 1962 als Beamter im Bonner Wirtschaftsministerium. Zwanzig Jahre später wechselte er als Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium. Als persönlicher Beauftragter bereitete er für den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) die internationalen Wirtschaftsgipfel vor. Die terroristische RAF scheiterte 1988 mit einem Anschlag auf ihn. Nach seiner Zeit in Frankfurt saß Tietmeyer in zahlreichen Gremien und Aufsichtsräten.

"Hans Tietmeyer war ein herausragender Präsident, dessen Handeln stets klaren und festen Linien mit dem Ziel der Geldwertstabilität folgte", erklärte der heutige Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Den Angehörigen des Verstorbenen drückte er seine Anteilnahme aus. Tietmeyer gab sein Amt im Sommer 1999 ab, als die Kurse der europäischen Währungen bereits aneinander gebunden waren und die Finanzmärkte in Euro rechneten.

Einen kurzzeitigen Medienrummel und ein klärendes Gespräch "unter Männern" brachte 1997 eine angebliche, öffentlich stets bestrittene, Beleidigung Tietmeyers durch den damaligen österreichischen Außenminister und Vizekanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP). Medien berichteten damals, Schüssel habe den deutschen Bundesbankchef "eine richtige Sau" genannt. (APA, 28.12.2016)