Graz/Wien – Hauptsache, man kommt zum richtigen Ergebnis: Es gibt Menschen, die sich Kopfrechnungen vorsagen, und andere, die sich diese auf Papier geschrieben vorstellen. Die beiden Rechentypen aktivieren neben den Arithmetik-Zentren verschiedene Gehirnregionen, kommen aber gleich gut zum Ergebnis, sagt die Grazer Psychologin Anja Ischebeck.

In einem vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt hat sie mit bildgebenden Methoden beobachtet, welche Areale im Kopf von Menschen beim Rechnen aktiv werden. "Es gab Versuchspersonen, die sagten, sie haben die Rechnungen im Geiste vor sich hergesprochen, und welche, die angaben, dass sie diese wie auf einem Notizzettel vor sich sehen", so Ischebeck, die am Institut für Psychologie der Universität Graz forscht. Tatsächlich schalteten sich bei den einen Sprachareale ein und bei den anderen Gehirnregionen für die Bearbeitung von visuellen Informationen.

Die Rechenleistung unterschied sich aber nicht je nach Denktypus, und bei Visualisierern als auch Verbalisierern waren die Arithmetik-Zentren in gleichem Maß aktiv. "Nach verschiedenen kognitiven Stilen zu unterscheiden war in den 1980er-Jahren sehr 'in', geriet dann aber rasch in Vergessenheit", erklärte Ischebeck. Wie man sieht, wohl durchaus zurecht. Im Unterricht müsse man daher nicht auf die verschiedenen Rechenstrategien der Schüler eingehen. Jeder picke sich wohl intuitiv jenen Stil, der ihm am besten passt – das solle man nicht von außen beeinflussen. (APA, red, 28. 12. 2016)