Da die alten 100-Bolívar-Scheine für ungültig erklärt wurden, ohne dass neues Bargeld zur Verfügung stand, klebten wütenden Bürger die scheinbar wertlosen Banknoten Mitte Dezember an einen Baum. Blöd gelaufen, denn nach Protesten wurde die Gültigkeit der alten "Hunderter" bis Anfang 2017 verlängert.

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Wien – Toman statt Rial – mittels einer Währungsreform will der Iran zu seiner ehemaligen, bis in die 1930er-Jahre gültigen Währung zurückkehren. Unklar bleibt zunächst, wann die neuen Münzen und Geldscheine in Umlauf kommen sollen, aber das Umtauschverhältnis steht schon fest: Ein neuer Toman soll zehn Rial entsprechen – was insofern praktisch ist, als der Volksmund ohnedies den Betrag von zehn Rial von jeher als Toman bezeichnet.

Bis zur Einführung des neuen Geldes sind die Verantwortlichen in Teheran jedenfalls gut beraten, einen Blick über den Tellerrand auf die Erfahrungen anderer Länder zu werfen. Die heuer umgesetzten Währungsreformen dienen nämlich als Lehrstück dafür, wie mangelhafte Planung und Umsetzung zu Chaos, Tumulten und wirtschaftlichen Problemen führen kann – oder im Extremfall sogar zu Plünderungen und Toten, wie es knapp vor Weihnachten in Venezuela der Fall war.

Kein Bargeld in Venezuela

Anfang Dezember hatte das von einer galoppierenden Inflation geplagte Land angekündigt, größere Geldscheine bis zu 20.000 Bolívar einzuführen. Die zuvor "werthaltigste" Banknote, der 100-Bolívar-Schein, war am Schwarzmarkt nur wenige Eurocent wert, selbst kleinere Einkäufe wurden stets vom Rattern der Geldzählmaschinen begleitet. Da die Regierung um Präsident Nicolás Maduro mutmaßte, die alten 100-Bolívar-Noten seien gezielt aus dem Ausland aufgekauft worden, um dem Land Liquidität zu entziehen, wurden diese Mitte Dezember für wertlos erklärt – freilich ohne dass die neuen Geldscheine in Umlauf gekommen waren.

Der Bevölkerung, von der 40 Prozent kein Konto besitzen, fehlte jegliches Geld für die täglichen Bedürfnisse. Nach wütenden Protesten und Plünderungen musste Maduros Mannschaft zurückrudern und die Rücknahme der alten Hunderter bis Anfang Jänner verlängern, da erst in dieser Woche ein weiterer Anlauf für die Ausgabe der neuen Bolívar-Scheine erfolgen soll.

Wertlose Rupien in Indien

Kaum weniger Chaos hatte zuvor die indische Regierung ausgelöst, als sie Anfang November alle Banknoten über 100 Rupien über Nacht für wertlos erklärt hatte – um das Land "aus dem Griff von Korruption und Schwarzgeld zu befreien", wie es Premierminister Narendra Modi begründete. Am ersten Arbeitstag nach der Änderung drängte sich die überraschte Bevölkerung in Hundertschaften vor den Bankfilialen, bereits zu Mittag hatten die meisten Geldinstitute keine neuen 500- und 2.000-Rupien-Scheine mehr vorrätig.

Obwohl die Regierung die Umtauschmodalitäten für die alten Geldscheine nach einer Woche etwas aufweichen musste, lähmt Bargeldmangel das Land nach wie vor, zumal die Mehrheit der ländlich lebenden Inder über keine Bankverbindung verfügt. Viele kleinere Unternehmen mussten schließen, da sie ihre Arbeiter nicht bezahlen konnten. Expremier und Ökonom Manmohan Singh verurteilte die Bargeldreform scharf: "Sie fügt den einfachen Bürgern extremes Leid zu und wird das BIP-Wachstum um zwei Prozentpunkte nach unten ziehen."

Gelächter in Weißrussland

Im Vergleich dazu führte in Weißrussland die Ausgabe neuer Rubelscheine, bei denen vier Nullen gestrichen wurden, bloß für Verwirrung. Nämlich dadurch, dass zur Jahresmitte neue 500er parallel zu den alten in Umlauf waren – von denen einer gerade für eine Busfahrt reichte, der andere für zehntausend. Zudem sorgt ein Schönheitsfehler für Gelächter: Da die neuen Banknoten bereits seit 2008 in den Tresoren der Notenbank lagen, wegen der Finanzkrise und anschließender Inflation aber erst heuer zum Zahlungsmittel wurden, konnte eine im Jahr 2011 umgesetzte Rechtschreibreform nicht berücksichtigt werden. Als Folge entspricht das Wort "fünfzig" auf den neuen Banknoten nicht mehr der korrekten Schreibweise. (Alexander Hahn, 29.12.2016)