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Blick zurück

Anhaltendes "Star Wars"-Fieber und ein schmollender George Lucas. Jon Schnees Wiedergeburt und die "Battle of the Bastards". Aufregung um Werbung mit Nazi-Symbolen für "The Man in the High Castle". Negan und der meistgehasste Cliffhanger des Jahres. Die alte Frage, warum DC-Verfilmungen nicht mit denen von Marvel mithalten können (außer die Fantastic Four hauen mal wieder daneben ...). Und Carrie Fisher: CNN-Moderatoren fühlen eine "starke Erschütterung der Macht".

Die Phantastik ist zum Nachrichtenthema weit über die Grenzen des Genres hinaus geworden – zumindest soweit es Film und Fernsehen betrifft. Für die Literatur sollen die folgenden Seiten einen ergänzenden Überblick über die wichtigsten Neuerscheinungen des vergangenen Jahres geben (streng subjektiv natürlich!).

Zur Navigation: Zuerst kommen im Lauf des Jahres bereits vorgestellte Bücher in Kurzform und Schnelldurchlauf, ab hier folgen einige neue Rezensionen in gewohnter Länge. Aber Achtung, wer den ersten Teil überspringt: Da ist schon das eine oder andere neue Buch eingeschmuggelt – als Teaser für die nächste Rundschau.

Fotos: Reuters/Neil Hall, HBO, AP/Ann Toback , AP/Gene Page, REUTERS/Henry Romero, AP Photo/20th Century-Fox Film Corporation

Alastair Reynolds: "Okular"

Broschiert, 810 Seiten, € 10,30, Heyne 2016 (Original: "Blue Remembered Earth", 2012)

Stephen Baxter & Alastair Reynolds: "Die Medusa-Chroniken"

Klappenbroschur, 592 Seiten, € 15,50, Heyne 2016 (Original: "The Medusa Chronicles", 2016)

Welcome back, Alastair Reynolds! Nach einigen Jahren der Absenz ist der vielgeliebte Space-Opera- und Hard-SF-Star 2016 gleich mit zwei Titeln auf den deutschsprachigen Markt zurückgekehrt. In "Okular" entwirft er anhand einer Familiengeschichte das Bild einer Menschheit, die das Sonnensystem besiedelt hat und allmählich den Blick nach außen richtet. Und in "Die Medusa-Chroniken" zaubert er zusammen mit Stephen Baxter eine würdige Hommage an Arthur C. Clarke hin: eine Geschichte, die vom Krieg zwischen Menschen und Maschinen und den Wundern des Jupiter erzählt.

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Fotos: Heyne

Lavie Tidhar: "Central Station"

Broschiert, 275 Seiten, Tachyon Publications 2016

Leben am Fuße des Weltraumfahrstuhls von Tel Aviv: Lavie Tidhar verwebt eine Reihe kürzerer Erzählungen zu einem stimmungsvollen Gesamtbild, das auf dem Cyberpunk der 80er und dem Biopunk der 90er aufbaut. Hier zeugen Künstliche Intelligenzen menschliche Babys aus DNA-Schnipseln, betteln Cyborgs um Ersatzteile und saugen Datenvampire Erinnerungen aus. Doch so exotische Erscheinungsformen das Leben hier auch annimmt, bleibt es doch immer sehr, sehr menschlich.

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Foto: Tachyon Publications

Elias Hirschl: "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt"

Broschiert, 196 Seiten, € 17,90, Milena 2016

Die Überraschung des Jahres: Elias Hirschl überträgt das sprachliche Tempo eines Poetry-Slams auf einen SF-Plot, heraus kommt dabei so etwas wie Douglas Adams auf Speed. Die Handlung: Die Erfindung des Zeitreisens führt zu einer atemberaubenden Absurditätenparade von Zeitschleifen und Paradoxa, mit der Ermordung Adolf Hitlers – dem Zeitreiseklischeemotiv Römisch Eins – als Running Gag.

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Foto: Milena

Ben H. Winters: "Underground Airlines"

Gebundene Ausgabe, 336 Seiten, Mulholland Books 2016

Was wäre, wenn die Nordstaaten der USA um des lieben Friedens willen dem Süden das "Recht" auf Sklaverei gelassen hätten – und es diese heute noch gäbe? In seinem beeindruckenden Alternativweltroman schildert Ben H. Winters die perversen gesetzlichen und moralischen Verrenkungen, die nötig sind, um ein System der Viehhaltung von Menschen aufrechtzuerhalten – und die noch perverser wirken, wenn sie inmitten einer Welt von Smartphone-Apps, TV-Soaps und all dem übrigen modernen Schnickschnack praktiziert werden.

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Foto: Mulholland Books

Cixin Liu: "Die drei Sonnen"

Broschiert, 592 Seiten, € 15,50, Heyne 2016 (Englischsprachige Ausgabe: "The Three-Body Problem", 2014, Original: "三体", 2008)

Eine Apotheose des Wartens! Die Menschheit wartet voller Bangen auf das Eintreffen einer außerirdischen Invasionsflotte, die sich bereits auf ihren jahrhundertelangen Weg gemacht hat. Die internationale Science-Fiction-Szene wartete gespannt, ob der mittlerweile bekannteste chinesische SF-Roman ever auch auf Englisch reüssieren würde (hat er). Dann warteten die deutschsprachigen Fans darauf, wann er endlich auch für sie übersetzt wird. Und jetzt müssen alle hier noch ein bisschen länger auf die ausführliche Besprechung warten.

Langrezension folgt in der nächsten Rundschau

Foto: Heyne

Matt Ruff: "Lovecraft Country"

Gebundene Ausgabe, 384 Seiten, Harper 2016

Reiche weiße Männer rufen die Großen Alten an, um ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung zu verteidigen. Aber da haben sie die Rechnung ohne die schwarze Familie Turner-Montrose gemacht – die versteht es nämlich geschickt, die übernatürlichen Ressourcen bald selbst anzuzapfen. In raffinierter Weise verknüpft Matt Ruff den Cthulhu-Mythos mit dem Befund einer tief rassistischen US-Gesellschaft in den frühen 1950er Jahren. Und Wunder aller Wunder: Horror und Gesellschaftskritik verbinden sich zu einer quietschvergnügten Lektüre.

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Foto: Harper

Karsten Kruschel: "Das Universum nach Landau"

Broschiert, 277 Seiten, € 13,40, Wurdack 2016

Uwe Post: "Petware und andere Storys"

Broschiert, 116 Seiten, € 8,90, p.machinery 2016

Top-Notch-SF aus Deutschland: Wer Karsten Kruschel und Uwe Post bisher nur als Romanautoren (oder womöglich gar nicht) kannte, kann sich in diesen beiden Sammelbänden zu Gemüte führen, wie die beiden im Kurzformat zur Höchstform auflaufen. Post garantiert mit bizarren Mensch-Computer-Interaktionen Lesevergnügen, während Kruschel Menschen auf einer Reihe fantastisch entworfener Planeten mit Metamorphosen aller Art konfrontiert.

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Fotos: Wurdack, p.machinery

Greg Bear: "Im Schatten des Saturn"

Broschiert, 431 Seiten, € 10,30, Heyne 2016 (Original: "Killing Titan", 2015)

Linda Nagata: "The Red: Morgengrauen"

Broschiert, 520 Seiten, € 16,50, Cross Cult 2016 (Original: "The Red: First Light", 2013/15)

Und gleich der nächste Doppelpack, diesmal zur Military SF. Der erste Band von Greg Bears "War Dogs"-Trilogie hatte mich noch nicht restlos überzeugt, aber im Nachfolger hat Bear ordentlich Gas gegeben und seine Erzählung um interplanetare Söldnereinsätze auf eine ganz neue Ebene gehoben. Und Linda Nagatas "Red"-Trilogie war zwar schon über die englischsprachige Ausgabe im Rückblick 2015 enthalten. Aber nun erscheint sie auch auf Deutsch, und ohne eine Erwähnung des grandiosen Auftaktbands wäre dieses Jahres-Best-of ein Witz.

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Fotos: Heyne, Cross Cult

Will McIntosh: "Faller"

Gebundene Ausgabe, 352 Seiten, Tor Books 2016

Wir LeserInnen wissen, dass die Welt einst mehr war als ein Stück Stadt, das in einem unendlichen blauen Himmel schwebt. Die Menschen auf dieser fliegenden Insel können es nur vermuten – denn was auch immer da vor kurzem geschehen sein mag, es hat ihnen die Erinnerungen genommen. Bis sich Titelheld Faller eines Tages über den Rand stürzt und uns zu den Wurzeln einer sich langsam entfaltenden globalen Tragödie führt. Big-Idea-SF mit – wie immer bei Will McIntosh – sehr menschlichen Zügen.

Langrezension folgt in der nächsten Rundschau

Foto: Tor Books

Ariel S. Winter: "Mr. Sapien träumt vom Menschsein"

Klappenbroschur, 234 Seiten, € 15,50, Knaur 2016 (Original: "Barren Cove", 2016)

Ariel S. Winter zeichnet das Bild einer Welt, aus der die Menschen weitgehend verschwunden sind. Die wenigen, die es noch gibt, sind BürgerInnen zweiter Klasse in einer Gesellschaft, die nun aus Robotern besteht. Doch es scheint, als würden die Roboter mit ihren einstigen Herren, nach deren Ebenbild sie erschaffen wurden, auch zunehmend den Verstand verlieren. Poetisch, melancholisch, rätselhaft – und ziemlich verstörend.

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Foto: Knaur

Lawrence M. Schoen: "Barsk. The Elephants' Graveyard"

Gebundene Ausgabe, 384 Seiten, Tor Books 2015/16

Wunderbare Science Fantasy mit einem Touch Fabel: Vor langer Zeit wurden die Säugetiere der Erde zu aufrechtgehenden, intelligenten Wesen gemacht. Seitdem bevölkern sie die Galaxis in pelziger Artenvielfalt und weitgehender Harmonie – bis der Heimatplanet der Elefantenabkömmlinge ins Visier wirtschaftspolitischer Ränke gerät. Doch während sich alle Augen auf Barsk richten, stellen wir LeserInnen uns eine Frage, die den Romanfiguren (vorerst) überhaupt nicht in den Sinn kommt: Was ist eigentlich aus den Menschen geworden?

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Foto: Tor Books

Margaret Atwood: "The Heart Goes Last"

Gebundene Ausgabe, 308 Seiten, Bloomsbury 2015 bzw.

Broschiert, 400 Seiten, Anchor 2016

Unterschätze keiner die Boshaftigkeit gebildeter älterer Damen! Mit einem Genuss, der sich unmittelbar auf den Leser überträgt, zeichnet die große Margaret Atwood das tiefschwarze Bild einer von Wirtschaftskrisen geplagten nahen Zukunft. Ein Lösungskonzept sieht so aus: Die Hälfte der Zeit lebt man komfortabel in einer Gated Community – die andere Hälfte leistet man im dortigen Gefängnis Sklavenarbeit, um das System zu finanzieren. Für ein junges Ehepaar hält dieses Timesharing-Konzept einige böse Überraschungen bereit.

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Fotos: Bloomsbury/Anchor

Katherine Addison: "Der Winterkaiser"

Klappenbroschur, 542 Seiten, € 15,50, Fischer Tor 2016 (Original: "The Goblin Emperor", 2014)

Wer Shekhar Kapurs Historienfilm "Elizabeth" mochte, wird auch hieran sein Vergnügen finden: Der junge Kobold Maia Drazhar wird unversehens zum Thronerben des Elfenkönigreichs und muss sich als unerfahrener Außenseiter bei Hofe bewähren. Keine Invasion, keine Queste, kein Dunkler Lord: intelligente High Fantasy ohne Klischee-Plot.

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Foto: Fischer Tor

Alexandra Oliva: "Survive"

Klappenbroschur, 412 Seiten, € 15,50, Fischer 2016 (Original: "The Last One", 2016)

Die Apokalypse aus ungewöhnlicher Perspektive: Eine Pandemie zieht durchs Land, doch davon bekommt die Erzählerin des Romans nichts mit. Sie nimmt an einer Survival-Show fürs Fernsehen teil und hält alles für Fake, verlassene Häuser für Kulissen, Leichen für Puppen. Seine Spannung bezieht der Roman nicht nur aus dem üblichen Mitfiebern, ob die Heldin überleben wird – sondern mehr noch aus der Frage, wann sie sich endlich die Wahrheit eingestehen wird, die sie unterbewusst schon längst erahnt.

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Foto: Fischer

K. J. Parker: "The Devil You Know"

Broschiert, 128 Seiten, Tor 2016

Gibt es jemanden, dem man noch weniger vertrauen darf als dem Teufel selbst? O ja: so ziemlich jeder Romanfigur in den fiesen Fantasy-Erzählungen von K. J. Parker. In dieser Novelle schließt ein Gelehrter einen faustischen Pakt mit einem Dämon aus der mittleren Managementebene der Hölle und treibt den armen Teufel schier in den Wahnsinn.

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Foto: Tor

Charlie Human: "Apocalypse Now Now"

Broschiert, 352 Seiten, € 10,30, Fischer Tor 2016 (Original: "Apocalypse Now Now", 2013)

Eine frische, freche, mitreißende Erzählung zwischen Punk und (Para-)Psychologie: Der südafrikanische Highschool-Schüler Baxter tritt gegen Monster, Dämonen und übernatürliche Drogenbarone an und schreckt dabei vor Gewalt nicht zurück. Oder ist der apokalyptische Kampf etwa nur Ausgeburt seiner kranken Fantasie ... und Baxter nichts anderes als ein mörderischer Soziopath?

Langrezension folgt in der nächsten Rundschau

Foto: Fischer Tor

Lauren Beukes: "Moxyland"

Broschiert, 363 Seiten, € 10,30, rororo 2016 (Original: "Moxyland", 2008)

Und noch einmal Südafrika: In ihrem nun auch auf Deutsch nachgereichten, vom Cyberpunk beeinflussten Debütroman "Moxyland" zeichnet Lauren Beukes das düstere Bild von einem Kapstadt der nahen Zukunft, in dem Wirtschaftskonzerne eine Zwei-Klassen-Gesellschaft etabliert haben. Wer nicht zu den "Corporati" gehört, muss selbst sehen, wie er zwischen Notstand und Kreativität irgendwie zurechtkommt – keine leichte Aufgabe in einer Gesellschaft, in der Demonstrationen mal eben durch das Versprühen eines tödlichen Virus aufgelöst werden ...

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Foto: rororo

Claire North: "The Sudden Appearance of Hope"

Gebundene Ausgabe, 480 Seiten, Redhook 2016

Hope Arden verfügt über eine ungewöhnliche Eigenschaft: Sobald man sie aus den Augen verliert, vergisst man, dass es sie gibt. Was als tragische Geschichte beginnt, nimmt rasch eine andere Richtung: In Rückblenden erfahren wir, wie die von der Welt vergessene Hope eine Karriere als Berufsverbrecherin einschlug und warum sie einem Konzern den Krieg erklärt hat, dessen Geschäft die Optimierung von Menschen ist. Nicht so leicht zugänglich wie Claire Norths Erfolgsroman "Die vielen Leben des Harry August", aber faszinierend wie ein seltsamer Traum.

Langrezension folgt in der nächsten Rundschau

Foto: Redhook

Dmitry Glukhovsky: "Futu.re"

Klappenbroschur, 925 Seiten, € 17,50, Heyne 2016 (Original: "Будущее", 2013)

Seit die Medizin den Tod besiegt hat, bemisst sich die Weltbevölkerung nicht mehr in Milliarden, sondern in Billionen und die Erde ist flächendeckend unter Hyperwolkenkratzern begraben. Auf einer Trans-Europa-Reise durch dieses erstickende Setting wird der grimmige Milizionär Jan Nachtigall 2T zu sich selbst und zur Einsicht finden, dass man letztlich nicht in ewiger Selbsterhaltung, sondern in seinen Kindern weiterlebt. Vielleicht ein bisschen konservativ gedacht, aber atemberaubend gemacht.

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Foto: Heyne

David Moody: "Trust"

Broschiert, 347 Seiten, € 13,95, Voodoo Press 2016 (Original: "Trust", 2005/12)

Horror-Autor David Moody ist als Spezialist für Apokalypsen der besonders ernüchternden Art bekannt geworden. Da kommt es etwas überraschend, wenn hier Außerirdische in Großbritannien landen und sich sensationell unspektakulär verhalten. Aber wie gesagt: David Moody ist als Spezialist für Apokalypsen der besonders ernüchternden Art bekannt geworden ...

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Foto: Voodoo Press

Robert Charles Wilson: "Last Year"

Gebundene Ausgabe, 352 Seiten, St Martins Press 2016

Neue Temporalmission für Robert Charles Wilson! Von "Die Chronolithen" bis zu "Darwinia" hat uns der Autor, den man ganz gerne mal als Erben Arthur C. Clarkes bezeichnet, schon mit einigen originellen Varianten des Zeitreise-Motivs versorgt. Hier ist eine neue: Die Bereisten in der Vergangenheit wissen um die Herkunft ihrer Besucher Bescheid und sind sogar ins Tourismusgeschäft eingestiegen. Und als die Verbindung durch die Zeit gekappt werden soll, will das zumindest einer von ihnen nicht hinnehmen.

Langrezension folgt in der nächsten Rundschau

Foto: St Martin's Press

Joseph Fink & Jeffrey Cranor: "Willkommen in Night Vale"

Gebundene Ausgabe, 378 Seiten, € 20,50, Klett-Cotta 2016 (Original: "Welcome to Night Vale", 2015)

Ein Fest des absurdistischen Humors: Selbst wer den Podcast "Welcome to Night Vale" nicht kennt, kann hieran sein Vergnügen finden. Für die Romanfassung musste zwar so etwas wie eine stringente Handlung aus dem Hut gezaubert werden, trotzdem bleibt Night Vale die schrägste Stadt auf Erden. Leser, wappne dich: Hier ist buchstäblich alles möglich!

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Foto: Klett-Cotta

Sylvain Neuvel: "Giants. Sie sind erwacht"

Broschiert, 416 Seiten, € 15,50, Heyne 2016 (Original: "Sleeping Giants", 2016)

In Form von Interview-Transkripten à la "World War Z" schildert Sylvain Neuvel eine globale Schnitzeljagd: Rund um die Welt werden Teile eines Riesenroboters wie aus einem japanischen Mecha-Anime gefunden und ... ach, braucht es da noch mehr Anreize? Es geht um R-i-e-s-e-n-r-o-b-o-t-e-r!

Zur Langrezension (der englischsprachigen Ausgabe)

Foto: Heyne

James Lovegrove: "Age of Heroes"

Broschiert, 384 Seiten, Solaris 2016

Wetten, dass dieser Roman in keiner anderen Best-of-Liste auftaucht? Aber die Rundschau würdigt schließlich Genreliteratur – und deren Wesen ist nun mal die Kunst, im Rahmen des Vertrauten zu bleiben und doch ständige Variation zu bieten. James Lovegrove bringt dies in seiner "Pantheon"-Reihe auf den Punkt, deren Action-mit-Humor-Grundformel da lautet: Menschen kämpfen gegen Götter. Und das macht auch im schon siebten Band, in dem diesmal die Helden des klassischen griechischen Altertums ran müssen, wieder einen Heidenspaß ... im wahrsten Sinne des Wortes.

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Foto: Solaris

Vernor Vinge: "Das Endes des Regenbogens"

Broschiert, 576 Seiten, € 14,40, Cross Cult 2016 (Original: "Rainbows End", 2006)

Endlich! Ist fast schon wieder ein Jahrzehnt her, dass zuletzt ein Roman von Vernor Vinge ins Deutsche übersetzt worden ist. Noch in den Nuller Jahren hatte auch hierzulande jeder SF-Fan Vinge so intus wie Alastair Reynolds oder Charles Stross. Hauptverantwortlich dafür war sein Epos "Ein Feuer auf der Tiefe" samt dessen Nachfolgern – aber auch der Umstand, dass Vinge seit einem 1993 veröffentlichten Essay verlässlich immer dann genannt wurde, wenn irgendwo das Thema technologische Singularität aufkam.

Mit Hochtempo ins Chaos

Auf eine solche Singularität scheint sich auch die Welt des im Original 2006 erschienenen Romans "Das Ende des Regenbogens" zuzubewegen. Noch ist es zwar nicht so weit, aber der Prolog konfrontiert uns bereits mit dem gruseligen Szenario, dass sich die Großmächte der Erde (darunter eine spätestens seit dem Brexit eher optimistisch anmutende indo-europäische Allianz) verbündet haben, um den technologischen Fortschritt so einigermaßen in Schach zu halten. "Dank" der Technik sind mittlerweile selbst kleine Gruppen oder auch nur verärgerte Einzelgänger in der Lage, Massenvernichtungswaffen herzustellen. Beiläufig wird erwähnt, dass schon die eine oder andere Stadt einer Nuklearexplosion zum Opfer gefallen ist.

Dieser Prolog kommt als eine Art Hochgeschwindigkeitskafkaismus daher und schildert, wie die Geheimdienstmaschinerie überstaatlicher Organisationen anläuft, nachdem in Europa von unbekannter Seite eine Psychowaffe zur Beeinflussung ganzer Bevölkerungen getestet wurde. Interessanterweise erfahren wir schon am Ende dieses Kapitels, dass hinter dem Experiment niemand anderer steckt als ein hochrangiger Vertreter ebendieser Geheimdienste, die den Vorfall untersuchen sollen. Er sieht die Welt am Abgrund und glaubt, dass die Manipulation der Bevölkerung zu ihrem Besten der einzige Weg sei, eine globale Katastrophe abzuwenden. Um seinen Plan zu tarnen, setzt er einen Strudel der Irrungen und Wirrungen in Gang, in den er aber beizeiten selbst hineingezogen wird.

Die neuen Alten

Derweil – wir schreiben das Jahr 2025 – erwacht in San Diego die eigentliche Hauptfigur des Romans aus dem Koma. Robert Gu litt unter Alzheimer im Endstadium, konnte durch eine brandneue Therapie aber geheilt werden. Auf eine Verjüngungsbehandlung sprach er sogar so gut an, dass er mit seinen 75 Jahren wieder aussieht wie ein Twen. Leicht im Umgang ist unser "Held" übrigens nicht: Robert ist selbstherrlich, hochfahrend ... kurz gesagt benimmt er sich wie ein Arschloch. Das bekommen vor allem seine Enkelin Miri und der Schüler Juan Orozco zu spüren, zwei Figuren, die Vinge schon fünf Jahre vor dem Roman in der Kurzgeschichte "Fast Times at Fairmont High" verwendet hatte (und die ebenso wie "Rainbows End" mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde).

Alt und jung treffen hier deshalb aufeinander, weil man in dieser Zeit des rasenden Fortschritts leicht den Anschluss verlieren kann. Neben normalen Kindern wie Juan sitzen in der Fairmont High also auch ergraute Geistesgrößen wie die Physikerin Xiu Xing und eben Robert, der immerhin mal Englisch-Professor in Stanford war. Nun müssen beide an ihren digitalen Kompetenzen arbeiten und tun sich dabei ordentlich schwer. Wieder die Schulbank drücken zu müssen, ergibt innerhalb des Romankontexts eine (für uns) vergnügliche Demütigung für den großspurigen Robert. Gleichzeitig sprach Vinge damit aber ein Thema an, das heute mehr denn je die Runde macht – vor kurzem erst mussten sich auf unseren Seiten "Ältere" (also Menschen von 45+ Jahren) von einem Personalberater attestieren lassen, dass sie nicht "up to date" seien und nicht mehr die erforderlichen "Skills" hätten.

Es wird turbulent

San Diego ist allerdings auch der Ort, den die europäischen Geheimdienste als möglichen Ursprung der Psycho-Attacke ausgemacht haben. Also knüpfen sie über einen Mittelsmann Kontakte zum Umfeld der Universität von San Diego – und bald finden sich auch Robert und seine jungen KollegInnen inmitten eines höchst undurchsichtigen Agenten- und Intrigenspiels wieder. Für dessen Unberechenbarkeit sorgt nicht zuletzt besagter Mittelsmann: "Mr. Rabbit", der nur virtuell über einen Hasen-Avatar in Erscheinung tritt, entzieht sich nämlich jeder klaren Zuordnung. Erst hält man ihn nur für einen semikompetenten Hacker, doch zeigt er bald höchst erstaunliche (bzw. erschreckende) Fähigkeiten. Ist er womöglich Agent einer Supermacht, die aus dem internationalen Konsens ausschert? Oder gar eine Künstliche Intelligenz? Dem Leser präsentiert er sich als fröhliches Chaos-Element, als "Verkörperung" einer technologischen Entwicklung, die dem Menschen davonläuft.

In sprudelndem Erzählton serviert uns Vernor Vinge hier ein Katz-und-Maus-Spiel, das mit einigen ausgesuchten Absurditäten angereichert ist. Etwa eine zynische Methode zur Digitalisierung von Büchern: Sie werden in einen Schredder geworfen und von zwischen den Reißzähnen platzierten Minikameras gescannt. Oder eine bunte Vielfalt sogenannter Glaubenszirkel, die sich die Welt mittels augmentierter Realität nach eigenen Vorstellungen virtuell umgestalten und zu Quasi-Religionen angewachsen sind (wer in der Realität von einem Auto überholt wird, sieht z.B. in der Terry-Pratchett-Version der Welt jemanden auf einer Flugechse vorbeireiten). Als zwei solcher Glaubenszirkel in Streit darüber geraten, wer die Räumlichkeiten einer nicht mehr gebrauchten Bibliothek nutzen darf, kommt es zu einer bizarren "Schlacht" zwischen Akademikern, Studenten, Robotern und Monster-Avataren. Und am Ende greift sogar das Bibliotheksgebäude höchstselbst ein.

Auffällig ist, dass die Stimmung des Romans trotz einiger durchaus furchterregender Motive durchgängig locker gehalten ist – irgendwie atmet "Das Ende des Regenbogens" den Geist der 90er. Sehr angenehm zu lesen, aber alles andere als anspruchslos. Ein komplexes, die Sinne verwirrendes Panorama –"Willkommen im Escher-Flügel!" – der Ära zwischen heute und der Singularität.

Foto: Cross Cult

Michael R. Underwood: "Genrenauts: The Complete Season One Collection"

Broschiert, 498 Seiten, Eigenvertrieb 2016

Zeit, eine meiner Lieblingsserien der vergangenen zwei Jahre endlich auch aufs Best-of-Podest zu heben. Der Zeitpunkt ist ideal: Michael R. Underwood bietet seine "Genrenauts" nun auch als Sammelband an. Der enthält alle vier hier bereits besprochenen "Folgen" bzw. Novellen ("The Shootout Solution", "The Absconded Ambassador", "The Cupid Reconciliation" und "The Substitute Sleuth") plus die abschließende Doppelfolge "The Failed Fellowship", auf die nun noch etwas genauer eingegangen werden soll.

Zur Handlung

Wieder einmal kommt es auf der Erde zu unerwünschten massenpsychologischen Effekten, weil ein Fehler auf einer der Genrewelten aufgetreten ist: jenen Parallelwelten, in denen die Stoffe unserer Mythen und Geschichten physische Existenz angenommen haben und uns unterschwellig beeinflussen. Depression macht sich breit, seit auf Fantasy World der vom Schicksal auserwählte Held nicht wie erwartet den Dunklen Lord besiegt und damit alles wieder ins Lot gerückt hat, sondern überraschenderweise (besonders für ihn selbst ...) hinterrücks abgemurkst wurde.

Also schweben unsere wackeren Genrenauten auf Fantasy World in der Region für heroische Fantasy ein, um die Geschichte wieder gradezubiegen. In passenden Kostümierungen – vom barbarischen Schwertkämpfer bis zur Bardin – sollen sie die zerfallene "Failed Fellowship" der eigentlichen ProtagonistInnen wieder zusammenbringen, müssen aber auch selbst ran: Unter anderem gilt es gegen schwarzmagisch animierte Skelette und Riesenameisen zu kämpfen und in einem verlassenen unterirdischen Zwergenkönigreich die obligatorische magische Waffe zu finden, ohne die gar nix geht (It looked like the love child of the Weta workshop and something out of Jack Kirby's "Thor").

Speziell Neo-Genrenautin Leah Tang wirft sich mit Gusto und "Another One Bites the Dust" singend ins Getümmel. Fantasy World weckt Erinnerungen in ihr, immerhin hing sie als Kind selbst der Vorstellung an, auserwählt zu sein. In einer kurzen Phase von Wednesday-Addams-Morbidität erwartete sie gar den Tod ihrer Eltern, nach dem sich dann ihre wahre royale Herkunft offenbaren würde. – Zum Glück ist es dazu aber nie gekommen und Leah hat sich damit abgefunden, dass sie als bisexuelle Frau asiatischer Abstammung in der heroischen Fantasy eine Randerscheinung bleibt. Und dass ein Land voller Schweinekeulen servierender Schenken nicht wirklich auf sie zugeschnitten ist: "Being a vegetarian here is going to be tricky, isn't it?"

Im Epizentrum der Klischees

"The Shadow of the Night Lord" ist der erste Teil der Doppelfolge betitelt: eine neutronensternmäßige Verdichtung der Klischeeanfälligkeit des Heroic-Fantasy-Genres, bevor's noch überhaupt losgegangen ist. Wenn sich die Genrenauten dann Station für Station durchs Zwergenlabyrinth arbeiten, kommt nicht nur bei den LeserInnen, sondern auch bei Leah & Co selbst Computerspiel-Feeling auf – was natürlich auch ausgesprochen wird. Trotzdem kämpfen sie tapfer weiter.

Michael R. Underwood hat seine Reihe nicht als Over-the-top-Satire angelegt, als Genrekarikatur wie etwa "Der Herr der Augenringe", in der fast jeder Satz zur Pointe werden muss. Vielmehr geht es darum, den ebenso belächelten wie geliebten Erzählmustern gegenüber loyal zu bleiben. Die in unzähligen ähnlichen Romanen zu Klischees geronnenen Geschichten werden nicht denunziert, sondern zuallererst mal nacherlebt. Und dann, wenn sich die Gelegenheit ergibt, augenzwinkernd kommentiert. Etwa wenn der Night Lord das eroberte Land in dunkle Wolken hüllt: Not that the Night Lord seemed to have a plan of how to manage agriculture that way, but Evil Overlords weren't well known for their agricultural acumen.

Das Ende?

Die Novellen, aus denen sich der Sammelband zusammensetzt, sind jeweils für sich allein lesbar. Sie bilden aber auch einen übergreifenden Story-Arc, in dem sich Leah von der Genrenautin auf Probe zum vollwertigen Teammitglied mausert. Und in dem sich abzeichnet, dass den Genrenauten ein unbekannter Feind gegenübersteht, der ihre Einsätze sabotiert. In "The Failed Fellowship" wird es einen ersten Showdown mit diesem Feind geben, Betonung auf ersten. Denn wie es Serien so an sich haben, will auch diese keinen vollständigen Abschluss finden, sondern lässt die Tür für weitere Episoden sperrangelweit offen.

Foto: Michael R. Underwood

Ian McDonald: "Luna"

Broschiert, 511 Seiten, € 15,50, Heyne 2016 (Original: "Luna: New Moon", 2015)

Im Lauf der Zeit gewöhnt man es sich an, Blurbs ungefähr so zu lesen: "blablabla [dieses Buch hat mir sehr gefallen, was ich dadurch ausdrücke, dass ich zum Vergleich irgendeinen möglichst bekannten und erfolgreichen Titel an den Haaren herbeiziehe] blablabla". Da ist man dann ehrlich überrascht, wenn sich nachträglich herausstellt, dass einer von diesen beiläufig überflogenen Lobessätzen die Sache tatsächlich auf den Punkt gebracht hat. Wie der auf der Rückseite dieses Buchs: "Luna" ist für die Science Fiction, was "Game of Thrones" für die Fantasy ist.

... nämlich eine Soap Opera. Genauer gesagt eine komplexe Seifenoper mit großem Personal und vor in jeder Beziehung fantastischem Hintergrund. Mit subtiler Ironie charakterisiert Ian McDonald seinen Roman in einer Passage selbst – dann nämlich, wenn eine seiner Figuren in einem Zug über die Oberfläche des Mondes rattert und sich nebenbei eine Telenovela reinzieht: Liebe, Verrat und Rivalität in der Elite. Genau das ist "Luna" – und bietet damit grandiose Unterhaltung.

Das Szenario

Wir befinden uns im letzten Drittel des 21. Jahrhunderts. Der kolonisierte Erdmond dient dem Abbau von Bodenschätzen und wird bereits von über einer Million Menschen bewohnt. Fünf große Familien – die Fünf Drachen – haben ihn sich de facto untereinander aufgeteilt. Sie stammen aus Australien, China, Ghana, Russland und Brasilien und gehen auf jene Pioniere zurück, die vor Jahrzehnten als Erste das Potenzial des Mondes erkannt hatten.

Man beachte das Fehlen der USA und Westeuropas! Ian McDonald, der mit vermeintlich peripheren Schauplätzen wie Indien ("Cyberabad"), Istanbul ("The Dervish House") oder Afrika ("Chaga") gezielt seine ganz eigene SF-Linie entwickelt hat, ist dieser also treu geblieben. Auch im fast schon fantasyesken Setting des Mondes spielt "der Westen" in der nahen Zukunft nicht mehr die Hauptrolle. Und wie schon in früheren Werken spiegelt sich das auch in der Sprache des Romans wider, die zahlreiche Lehnwörter unter anderem aus dem Brasilianisch-Portugiesischen, dem Koreanischen und verschiedenen westafrikanischen Sprachen enthält. (Am Endes des Buchs gibt es ein Glossar.)

Der lebendigste Mond aller Zeiten

Im Kontrast zur Ödnis des Mondes selbst, dessen Tödlichkeit uns immer wieder in Erinnerung gerufen wird, steht eine ganze Reihe fantasievoll beschriebener Habitate, von denen keines dem anderen gleicht. Boa Vista beispielsweise, der Sitz der Familie Corta, ist in einer Lavaröhre aus der Frühzeit des Mondes angelegt und präsentiert sich uns als grüne Oase, in der sich zwischen Wasserfällen und 100 Meter hohen Statuen von (westafrikanischen) Orisha-Göttern Gärten annähernd schwerelos in die Vertikale emporziehen.

In der betonten Unterschiedlichkeit der Habitate – jeweils auf den Charakter der einzelnen Familien zugeschnitten – steckt erkennbar eine ganze Menge Konstruktion. Das wirkt fast wie in einem Game-Design. Andere Ideen lassen diesen Eindruck aber rasch wieder vergessen und füllen den Roman wirklich mit Leben. Ob es nun ein senkrechter Fahrrad-Parcours durch die Mondarchitektur oder eine surreal anmutende Laufveranstaltung unter Trommelklängen ist: Der Mond hat längst seine ganz eigene Kultur entwickelt. So lebendig und vielfältig wie hier ist eine Mondkolonie vermutlich noch nie beschrieben worden.

Der lunare Adel

Etwas überraschend mutet zunächst McDonalds Entscheidung für das scheinbar aus der Zeit gefallene Feudalsystem an, das die Fünf Drachen auf dem Mond etabliert haben. Einhergehend mit einer archaischen Gesetzgebung, die so etwas wie Rechte – auch Menschenrechte – genau genommen gar nicht kennt. Hier wird alles über Verträge geregelt, inklusive der Versorgung mit den vier Grundressourcen Luft, Wasser, Kohlenstoff und Daten (wer seine Sauerstoffschulden nicht tilgen kann, erstickt eben und wird anschließend recycelt). Konflikten versuchen die Fünf Drachen durch dynastische Eheschließungen vorzubeugen – ob homo- oder heterosexuell, spielt dabei keine Rolle. Sex in jeder Variante ist in "Luna" übrigens für einen SF-Roman ungewöhnlich stark präsent. Sehr TV-Soap-kompatibel aber! Kein Wunder, dass CBS sich schon die Rechte für eine etwaige Verfilmung gesichert hat.

Helfen präventive Maßnahmen nichts, duelliert man sich – und zwar in Messer- und Fechtkämpfen. Dass auf Schusswaffen angesichts der Gefahr eines Druckabfalls verzichtet wird, ist eigentlich nur logisch. Es verstärkt aber noch das Feeling, sich in einer eigentümlichen Mischung aus SF-, Fantasy- und Historienroman zu befinden. Fast könnte man glauben, McDonald, der doch stets Wert auf die politischen Aspekte seiner Romane gelegt hat, wäre hier, von der Pracht der eigenen Schöpfung berauscht, ein wenig abgehoben. Aber das ist nicht der Fall, wie uns unter anderem Flashback-Kapitel über das Leben auf der Erde zeigen. Die bringen die Vergangenheit der Romanfiguren – und damit unsere Gegenwart – treffsicher auf den Punkt:

"Damals wusste ich nicht, dass Lyoto eines der ersten Opfer im Klassenkampf war. Im großen, im letzten Krieg der Klassen: der Aushöhlung der Mittelschicht. (...) Früher hatten wir gedacht, dass sich die Roboterapokalypse mit Heeren von Killerdrohnen, Kriegsmechs in der Größe von Wohnhäusern und Terminatoren mit roten Augen abspielen würde. Nicht in Form von mechanisierten Supermarktkassen und Tankstellen, Onlinebanking, selbst fahrenden Taxis und einem automatisierten Aufnahmeverfahren im Krankenhaus. Einer nach dem anderen kamen die Bots und ersetzten uns."

Main Cast

Wie bei jeder anständigen Soap wird auch hier mit umfangreichem Personal gearbeitet. Abgesehen von der Außenseiterin Marina Calazghe, die uns als Angehörige der arbeitenden Normalbevölkerung vorgestellt wird, stammen die wichtigsten ProtagonistInnen alle aus der Familie Corta: Etwa Matriarchin Adriana, die mit ihrer Entschlossenheit ihre Familie überhaupt erst zum "Drachen" gemacht hat. Ihr Sohn Luca, der es nicht ertragen kann, als Zweitgeborener immer hinter seinem Bruder Rafa zurückstehen zu müssen, obwohl er vom Geschäft viel mehr versteht. Oder Tochter Ariel, eine gerissene Anwältin und eifrige Anhängerin der Autoerotik.

Enkel Lucasinho wiederum ist ein Edelrebell, der wie ein Schmetterling von Bett zu Bett hüpft und sich nicht groß darum schert, wer darin liegt. Und dann ist da noch der jüngste Sohn Wagner, dessen Besonderheit in weiteren Bänden noch eine größere Rolle spielen dürfte: Als Wolf fühlt er eine ähnlich innige Beziehung zum Erdball am Himmel wie ein klassischer Werwolf zum Mond. Und tatsächlich könnten die Wölfe einen neuen Zweig der Evolution verkörpern – so gibt es etwa Anzeichen dafür, dass sie im Rudel eine Gemeinschaftsintelligenz bilden.

Fortsetzung folgt

All diese Figuren (und andere) lernen wir mit ihren Ambitionen und Problemen, ihren Lieb- und Leidenschaften kennen. McDonald springt dabei im Schnelltakt von einem Protagonisten zum anderen – wenn George R. R. Martins "Lied von Eis und Feuer" in Sachen Schnittfolge "Das Haus am Eaton Place" war, dann ist "Luna" "Downton Abbey". Im ersten Drittel wird man daher zunächst einige Mühe haben, sich zu orientieren. Aber keine Angst: Man findet sich ein. Und wird die einzelnen Figuren liebgewinnen und es gar nicht mehr abwarten können, wie es mit ihnen weiter (oder zu Ende) gehen wird, wenn der schwelende Konflikt zwischen den Drachen schließlich eskaliert.

"Luna" gipfelt in einem Finale, das dem der letzten "Game of Thrones"-Staffel gar nicht so unähnlich ist. Zum Glück müssen wir auf die Fortsetzung aber nicht lange warten: "Luna: Wolf Moon" soll Ende März auf Englisch und schon im Mai auch auf Deutsch erscheinen.

Foto: Heyne

Carl Abbott: "Imagining Urban Futures"

Gebundene Ausgabe, 262 Seiten, Wesleyan University Press 2016

Mein Lieblingssachbuch des Jahres kam von einem emeritierten Professor für Stadtplanung und Stadtforschung ... und ausgemachten Science-Fiction-Fanboy. Der US-Amerikaner Carl Abbott hat unter anderem schon über den Frontier-Mythos in der SF geschrieben. In "Imagining Urban Futures" bringt er in ebenso sachkundiger wie unterhaltsamer Weise seine beiden Hauptbeschäftigungen unter einen Hut: das, was er jahrzehntelang an der Portland State University lehrte – und das, was er dann abends im Bett las. Warnung: Dieses Buch wimmelt nur so von Tipps zu Büchern, die man anschließend sofort lesen möchte. Kettet die Kreditkarte an!

Acht Arten von Städten

"Imagining Urban Futures" ist ganz der Frage gewidmet, welche Rolle(n) der Lebensraum Stadt in der Science Fiction spielt. Der Aufbau des Buchs richtet sich nach den acht Grundtypen von Städten, die Abbott aus der Vielzahl an Romanen, Filmen usw. herausgefiltert hat. Möglicherweise ließen sich auch andere Kategorien finden, aber Abbotts System wirkt auf jeden Fall in sich stimmig.

Wie das dann abläuft, zeigt Kategorie 1 bereits sehr schön: Unter dem Titel "Techno City; or: Dude, where's my Aircar?" nimmt Abbott den Klischeetypus der Zukunftsstadt schlechthin unter die Lupe und aufs Korn: Also den, der im Grunde genauso aussieht wie eine heutige Stadt – bloß mit mehr Gizmos (Stichwort Flugautos); Beispiele reichen von "Metropolis" bis "Futurama". Die ersten Sätze dieses Kapitels etablieren den vergnügten Ton, in dem Abbott sein Buch halten wird: Commuting is going to be lots more fun in the future. Where now we trudge wearily on crowded sidewalks, we'll ride cheerfully along on slideways. Now we squeeze into crowded, squeaky trains with old chewing gum under the seats, but soon we'll enjoy shiny silent subways that shoot passengers to their destinations with a pneumatic whoosh.

Fakten zum Staunen

Immer ein Zwinkern im Auge, immer ein verblüffendes Statement im Ärmel. Zum Beispiel kommt Abbott zum Befund, dass sich urbane Umgebungen im Jahrhundert zwischen 1840 und 1940 drastisch geändert hätten – seitdem aber kaum noch. Selbst die vielbeschworene "Smart City" ist für den Stadtexperten kaum mehr als ein bisschen Oberflächenkosmetik (nimm das, wissenschaftliches Modethema!).

Abbott bleibt nicht einfach bei einer Genre-internen Auflistung fiktiver Städte, er stellt stets Querbindungen zur Stadtplanungs- und Architekturgeschichte her. So sehr er Appetit auf die von ihm zitierten Romane macht, so sehr möchte man dann auch die futuristischen Konzepte von architektonischen Visionären wie Buckminster Fuller, Ron Herron ("Walking City") oder Paolo Soleri sehen. Oder wie wär's mit Arturo Soria y Mata und seiner Idee von einer "linearen Stadt"? Diese Idee ist sogar von der Science Fiction bislang kaum aufgegriffen worden – spontan fällt mir höchstens Paul di Filippo mit seinem "Linear Jungle" ein. "Imagining Urban Futures" enthält zwar nur einige Schwarz-Weiß-Abbildungen, verweist aber auf Quellen für massenweise Architekturbilder zum Staunen.

"Babylon 5" ist eine andere Nummer als "Deep Space Nine"

Bei der Kategorie "Migratory Cities" dürften viele spontan an die Weltraumstädte aus James Blishs Klassiker "Cities in Flight" denken. Die sieht Abbott aber mit strengem Blick als eher schlechtes Beispiel an; von Stadtleben sei hier nämlich nichts zu bemerken. Für bessere Beispiele hält er etwa Armada aus China Miévilles "Die Narbe" und selbst das arbeitsteilige Flottenkonglomerat von "Battlestar Galactica".

Wie um eine alte SF-Kontroverse aus den 90ern wiederzubeleben, argumentiert er zudem schlüssig vor, warum "Babylon 5" sehr wohl als Stadt durchgeht, während "Deep Space Nine" aus dem "Star Trek"-Franchise nur ein popliges Fort ist. Das geschieht übrigens unter der Kapitelüberschrift "Breathing Machines": Raum- oder auch Unterwasserstationen bilden deshalb eine eigene Kategorie, weil ihnen mit der Luft "der einzige unregulierte Input" fehlt, den es in unseren Städten noch gibt. Ebenfalls enthalten sind ein paar witzige Betrachtungen zum Problem der Müllentsorgung in Monsterstädten wie Coruscant oder der in Harry Harrisons "Bill, the Galactic Hero".

Missachtete und bis zum Abwinken bearbeitete Städte

Noch hermetischer als Raumstationen ist der Typus "Utopia With Walls / Carceral City", eine der gebräuchlichsten Ausformungen des Stadtmotivs in der Science Fiction. Es sind Städte, die als Zufluchtsorte begannen, sich dann aber über Stasis, Verfall und Korrumpierung des Systems von der Utopie zur Dystopie wandelten. Als ein kaum noch bekanntes frühes Beispiel für diesen Typus nennt Abbot E. M. Forsters "The Machine Stops" von 1909. Ein besonders erfolgreiches von unzähligen jüngeren wäre Hugh Howeys "SILO"-Reihe. Dass dieser Stadttypus in der Jugendliteratur besonders häufig vorkommt, ist kein Zufall – sind doch in einem solchen Szenario des Wandels Generationenkonflikte gleichsam von Anfang an eingebaut.

Für Mitteleuropäer eher exotisch wirkt die unter dem Titel "Crabgrass Chaos" betrachtete Kategorie Suburbia. Hochintereressant aber zu lesen, wie wenig offenbar selbst US-Amerikaner mit diesem belächelten bis offen verachteten Lebensraum anzufangen wissen, egal ob Soziologen oder SF-Autoren. Bezeichnenderweise ist in den Literaturverweisen dieses Kapitels kein einziger Titel enthalten, der es an Rang und Namen mit denen der anderen aufnehmen könnte.

Dafür geben sich in den Kapiteln "Keep Out, You Idiots!" (verlassene und postapokalyptische Städte) und "Soylent Green Is People!" (Städte in der Krise, ob nun Überbevölkerung oder Klassenkampf) die prominenten Beispiele nur so die Klinke in die Hand. Das ist Science-Fiction-Kernland! Ganz nebenbei streut Abbott hier übrigens die Frage ein, warum es in so gut wie allen Apokalypsen – von "The Walking Dead" bis zu Stephen Kings "The Stand" – quasi selbstverständlich ist, dass man im Katastrophenfall so schnell wie möglich die Stadt verlassen muss, weil man nur auf dem Land und in sauberen kleinen dorfartigen Gemeinschaften überleben können wird. Schon mal darüber nachgedacht?

Wimmelndes Leben

Alles in allem herrscht in der westlichen und insbesondere der US-amerikanischen Science Fiction ein unterschwelliger Antiurbanismus vor. So lautet einer der Hauptbefunde Abbotts, belegt mit zahlreichen Beispielen und Zitaten. Schon US-Gründervater Thomas Jefferson hielt Städte für "Krebsgeschwüre", und diese Haltung wirke immer noch nach. Gegenmodelle listet Abbott im letzten Kapitel "Market and Mosaic" auf: Multikulturelle Dschungel und Basare, die von Leben wimmeln, findet er vor allem in nicht-westlicher SF (siehe dazu auch "Nach Metropolis kommt die Metastadt"), aber auch im Cyberpunk – etwa in der Nighttown William Gibsons.

Warum dieses Motiv so häufig vorkommt? Einfach: Nighttown is far more dramatic than Quiet-summer-afternoon-town. Diese "unlizensierten Sektoren" mögen zwar chaotisch und tendenziell gefährlich wirken. Doch das sei reine Wertungssache, meint Abbott und demonstriert seine Fähigkeit zum Querdenken mit einem letzten Beispiel: Ihr findet, das Los Angeles von "Blade Runner" sei ein Paradebeispiel für eine düstere Stadt? Dann seht euch doch mal ganz genau an, was für eine Vitalität die Straßenszenen im Film versprühen.

Intelligent, witzig und vollgestopft mit hochinteressanten Fakten: "Imagining Urban Futures" ist eine gelungene Beweisführung für Abbotts anfängliche These "Science fiction is about the future. The human future will be urban. Therefore, science fiction should be about urban futures" und eine echte Bereicherung für jedes SF-Regal.

Foto: Wesleyan University Press

Matthew De Abaitua: "The Red Men", "If Then" & "The Destructives"

Broschiert, 384 Seiten, Snowbooks 2007/2013, bzw. 416 Seiten, Angry Robot 2015, und 416 Seiten, Angry Robot 2016

Als krönenden Abschluss jetzt noch das, was mich im vergangenen Jahr am nachhaltigsten beeindruckt hat: Matthew De Abaituas 2007 mit "The Red Men" begonnene und 2016 mit "The Destructives" abgeschlossene Trilogie ohne Namen. Oder vielleicht sollte man eh besser "Triptychon" oder etwas ähnlich Umschreibendes sagen, da es sich um drei Romane handelt, die problemlos einzeln gelesen werden können. Perverserweise hat es sich irgendwie ergeben, dass ich das Ganze in exakt umgekehrter Reihenfolge gelesen habe. Da die drei Bücher aber zur selben Future History gehören und zeitlich aufeinander aufbauen, würde ich empfehlen, bei "The Red Men" zu beginnen. Das wurde hier als Einziges noch nicht ausführlich vorgestellt – was hiermit nachgeholt wird.

In diesem 2007 erstveröffentlichten und 2013 noch einmal überarbeiteten Roman begeben wir uns bis kurz vor jenes Ereignis zurück, das in "If Then" und "The Destructives" als Seizure erwähnt wird: den weitgehenden Kollaps der menschlichen Zivilisation und den Aufstieg der Künstlichen Intelligenzen. Mit anderen Worten: in eine Zukunft, die unserer Zeit erschreckend nahe ist.

Unsere schöne neue Welt

Ich-Erzähler Nelson Millar und sein Kumpel Raymond Chase arbeiten für den Konzern Monad, der consumer modelling in mirrorworlds als Geschäftsmodell hat. Bei wem hier der Worthülsenalarm anspringt, der liegt durchaus richtig: De Abaitua versteht es meisterlich, den Techno-und-Marketing-Seifenblasensprech derer wiederzugeben, die ständig dem new new thing hinterherhecheln. In einem demographically engineered London, das von allen störenden Elementen gesäubert ist, lebt dieses kleine, sich elitär fühlende Bevölkerungsegment, das ganz selbstverständlich Sätze wie "I must schedule my emotions" vom Stapel lässt.

Auf der anderen Seite der wachsenden gesellschaftlichen Kluft stehen diejenigen, die nicht mehr mitspielen wollen. "The Great Refusal" macht als neues Schlagwort die Runde. In den weniger noblen Vierteln gedeiht eine neue Offline-Kultur, während immer mehr Menschen aus dem gesellschaftlichen Raster fallen. Der Roman beginnt damit, wie ein solcher Mensch – an exhausted and confused foot soldier of globalization – Amok läuft. Der darauf folgende Einsatz eines Psychoberater-Roboters ist 2013 übrigens verfilmt worden ("Dr. Easy").

Red Men und Redtown

Trotz des inhaltsleeren Gefasels seiner Manager ist Monad inzwischen tatsächlich an etwas Reellem dran. Der Konzern und die hinter ihm stehende Künstliche Intelligenz Cantor erstellen digitale Kopien von Menschen aus deren Gehirnwellenmustern, digitalen Fußabdrücken und was man sonst noch so an Daten zusammenkraken kann. Diese Kopien, Red Men genannt, entfernen sich aber recht flott von ihren Originalen. Sich ihrer selbst bewusst, betrachten sie sich als optimierte Versionen. Sie sind erfolgsorientiert, daraus folgend kompetitiv und daraus folgend sehr schnell aggressiv. Als Raymond den Sonderwünschen eines solchen Red Man nicht nachkommt, wird er von diesem erbarmungslos gestalkt – die KI schreckt dabei nicht davor zurück, Raymond mit der Stimme seines toten Vaters zu verfolgen.

Trotzdem geht das Projekt in die zweite Phase, für die Nelson hauptverantwortlich ist: Man wählt eine typisch englische Kleinstadt aus, um sie zur Gänze zu digitalisieren. In dieser Redtown sollen dann die Auswirkungen politischer Strategien oder nationaler Katastrophen getestet werden. Das aufwändige Projekt zehrt an der Substanz aller Beteiligten, zudem wirkt das Geschehen – ein Vorbote der beiden Folgebände – zunehmend surreal: Physische und virtuelle Welten durchdringen einander, außerdem scheint eine konkurrierende KI das Projekt durch Mind-Hacking zu sabotieren.

Kontrollverlust

Matthew De Abaitua ist ein begnadeter Autor und verwendet geschickt einen Stil, der uns immer ein bisschen im Unklaren lässt. Wir glauben zu wissen, was gerade geschieht – können aber nie ganz das Gefühl abschütteln, das da unter der Oberfläche noch etwas anderes lauert, das sich uns entzieht. So subtil, dass man sie kaum als solche erkennt, sind hier zudem einige Motive eingebaut, die eigentlich aus der klassischen Schauerliteratur stammen: Doppelgänger, albtraumhafte Visionen, schattenhafte Gestalten und das Gefühl, verfolgt zu werden. Die Horrorelemente unterstreichen das vorherrschende Gefühl des Romans: "The Red Men" ist angsty.

Und die Angst dahinter ist die vor dem Kontrollverlust. Niemand kann die Entwicklung, die hier ihren Lauf nimmt, steuern. Weder die, die sich über lange Zeit noch für die Gestalter der Zukunft halten, noch die, die längst offline geflüchtet sind. "The Red Men" und seine Nachfolgerbände spiegeln damit die schleichende Grundangst unseres Zeitalters wider – nämlich die, dass wir nicht mehr mithalten können. Es ist, wie schon einmal gesagt, Science Fiction auf der Höhe der Zeit.

P. S.

Zu Weihnachten hat der "New Scientist" eine neue Kurzgeschichte Matthew De Abaituas veröffentlicht, die aus demselben Universum wie diese drei Romane stammt und noch nach "The Destructives" angesiedelt ist. "The University of the Sun", benannt nach dem sonnenumkreisenden Megakomplex, in den die Künstlichen Intelligenzen übersiedelt sind, ist erneut ein geschicktes Vexierspiel mit virtuellen Wirklichkeiten und zeigt zweierlei: Erstens dass De Abaitua nur wenige Seiten braucht, um einem den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Und zweitens dass wir nicht die Einzigen sind, bei denen Science Fiction in den Kontext der Wissenschaft eingebettet ist. Ha!

Was in der nächsten Rundschau enthalten sein wird, ist ja auf den vorigen Seiten schon zum Teil angeteasert worden; weitere ominöse Andeutungen werde ich mir hier also schenken. Sie kommt übrigens schon Anfang Februar, weil ich danach auf Urlaub sein werde! (Josefson, 14. 1. 2017)

Fotos: Snowbooks, Angry Robot