Österreich hat ja grad eine besonders schöne Presse: 2016 war echt ein grimmiges Jahr, nur Österreich habe gezeigt, wie die Hoffnung den Hass besiegen kann – so formulierte es Owen Jones, der linke britische Starjournalist, in seiner Jahresabschlusskolumne im "Guardian".

Nun ja. Die Hoffnung hat, um in dem Bild zu bleiben, eine Wahl gewonnen. Trotz, aber nicht wegen des Meinungsklimas im Land. Aber wie entsteht eigentlich ein "Meinungsklima"? Und wie stabilisiert es sich?

Auch weil jene, die glauben, die Mehrheitsmeinung – in einer oder mehreren Fragen – gegen sich zu haben, sich auf die Zunge beißen. Nicht mehr sagen, was sie sich denken. Oder verklausuliert sprechen. Der angenommenen Mehrheitsmeinung nicht mehr entgegentreten. Weil sie, vielleicht aus taktisch verständlichen Gründen, leisetreten. Aber damit auch nicht mehr um ihre Ideale kämpfen. Und wenn sie das lange genug tun, auch überhaupt das Kämpfen verlernen.

Das ist auf die Dauer ein wenig ungeschickt. (Robert Misik, 1.1.2017)