Mit der Feststellung von Tayyip Erdogan sind ausnahmsweise einmal alle einverstanden. "Sie wollen die Moral unseres Landes zerstören und Chaos verbreiten", hat der autoritär regierende Präsident am Sonntag seinen türkischen Landsleuten erklärt. Auch nach dem Terroranschlag im schicken Istanbuler Nachtklub Reina schwört die politische Führung in Ankara dem Terrorismus Kampf und Vergeltung bis zum Ende. Doch mehr und mehr Türken stellen sich die Frage, ob das funktioniert.

2016 war für viele das seit langem übelste Jahr, an das sie sich erinnern können. Fünf Monate ist die Türkei nun bereits im Ausnahmezustand und der Sicherheitsapparat in dauernder Alarmbereitschaft. Trotzdem reißt die Serie der Terrorakte nicht ab. Polizei und Geheimdienst mögen vieles verhindern, doch die Tatsache bleibt: Die Türkei ist instabil, die Sicherheit nicht gegeben.

Dabei sollte die Herrschaft des einen, "starken" Mannes an der Spitze der Türkei ebendas garantieren. Schnelle Entscheidungen, ein einiges Volk, Stärke und Selbstbewusstsein. Seit Tayyip Erdogan 2014 ins Präsidentenamt einzog, geht es allerdings bergab. Der Krieg im benachbarten Syrien und im Irak erklärt viel, aber nicht alles. Erdogans Strategie, immer nur mehr Macht für sich anzuziehen und dafür die Gesellschaft weiter zu spalten, erweist sich jetzt als fatal für die Bürger der Türkei. (Markus Bernath, 1.1.2017)