Kabarettist Christian Hölbling mimt den spießigen Klischeebeamten "Amtsrat Helfried" in "Vurschrift is Vurschrift" auf Puls 4, wo vermeintlich skurrile Amtsgeschichten erzählt werden.

Foto: Puls 4 / Jörg Klickermann

Wien – Mit Bist du deppert landete Puls 4 einen Quotenerfolg. Die satirisch angehauchte Sendung, in der Kabarettisten reale Fälle von Verschwendung öffentlichen Geldes unterhaltsam darstellen, gehört zu den erfolgreichsten Produktionen des Senders. Das Rezept, Behördenversagen humoristisch aufzuarbeiten, soll nun auch die neue Sendung Vurschrift is Vurschrift mit vorerst sechs Folgen zum Erfolgsformat machen.

In der ab Dienstag wöchentlich laufenden Show präsentiert der als "Amtsrat Helfried" verkleidete Kabarettist Christian Hölbling einem Rateteam aus vier Berufshumoristen vermeintlich skurrile Fälle von besonders vorschriftstreuen Behördenvertretern. Die Ratenden (Silvia Schneider, Andreas Vitásek und Ciro de Luca in der Stammbesetzung sowie ein jeweils wechselnder Gast wie Elke Winkens oder Angelika Niedetzky) erfahren aber vorerst immer nur Teile der Geschichte und sollen herausfinden, welche Vorschrift hinter dem Sachverhalt steckt.

Zum Beispiel: Einem Ehepaar wird eine Strafe angedroht, weil es nicht an einer "Umfrage" teilnehmen will. Auflösung: Die "Umfrage" ist eine Erhebung der Statistik Austria, an der die Teilnahme verpflichtend ist.

Roubinek als "Fachoberinspektor Tupfelreiter"

Die mithilfe von involvierten Rechtsanwälten und Redakteuren mit juristischer Vorgeschichte recherchierten Fälle werden in kurzen Einspielungen erzählt. Darin spielt Rudi Roubinek (bekannt als Seyffenstein in der ORF-Produktion Wir sind Kaiser) den übereifrigen "Fachoberinspektor Tupfelreiter" und fast alle anderen Rollen.

"Ich fand die Idee lustig, einen quirligen, übereifrigen Beamten zu geben, der den Leuten das Leben mitunter schwermacht", sagt Roubinek zum STANDARD. Tupfelreiter sei ein Beamter, der "den Leuten nicht ursächlich etwas Schlechtes will, sondern die Vorschrift über den konkreten Sachverhalt stellt."

Beamtenklischees und Niveaulimbo

Ihn selbst habe die Skurrilität mancher Fälle verblüfft, sagt der Schauspieler, der nicht am Studiogeschehen teilnimmt. Es birgt freilich ein Risiko, fertiges Material zum Einbetten in eine Sendung zu liefern, bestätigt Roubinek, der die Studioaufnahmen zum Zeitpunkt des Interviews selbst noch nicht gesehen hat.

Eine Mischung aus Bist du deppert und Was gibt es Neues? könnte in der Theorie durchaus funktionieren. Allein: Das Rezept geht nicht auf. Das Spiel mit den Beamtenklischees ist plump und wirkt gezwungen – etwa wenn der von Hölbling gemimte spießige Beamte als Moderator unvermittelt und ohne erkennbaren Grund einmal Klassenbucheinträge vergibt, einmal Aufrufe ins Mikrofon als ultimatives Beamtenstilmittel imitiert. Schlimmer noch, vermag er das Rateteam nicht zu humoristischen Höhenflügen zu animieren. Angesichts der bescheidenen Witzebasis flüchten die Kabarettisten bisweilen ins Niveaulimbo.

All das würde man dem Format nachsehen, wären die Fälle tatsächlich spektakulär absurd – doch sie sind es nicht. So bleibt von Vurschrift is Vurschrift nur die Fremdscham. (Sebastian Fellner, 3.1.2017)