Halle – Verspieltes Verhalten im Erwachsenenalter lässt sich mit bisherigen psychologischen Kategorisierungen nicht so recht erfassen, es brauche neue Begriffe: Zu diesem Schluss kommt der Wiener René Proyer, der am Institut für Psychologie der Universität Halle-Wittenberg arbeitet. Und es sei ein Verhalten, das durchaus positiv betrachtet werden könne.

Nach mehreren Studien und Befragungen mit rund 3.000 Teilnehmern zog Proyer die Bilanz: Verspieltheit lässt sich nicht anhand der fünf großen Persönlichkeitsmerkmale beschreiben, die häufig zur Beschreibung der Persönlichkeit herangezogen werden. Zu diesen zählen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit und emotionale Stabilität. "Verspieltheit ist eine eigenständige Komponente, die Anteile dieser fünf globalen Dimensionen hat, aber nicht mit ihnen austauschbar ist", sagt Proyer.

Vier Typen

Insgesamt glaubt der Psychologe vier Grundtypen von verspielten Erwachsenen identifizieren zu können: "Es gibt Menschen, die gern mit Freunden und Bekannten herumalbern. Das beschreiben wir mit der auf andere ausgerichteten Verspieltheit. Leichtherzig verspielte Menschen dagegen sehen ihr ganzes Leben eher als Spiel."

Eine weitere Kategorie seien Menschen, die gerne mit Ideen und Gedanken spielen – das beschreibt die intellektuelle Verspieltheit. Die Menschen könnten auch eintönige Aufgaben für sich interessant gestalten. Die letzte Gruppe beschreibt der Psychologe als extravagant Verspielte: "Menschen mit dieser Tendenz interessieren sich für seltsame und groteske Dinge und können sich an kleinen Beobachtungen im Alltag amüsieren."

Kontexte

Im deutschen Sprachraum sei Verspieltheit im Erwachsenenalter eher negativ besetzt – zu Unrecht, findet Proyer: "Wenn es etwa um das Lösen komplexer Problemstellungen geht, können sie leicht die Perspektive wechseln. Dadurch finden sie ungewöhnliche und neue Lösungen."

Die in "Personality and Individual Differences" veröffentlichte Studie könnte Anreize für weitere Forschungsbereiche geben, etwa in der Evolutionspsychologie: Zwar hat Verspieltheit keinen direkten Überlebensvorteil, könnte aber bei der Partnerwahl und in Liebesbeziehungen eine wichtige Rolle spielen. Mit diesem Thema wollen sich die Psychologen der Uni Halle in den kommenden Monaten beschäftigen. (red, 6. 1. 2017)