Der Wind mischte in Innsbruck kräftig mit.

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Daniel-André Tande (22) nutzte die Gunst des Augenblicks und könnte für Norwegens elften Tourneeerfolg sorgen.

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Für Stoch (li) lief es deutlich besser als für Kraft (re).

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Innsbruck – "Grenzwertig." So hat Heinz Kuttin, Cheftrainer der österreichischen Skispringer, am Mittwoch den Versuch bewertet, am Innsbrucker Bergisel einen fairen Bewerb über die Bühne zu bekommen. Der Versuch ist klar gescheitert, der Bewerb hat aber stattgefunden. Er wurde eine Beute des Norwegers Daniel-André Tande, der in der Windlotterie zwar nicht das beste, aber ein gutes Los gezogen hatte und seinen Landsmann Robert Johansson sowie den Russen Jewgenij Klimow, zwei Nobodys also, auf die Plätze verwies. Österreichs Team wurde schwer geschlagen, Manuel Fettner als Bester landete an siebenter Stelle, Stefan Kraft als 18. war der Zweitbeste.

In der Vierschanzentournee, die am Freitag in Bischofshofen endet, sieht es so aus, als hätte sich der Dreikampf auf ein Duell reduziert. Tande übernahm die Führung vom Polen Kamil Stoch, der in Innsbruck im Probedurchgang nach der Landung stürzte, aber dann trotz Schulterschmerzen einen passablen Sprung auf 120,5 Meter und Rang vier zeigte. Stoch liegt 1,7 Punkte, Kraft als Dritter 16,6 Zähler hinter Tande. "Ich gebe nicht auf", sagt Kraft, "volle Attacke", sagt er, "der Rückstand ist gar nicht so groß."

Nimmt ein Trainer das Wort "grenzwertig" in den Mund, deutet das nicht selten auf eine Grenzüberschreitung hin. Das dritte der vier Tourneespringen wurde von heftigen Böen durcheinander gewirbelt. "Teilweise Wind von allen Seiten", sagte Kuttin, "gar nicht stabil. Irrsinnig schwierig, einen fairen Wettkampf zustande zu bringen." Wobei die Worte "irrsinnig schwierig", wenn sie aus dem Mund eines Trainers kommen, durchaus mit "unmöglich" zu übersetzen sind. Kuttin: "Es war grauenhaft zum Zuschauen." Und Kraft hätte bei widrigen Verhältnissen nicht abgelassen werden dürfen, die Jury hätte zuwarten sollen. Kuttin lobte aber auch Sieger Tande, der "einen perfekten Sprung" gezeigt habe.

Die Österreicher hatten in Innsbruck nicht nur mit den äußeren, sondern sozusagen auch mit inneren Bedingungen zu kämpfen. Durchfall hatte Michael Hayböck, den Tourneezweiten 2015, Dritten 2016 und zuletzt Sechsten der Zwischenwertung, außer Gefecht gesetzt. Hayböck sagte für Innsbruck ab. Andere wie Kraft, der sich am Dienstagabend übergeben musste, Andreas Kofler und Florian Altenburger traten geschwächt an.

Man hätte fast glauben können, dass Innsbruck in Lateinamerika liegt, so oft wurde am Mittwoch am Fuße des Bergisels von "Montezumas Rache" geredet. Montezuma, Herrscher der Azteken, hatte Anfang des 16. Jahrhunderts bekanntlich mit den Spaniern zu tun, er stand aber auf verlorenem Posten, auch weil die Spanier die Pocken eingeschleppt hatten. Seither rächt sich Montezuma nicht selten, wenn Europäer Lateinamerika bereisen. Heute weiß man, er kann sich auch zwischen einer zweiten und einer dritten Schanze rächen.

Drei Szenarien

Hayböck hatte sich am Vortag noch gut gefühlt und war in der von Kraft gewonnenen Qualifikation Vierter geworden. Der Oberösterreicher war laut ÖSV-Teamarzt Peter Baumgartl "zu geschwächt", könnte aber in Bischofshofen wieder einsatzfähig sein. Aus dem Dreikönigsspringen könnte zum elften Mal ein Norweger oder zum zweiten Mal ein Pole als Tourneesieger hervorgehen. Oder doch zum 17. Mal ein Österreicher? Das wäre Rekord, die bis dato ebenfalls 16 Mal siegreichen Deutschen und Finnen wären abgehängt. Dazu müsste aber, um bei Fallbeispielen zu bleiben, noch einiges vorfallen. (Fritz Neumann, 4.1.2017)

Ergebnis Innsbruck (nur ein Durchgang):

1. Daniel-Andre Tande (NOR) 125,7 (128,5)
2. Robert Johansson (NOR) 123,1 (133,0)
3. Jewgenij Klimow (RUS) 119,1 (127,0)
4. Kamil Stoch (POL) 117,4 (120,5)
5. Andreas Stjernen (NOR) 117,1 (122,5)
6. Maciej Kot (POL) 117,0 (121,0)
7. Manuel Fettner (AUT) 116,7 (120,0)
. Piotr Zyla (POL) 116,7 (121,0)
9. Sebastian Colloredo (ITA) 114,4 (122,5)
10. Noriaki Kasai (JPN) 114,3 (125,5)
weiter:
18. Stefan Kraft (AUT) 103,3 (116,0)
19. Peter Prevc (SLO) 103,0 (114,0)
20. Jakub Janda (CZE) 102,2 (114,0)
23. Clemens Aigner (AUT) 100,7 (114,0)
25. Domen Prevc (SLO) 100,4 (112,5)
27. Andreas Kofler (AUT) 98,4 (111,5)
30. Daniel Huber (AUT) 92,3 (108,0)

Gesamtwertung nach dem dritten Bewerb:

1. Daniel-Andre Tande (NOR) 710,3 Pkt.
2. Kamil Stoch (POL) 708,6
3. Stefan Kraft (AUT) 693,7
4. Piotr Zyla (POL) 686,7
5. Manuel Fettner (AUT) 671,1
6. Markus Eisenbichler (GER) 669,0
7. Maciej Kot (POL) 665,5
8. Stephan Leyhe (GER) 651,2
9. Peter Prevc (SLO) 648,0
10. Jewgeni Klimow (RUS) 647,7
weiter:
17. Andreas Kofler 625,8
23. Markus Schiffner 574,1
24. Michael Hayböck 561,5