Kaum fällt der erste Schnee, finden sich auch schon die typischen gelben Spuren.

Foto: apa/Barbara Gindl

Vielleicht haben Sie ihn schon bemerkt, denn er hat wieder Saison. Da kann der Naturschnee noch so rar sein, wo immer ein weißer Fleck auftaucht, ist er zur Stelle. Kunstschnee oder von Frau Holle erzeugt, dem Schneebrunzer ist es egal. Mag das bisschen Niederschlag gerade groß genug sein, um einen Schneeball zu formen, der Schneebrunzer war meist schon da. Seinetwegen ermahnen Erziehungsberechtigte ihre Kinder, keinen gelben Schnee zu essen. Weißen auch nicht, aber schon gar nicht den gelben. Es ist natürlich unangenehm, dieses Wort überhaupt zu verwenden, ebenso unangenehm wie der Umstand, dass Schneebrunzer zu 99,9 Prozent männlich sind.

Es gibt mehrere Deutungsformen des Begriffs. Die erste ist harmlos. Sie beschreibt einen Menschen, den man nicht ernst nehmen kann. Dafür gibt es griffigere Titel wie Depp oder Trottel oder Idiot. Auch Angeber und Wichtigtuer werden so bezeichnet, doch die wortwörtliche Auslegung des Begriffs ist es, die winters Kummer bereitet.

Am Rande von Skipisten, an verschneiten Wegen von und zu Tränken trifft man Schneebrunzer und ihre Hinterlassenschaften an. Hin und wieder sorgt eine Lawine oder eine verlorene Balance für Gerechtigkeit, und so ein SB, wie wir ihn abkürzen wollen, landet in der eigenen Markierung, aber darauf verlassen kann man sich nicht.

Schneebrunzer sind unangenehme Menschen. "Aber wenn Not am Mann ist ...", beginnt ihre gängige Rechtfertigung. Günstigerweise ist man nicht nur Mann, sondern auch Herr über seinen Drang. Denn die öffentliche Verrichtung von Notdurft ist keine Auszeichnung. Die farbliche Note und die frostige Beständigkeit, die im Schnee hinzukommen, besitzen etwas Mahnmalhaftes – minus der Würde, die so ein Mal ansonsten auszeichnet.

Schneebrunzertum ist niedrig. Es adelt selbst dann nicht, wenn ein SB dieserart orthografisch korrekt signiert, sich gewissermaßen zum Kunstbrunzer aufplustert. Und sie sind nicht nur ein saisonales Problem. Im Sommer heißen sie nur anders. Da werden SB zu sogenannten PP, zu Poolpinklern. Olles Chlor? (Karl Fluch, 8.1.2017)