Silvesterfeiern in Dortmund und was Medien wie "Breitbart" und "Wochenblick" daraus machen.

Foto: Screenshot / Ruhr Nachrichten

Wien/Dortmund –Nach Artikeln der US-Nachrichtenseite "Breitbart" und des österreichischen Mediums "Wochenblick" zur Silvesternacht in Dortmund veröffentlichte die Dortmunder Polizei am Donnerstag einen detaillierten Einsatzbericht zur Klarstellung der Ereignisse. Mit der Conclusio: "Nach Einschätzung des eingesetzten Polizeieinsatzleiters war dies für eine Silvesternacht in Dortmund ein eher durchschnittlicher bis ruhiger Verlauf."

Das rechtsaußen Portal Breitbart, das im US-Wahlkampf zur Präsidentenwahl beim Sieg Donald Trumps eine nicht unwichtige Rolle gespielt hatte, berichtete unter dem Titel "1000-Mann-Mob setzt Deutschlands älteste Kirche in Brand" über die Silvesternacht in Dortmund. Demnach habe "ein Mob" von "mindestens 1.000 jungen Männern" mit Feuerwerkskörpern eine Kirche in Brand gesetzt sowie die Polizei ins Visier genommen.

Breitbart beruft sich dabei auf einen Liveticker der "Ruhr Nachrichten", in dem diese Ereignisse geschildert worden sein sollen. Mit dem Unterschied, dass weder von einem Mob die Rede ist, noch davon, dass die Kirche in Brand gesetzt wurde. Laut dem Bericht habe es tatsächlich ein kleines Feuer gegeben, weil eine Böller-Rakete in der Gerüstplane landete, die den Kirchenturm umhüllt. Das Feuer sei rasch wieder gelöscht worden.

"Allahu Akbar"-Rufe

Die "Ruhr Nachrichten" schrieben auch, dass eine Gruppe von Leuten "Allahu Akbar" gerufen habe, was wiederum das FPÖ-nahe Medium "Wochenblick" veranlasste, die Ereignisse der Nacht so darzustellen: "Ein Mob von mehr als 1000 Männern soll Pyrotechnik auf die Polizei gefeuert haben. Syrer riefen den islamischen Kampfruf 'Allahu Akbar' und die Feuerwehr musste einen Kirchenbrand löschen." Der "Wochenblick"-Beitrag mit dem Titel "Silvester in Dortmund: 'Allahu Akbar' und Kirchenbrand" wurde auf Facebook 820 mal geteilt.

"Ruhr Nachrichten" stellen klar

In einer Klarstellung kritisiert auch Peter Bandermann, der die Ereignisse für die "Ruhr Nachrichten" dokumentierte, dass die Ereignisse in den Medienberichten verdreht worden seien. Er schreibt und resümiert: "40 Gewalttaten, der gefährliche Umgang mit Pyrotechnik, Provokationen gegen die Polizei und Sachbeschädigungen – das Geschehen in der Silvesternacht in Dortmund war kein Kindergeburtstag. Ausländische Medien und Nutzer sozialer Netzwerke im Internet verwendeten unsere Online-Berichte für Fakenews, Hass und Propaganda."

"Wochenblick"-Bericht landet bei der CDU

Laut Bandermann habe das Berliner Büro des Dortmunder CDU-Bundestagsabgeordneten Thorsten Hoffmann den "Wochenblick"-Bericht als Grundlage für eine Presseinformation genutzt und zitierte den "Beschuss" der Kirche. Zum "Wochenblick" schreibt er: "Ein namentlich nicht genannter Autor erweckt den Eindruck, dass 'ein Mob von mehr als 1000 Männern' (gemeint ist die Gruppe am Platz von Leeds) die Reinoldikirche mit Pyrotechnik unter 'Beschuss' genommen und in Brand gesetzt habe. Fakt ist: Die Feuerwehr sprach von einem kleinen und schnell gelöschten Feuer an einem Fangnetz. Der Einsatz war nach 12 Minuten beendet. Der 'Wochenblick' macht daraus: 'Reinoldikirche fängt Feuer'." (red, 6.1.2017)

Video der "Ruhr Nachrichten" von der Silvesternacht

Ruhr Nachrichten Dortmund