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Barbara Jatta ist Herrin über 800 Mitarbeiter und Mutter von drei Kindern.

Foto: MASSIMILIANO MIGLIORATO / PA / picturedesk.com

Es gibt wenige Länder in der westlichen Welt, in denen der Anteil von Frauen in Führungspositionen so gering ist wie im Staat der Vatikanstadt. Nun hat Papst Franziskus gleich einen der wichtigsten und prestigereichsten Posten, den er zu vergeben hat, mit einer Frau besetzt: Seit dem 1. Jänner amtiert die Kunsthistorikerin Barbara Jatta als Direktorin der Vatikanischen Museen – als erste Frau in der Geschichte der weltberühmten, mehr als 500 Jahre alten Institution. Sie löste den 77-jährigen Exkulturminister Antonio Paolucci ab, der vor zehn Jahren von Papst Benedikt XVI. ernannt worden war.

Barbara Jatta gebietet nun nicht nur über weltberühmte Kulturdenkmäler wie die Sixtinische Kapelle oder die Stanzen des Raffael, sondern auch über eine der ältesten Bibliotheken und über rund 70.000 Kunstobjekte aus Ägypten, der griechischen und römischen Antike, aus Byzanz, dem Mittelalter, der Renaissance, dem Barock und der Moderne. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Vatikanischen Museen mehr als sechs Millionen Eintritte, die Einnahmen von rund 100 Millionen Euro sind eine wichtige Finanzquelle des Kirchenstaats.

Barbara Jatta hatte an der römischen Sapienza-Universität zunächst ein Literaturstudium absolviert, ein Jahr darauf erwarb sie ein weiteres Diplom in Archivkunde, Paläografie und Diplomatik. 1991 promovierte sie im Fach Kunstgeschichte.

Seit zwanzig Jahren im Dienst der Museen

Vor zwanzig Jahren trat Jatta in den Dienst der Vatikanischen Museen ein – zuerst leitete sie die Abteilung für Drucke, 2010 wurde sie von Papst Benedikt XVI. zur Kuratorin der Drucke in der Vatikanbibliothek ernannt. Im Sommer 2016 stieg sie unter Papst Franziskus zur Vizedirektorin der Vatikanischen Museen auf. Seit 1994 hat sie außerdem einen Lehrauftrag an einer neapolitanischen Universität.

Jatta ist mit einem Kinderarzt verheiratet und Mutter von drei Kindern. Im ersten Interview nach ihrer Wahl zeigte sie sich stolz darauf, Familie und berufliche Karriere immer unter einen Hut gebracht zu haben. Ihren obersten Dienstherrn hat die neue Direktorin bisher nicht persönlich kennengelernt: Papst Franziskus habe die Vatikanischen Museen in seiner Amtszeit noch nicht besucht. "Er hatte bestimmt andere Prioritäten und Dringlichkeiten", meinte Jatta beinahe entschuldigend. Aber wenn der Papst einmal Zeit finde, dann würde sie sich darüber freuen, ihn durch die Säle des "schönsten Museums der Welt" zu führen.(Dominik Straub, 7.1.2017)