Ryan Gosling und Emma Stone wurden als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet.

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Los Angeles – "You have to forgive me. I've lost my voice." Zum Glück hatte Meryl Streep ihre Stimme nicht gänzlich verloren. Vielleicht lag es sogar am leisen, heiseren Tonfall ihrer Worte, dass diese auf der Bühne des Beverly-Hilton-Hotels plötzlich doppelt so schwer wogen. Denn Streeps Stimme hat Gewicht in Hollywood in Tagen wie diesen.

Streep ist mit neunzehn Oscar-Nominierungen die meistnominierte Schauspielerin aller Zeiten. Der Cecil B. DeMille Award für ihr Lebenswerk, den sie Sonntagnacht im Rah-men der 74. Golden-Globe-Ehrungen – traditionell verliehen von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) – überreicht bekam, war also längst überfällig.

Und weil Streep, seit vierzig Jahren im Filmgeschäft und obendrein für ihre Rolle in Florence Foster Jenkins nominiert, sehr gut weiß, wie kostbar die Zeit als Schauspielerin in Hollywood ist, kam sie in ihrer bestimmt vorgetragenen Rede bald auf den Punkt. Es war die Rede des Abends. Sechs Minuten lang – für Dankesreden sozusagen eine halbe Ewigkeit – ging es zwar auch um das Kino, in erster Linie aber um Politik. Um die Gewalt der Worte und was man mit dieser anrichten und zerstören kann. "Disrespect invites disrespect."

Der Name des neuen US-Präsidenten, der in einer Stellungnahme meinte, er habe sich von den "liberal movie people" nichts anderes erwartet, und Streep als "Hillary lover" bezeichnete, fiel selbstverständlich kein einziges Mal.

Das besorgte indes der Zeremonienmeister Jimmy Fallon gleich in seiner Eröffnungsrede. Und rief Erinnerungen an das vergangene Jahr wach, als man es hier nicht glauben wollte, wer da ins Weiße Haus einziehen könnte. Dass 2016 nicht als das glorreichste – und mit seiner Flut an Sequels und Animationsfilmen schon gar nicht innovativste – Jahr in die Geschichte Hollywoods eingehen wird, das wusste jeder im Saal.

Vielleicht konnte man sich auch deshalb des Eindrucks nicht erwehren, dass bei aller aufgesetzten Fröhlichkeit – nach wie vor wirken die Globes im Vergleich zur Oscar-Verleihung wie eine gesellige Dinnerparty – der Blick eher in die Vergangenheit gerichtet war. Kenneth Lonergans sozialrealistisches Drama Manchester By the Sea, für das Casey Affleck verdient als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, wurde von Fallon dementsprechend gewürdigt: "You might remember Manchester By the Sea for being the only thing from 2016 that was more depressing than 2016."

Dazu passte auch, dass der große Gewinner mit sieben Auszeichnungen – darunter für die beste Regie und das beste Drehbuch – die Atmosphäre der Goldenen Jahre Hollywoods beschwört: Damien Chazelles Musical La La Land kürte Emma Stone und Ryan Gosling als ein durch Los Angeles tanzendes Liebespaar auch gleich zu Favoriten für den im Februar nahenden Oscar-Reigen.

Lionsgate Movies

Bestes Drama wurde erwartungsgemäß Barry Jenkins' Biopic Moonlight über das Leben eines homosexuellen Afroamerikaners, während die schönste Überraschung Isabelle Huppert für ihre Leistung in Paul Verhoevens meisterhaftem Film Elle widerfuhr. Hier rückten die Golden Globes, nachdem zuletzt beim Europäischen Filmpreis Toni Erdmann mit Preisen überhäuft wurde, die Dinge wieder zurecht. (Michael Pekler, 9.1.2017)