Wien – "Was ich gemacht habe, ist wirklich eines Intellektuellen, eines Schriftstellers unwürdig!", gibt Petar Milatović zu. Vor Richterin Elisabeth Reich sitzt der unbescholtene Autor, da er einen Raubüberfall in seiner Wohnung vorgetäuscht und von der Versicherung mehr als 11.000 Euro kassiert haben soll. Ein Vorwurf, zu dem sich der 67-Jährige schuldig bekennt.

Milatović ist nicht unumstritten, manche serbischen Gruppen werfen ihm vor, ein extremer Nationalist zu sein. Er selbst sprach nach einer Pressekonferenz im Jahr 2010 gegenüber der "Wiener Zeitung" davon, die Anschuldigungen kämen "von meinen kommunistischen Gegnern". Und noch etwas sagte er damals: "Viele serbische Vereine bemühen sich um Subventionen von der Stadt Wien. Ich tue das nicht. Ich halte das für etwas zigeunerisch."

Private und finanzielle Probleme

Er hätte es vielleicht doch tun sollen. Denn im Sommer 2016 plagten ihn private, gesundheitliche und vor allem finanzielle Probleme. Sein Lösungsansatz: "Ich habe mich schon früher viel mit Krimis befasst", erklärt er, wie er auf die Idee zum Versicherungsbetrug kam.

"Bekennen Sie sich schuldig oder nicht schuldig?", fragt ihn Reich zu Beginn. "Ich habe mich schon selbst gerichtet. Es ist schändlich", gibt er als Antwort. Die Schändlichkeit setzte er in seiner Wohnung in Wien-Brigittenau durchaus geschickt um. "Ich habe beschlossen, mich selbst an einen Stuhl zu fesseln", erzählt er.

"Wie haben Sie das gemacht? Ihre Hände waren ja hinter dem Rücken?", wundert sich die Richterin. Milatović demonstriert es ihr, schildert, wie er das Band zunächst relativ locker ließ und schließlich mit Verrenkungen festzurrte.

Polizei wurde sofort misstrauisch

Die Tür zu seiner Wohnung ließ er offen, ein Vorbeikommender bemerkte dies, löste zunächst das Klebeband vom Mund. "Dann haben Sie aber gesagt, er soll die Fesseln an der Hand lassen und stattdessen die Polizei rufen", hält Reich dem Angeklagten vor. "Das ist den Beamten extrem komisch vorgekommen." – "Das war wahrscheinlich dilettantisch, weil ich betrunken war."

Die Polizei fand auch einen fremden Pass in der Wohnung. "Wo ist der hergekommen?", will die Richterin wissen. "Ich habe sehr viele Bewunderer, der kann in meinem Archiv gelegen sein", behauptet Milatović. Zunächst hatte er bei der Polizei aber noch gemutmaßt, einer der beiden bewaffneten "Täter" habe ihn verloren. "Gegen den ist ein internationaler Haftbefehl ausgestellt worden! Das ist sehr unschön!", rügt Reich. Da der Betroffene bereits verstorben war, gab es aber keine Festnahme.

Selbst Medien gegenüber behauptete der Angeklagte nach dem Vorfall noch, es müsse ein politisches Motiv geben. Erst bei der zweiten Einvernahme gestand er, alles fingiert zu haben.

Wiedergutmachung vereinbart

Verteidiger Sebastian Lesigang weist darauf hin, dass sein Mandant mit der geprellten Versicherung bereits eine Übereinkunft getroffen habe. Von seinen 837 Euro Pension werde er monatlich 200 Euro überweisen, bis der Schaden gutgemacht ist.

Im Schlusswort kündigt Milatović noch eine kreative Leistung an. "Ich werde einen Krimi darüber schreiben." – "Was wird die Botschaft? Dass man es nicht macht oder wie man es besser macht?", interessiert Reich. "Natürlich, dass man es nicht machen darf!"

Die Richterin verurteilt ihn schließlich zu neun Monaten bedingter Haft. Dass er es bereut, glaubt sie ihm, aus generalpräventiven Gründen sei die Strafe aber notwendig. Da die Staatsanwältin keine Erklärung abgibt, ist die Entscheidung nicht rechtskräftig. (Michael Möseneder, 9.1.2017)