Leo Windtner: "Die Mega-WM ist gegessen. Um sie einzuführen, wurde Infantino ja gewählt."

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Zürich/Wien – Am Dienstag wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Aufstockung des WM-Teilnehmerfelds ab der Endrunde 2026 beschlossen, der Fußball frönt bekanntlich dem Gigantismus. Das Council des Weltverbands Fifa tagt in Zürich. Es besteht derzeit aus 33 Mitgliedern, normalerweise sind es mehr, aber einige Herren sind gerade suspendiert oder gesperrt.

Um die Mega-WM zu gebären, bedarf es einer relativen Mehrheit, also 17 Stimmen. Präsident Gianni Infantino hatte ja die Erweiterung zum zentralen Thema seines Wahlkampfs gemacht, nun wird das Versprechen eingelöst. Bisher waren bei einer WM 32 Nationen vertreten, jetzt sollen es 48 werden. Die Variante von 40 dürfte vom Tisch sein. Die 211 nationalen Verbände bekamen ein Faktenpapier mit vier Vorschlägen zugeschickt. Bei 40 Mannschaften würde es entweder acht Gruppen mit fünf oder zehn mit vier Teams geben. Die beiden 48er-Entwürfe schauen so: 16 Teams sind gesetzt, 32 bestreiten eine Vorqualifikation. Oder, das ist wahrscheinlicher: 16 Dreiergruppen, die beiden Ersten steigen auf, es folgt ein K.-o.-System. Um taktische Absprachen in den letzten Gruppenspielen zu verhindern, wird die Einführung eines Elferschießens angedacht. Die Zahl der Endrundenspiele wächst von 64 auf 80.

Das kleine Österreich ist im Council nicht vertreten, ÖFB-Präsident Leo Windtner würde aber, hätte ihn die Fifa gefragt, für die Aufstockung auf 48 stimmen. "Die Mega-WM ist gegessen. Um sie einzuführen, wurde Infantino ja gewählt. Das ist der Zug der Zeit, der globalisierte Markt verlangt danach, das Milliardenpublikum muss zufriedengestellt werden. Fußball wird nach wie vor populärer. Es geht immer ums Sportpolitische und ums Sportliche."

Und selbstverständlich ums Geld. Durch die Vergrößerung generiert die Fifa Mehreinnahmen von 605 Millionen Euro. Das steht zumindest in einem relativ vertraulichen internen Bericht.

Europa hatte bisher 13 Fixplätze, Windtner hofft nun auf 17. "Weniger wäre schlimm, 16 ist die absolute Schmerzgrenze." Allerdings stammen nur acht der 33 Wahlberechtigten aus Europa und auch die haben unterschiedliche Interessen. Deutschland ist in diesem Gremium derzeit nicht vertreten, vom amtierenden Weltmeister kommen auch die größten Vorbehalte. DFB-Präsident Reinhard Grindel sagt: "Es sollte am bewährten Modus mit 32 festgehalten werden." Grindel befürchtet eine Verwässerung, einen Niveauabfall und zu viele Spiele mit zu langen Wartezeiten. Windtner: "Natürlich haben diese Argumente auch etwas für sich."

Die europäischen Topklubs hegen große Bedenken. Die Mehrbelastung ihrer sündteueren Stars ist ihnen nicht nur ein Dorn, sondern ein ganzer Zweig im Auge. "Eine WM mit 48 Mannschaften ist das falsche Signal. Hier spielen nur politische Gründe eine Rolle, nicht der Sport", sagt Bayern Münchens Vorstandboss Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Chef der europäischen Klubvereinigung ECA. Windtner: "Sie werden sich letztendlich damit abfinden müssen,"

Dass aufgeblähte Endrunden künftig vom Organisatorischen her kaum zu stemmen sind, glaubt Windtner nicht. 2026 wird, das ist ziemlich fix, in Nordamerika gekickt. Der ÖFB-Boss sagt: "Veranstalten eben zwei Länder gemeinsam. Es wird immer genügend Interessenten geben." (hac, sid, 9.1.2017)