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Hat sich der Mond aus Trümmern von Asteroideneinschlägen auf die junge Erde geformt? Geochemische Analysen des Mondes könnten diese Frage womöglich beantworten.

dpa

Rehovot/Wien – Die Entstehungsgeschichte unseres Trabanten ist bis heute ungeklärt. Als wahrscheinlichstes Szenario galt in den letzten Jahren der gigantische Einschlag eines Himmelskörpers von der Größe des heutigen Planeten Mars auf der jungen Erde.

Das Problem an diesem Modell: Der Mond sollte dann hauptsächlich aus dem Material dieses Einschlagkörpers bestehen. Tatsächlich sind sich Erde und Mond chemisch gesehen jedoch extrem ähnlich, während sich alle anderen Himmelskörper in unserem Sonnensystem stark unterscheiden.

Die israelische Astrophysikerin Raluca Rufu, Dissertantin am Weizmann-Institut in Rehovot, stellt nun im Fachblatt "Nature Geoscience" mit Kollegen eine alternative Entstehungstheorie vor, die nicht unter den Inkonsistenzen rund um die ähnliche Zusammensetzung von Erde und Mond leidet: Der Mond ist laut ihren Berechnungen das Produkt zahlreicher großer Asteroideneinschläge auf der jungen Erde.

Simulation von Einschlägen

Das Team um Rufu hat fast tausend Einschläge großer kosmischer Brocken auf der jungen Erde im Computer simuliert. Die Modellrechnungen zeigen, dass die Trümmerwolke dieser Kollisionen meist zum Großteil aus dem Material des Erdmantels besteht – anders als beim für die Mondentstehung favorisierten gigantischen Einschlag. Diese Trümmerwolken bilden zunächst Ringe um die Erde, die sich schließlich zu Mini-Monden zusammenballen. Solche Mini-Monde könnten nach diesem Modell wiederum nach und nach zu unserem Mond verschmolzen sein.

So hat sich laut Raluca Rufu und Kollegen der Mond nach und nach gebildet.
Foto: weizmann institut

Im jungen Sonnensystem waren Einschläge sehr häufig. Je nachdem, wie effizient die Zusammenballung der Mini-Monde abgelaufen ist, könnten allerdings weit mehr als 20 und sogar unrealistisch viele Einschläge nötig gewesen sein, um die Größe des heutigen Monds zu erreichen, betont Gareth Collins vom Londoner Imperial College in einem Begleitkommentar in "Nature Geoscience".

Empirische Überprüfung

Unter Umständen lässt sich das Szenario sogar überprüfen: Wenn der Erdtrabant tatsächlich durch verschmelzende Mini-Monde entstanden ist, könnten sich dort auch heute noch unterschiedliche geochemische Bereiche nachweisen lassen, die einen Teil der Entstehungsgeschichte unseres Mondes dokumentieren, schreibt Collins. (red, APA, 10.1.2017)