Regierungstruppen in Al-Dhabab, 30 Kilometer von der Meeresstraße Bab al-Mandab entfernt.

Foto: AFP / Salej Al-Obeidi

Die Regierungskräfte im Jemen haben eine Offensive gestartet, um die Huthi-Rebellen von ihren Nachschubrouten über das Meer abzuschneiden. Sie werden dabei aus der Luft von der saudisch geführten Koalition unterstützt. Das Zentrum der Kämpfe entlang des Roten Meers ist die Militärbasis al-Omari in der Bergregion oberhalb der strategisch wichtigen Bab al-Mandab – jener Meerenge, die das Tor zum Roten Meer bildet.

Die Koalition hat zwei ballistische Raketen der Huthi-Milizen abgefangen und auch Ziele in der Hauptstadt Sanaa bombardiert. Al-Dhabab, 30 Kilometer vom Bab al-Mandab entfernt, ist nun wieder unter Kontrolle der Kräfte, die loyal zu Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi stehen. Ihr nächstes Ziel ist der Hafen von al-Mukha und dann die Großstadt al-Hudayda, eine Region, wo die schiitischen Huthis noch einen langen Küstenstreifen kontrollieren. Die Kämpfe der letzten Tage haben mehrere Dutzend Tote gefordert.

Trotz der massiven Lufteinsätze der arabischen Koalition, die seit März 2015 geflogen werden, konnte die militärische Balance in den letzten Monaten nicht entscheidend verändert werden. Ob die neueste Offensive wirklich ein Durchbruch ist, wird sich erst noch zeigen müssen. Sie kommt aber zu einem heiklen Zeitpunkt. Beobachter hatten jüngst steigende Spannungen zwischen den Huthis und ihren Verbündeten, den Anhängern von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh, festgestellt.

Keine diplomatische Lösung

Diese zeigen sich derzeit deutlich in dem Gerangel um die Ministerposten in ihrer im Oktober angekündigten "Regierung der nationalen Rettung". Dieser einseitige Schritt hatte beim UN-Gesandten Ismail Oud Sheikh Ahmed harsche Kritik ausgelöst. Er sprach von einem Hindernis für den Frieden und einem Bruch der Zusagen, die die Huthis dem US-Außenminister John Kerry gegeben hätten. Kerry wollte mit einer eigenen politischen Initiative im Krieg im Jemen noch vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Barack Obama einen Durchbruch erzielen. Er hatte versucht, Saudi-Arabien zu überzeugen, dass es keine "Legitimität" mehr zu verteidigen gebe.

Die Saudis aber begründen ihren Krieg im Jemen weiter mit der Verteidigung der "legitimen" Regierung von Präsident Hadi, der im Exil in Riad weilt und nur sporadisch Aden besucht, wo seine Minister sitzen. Kerry hatte vorgeschlagen, Hadi faktisch zu entmachten und einen Vizepräsidenten mit seinen Befugnissen zu betrauen. Die von Iran unterstützten Huthis weigern sich, ihre schweren Waffen abzugeben, bevor eine politische Lösung gefunden ist.

Für das Hadi-Lager bedeutet dieses Vorgehen hingegen, den "Putsch" der Huthis anzuerkennen. An diesem Dilemma sind bisher alle Verhandlungen gescheitert. Analysten sind sich einig, dass nur eine Konsensregierung aus beiden Lagern eine Chance haben würde, die Sicherheitskräfte zu restrukturieren und die Entwaffnung durchzuführen. Allerdings gibt es derzeit keine Anzeichen, dass eine solche Lösung bald realisiert und der Bürgerkrieg ein Ende finden könnte. (Astrid Frefel aus Kairo, 11.1.2017)