Die Zahl der Schüler wird in den nächsten Jahren steigen.

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Wien – Dem Schulsystem steht eine Pensionierungswelle bevor. Allein in Wien werden in den nächsten zehn Jahren im Pflichtschulbereich 5.000 Lehrer in Pension gehen. Davon werden aber nur 3.000 durch Neuanstellungen ersetzt werden können. "Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich derzeit mit der Lösung dieses Problems", sagt eine Sprecherin.

An den höheren Schulen gehen in Wien laut Prognosen in den kommenden zehn Jahren 2.800 Lehrer in Pension. Sollten die Schülerzahlen stabil bleiben, kann die Lücke durch Neuanstellungen geschlossen werden. Gewiss ist das allerdings nicht. Besonders heikel dürfte es in den naturwissenschaftlichen Fächern sowie in Musik und bildnerischer Erziehung werden, da hier schon jetzt wenige Absolventen eine Lehrerausbildung abschließen.

Sonderverträge

Schon derzeit behilft sich die Stadt mit Sonderverträgen mit Lehrern in Ausbildung oder Quereinsteigern. Entschärft könnte die Situation auch dadurch werden, dass mit dem neuen Lehrerdienstrecht auch Lehrern an höheren Schulen erlaubt ist, andere Fächer zu unterrichten.

Grund zur Beunruhigung ist die Pensionierungswelle laut Bildungsministerium aber nicht. "Es wird einen gewissen Anstieg beim Bedarf geben, aber das ist nichts, was wir nicht handhaben können", sagt eine Sprecherin zum STANDARD.

Der grüne Abgeordnete Harald Walser hatte im "Kurier" die Sorge geäußert, dass in den nächsten Jahren bis zu 10.000 Lehrerstellen unbesetzt bleiben könnten. Neben den Pensionierungen wird es auch im Jahr 2019/20 keine neuen Lehrer geben, weil die Lehrerausbildung umgestellt wurde und jetzt für Pflichtschullehrer ein Jahr länger dauert.

Im Bildungsministerium kann man die Sorgen Walsers nicht nachvollziehen. Die Pensionierungswelle sei bekannt, und man sei darauf vorbereitet. Zwar steige auch die Zahl der Schüler bis 2022 von derzeit rund 920.000 auf 933.000, dies sei aber kein "ungeahntes Niveau".

Auf der Warteliste

Derzeit stünden außerdem 5.000 Lehrer auf einer Warteliste. Wenn es also ein Jahr lang keine neuen Absolventen der Lehrerausbildung gebe, könnten jene die Lücke füllen. Lediglich an höheren Schulen könne es einen "erhöhten Bedarf geben, aber nur punktuell in einigen Fächern".

Eine Entschärfung erwartet sich das Ministerium auch durch die – noch nicht beschlossene – Bildungsreform. Sollten die Pläne von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) umgesetzt werden, sollen sich Schulen künftig zu "Clustern" zusammenschließen können. Ein Lehrer kann dann an mehreren Schulen im Cluster eingesetzt werden, was für mehr Flexibilität sorgen soll. "Wir haben zurzeit das Problem, dass Schulen nach einer gewissen Fächerkombination suchen. Im Cluster kann ich an einer Schule Mathematik unterrichten und an der anderen Schule Physik", heißt es aus dem Ministerium. (Lisa Kogelnik, 11.1.2017)