
Die Ehe mit dem Holocaust-Forscher Totila Blumen läuft für Hannah (Hannah Herzsprung) nicht so gut.
Ein Holocaustforscher verliebt sich in seine Praktikantin. Boy meets girl, Täter trifft Opfer. In der neuen Komödie von Regisseur Chris Kraus setzt sich Totila Blumen (Lars Eidinger) seit Jahren intensiv mit seiner Familiengeschichte auseinander.
Denn Die Blumen von gestern, Totilas Vorfahren also, nagen seit seiner Jugend an seinem Gewissen. Sein Großvater war als SS-Offizier für den Tod tausender Juden verantwortlich. Die Aufarbeitung führte zum Zerwürfnis mit seiner Familie, Schuld und Pessimismus strapazieren seine Ehe mit Hannah (Hannah Herzsprung). Auch die gemeinsame Adoptivtochter erscheint immer zum falschen Zeitpunkt. Toto ist bis zur Impotenz ausgelaugt. Seine neue Praktikantin Zazie (Adèle Haenel), zugleich die Affäre seines Vorgesetzten (Jan Josef Liefers), reizt sein Nervenkostüm noch weiter.
Die beiden liefern sich körperliche Wortgefechte, übrig bleiben ein Liebhaber und ein Mops – beide mit Halskrause. Erst als Toto versteht, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, ändert sich sein Leben.
Kraus setzt diesen Wendepunkt auch visuell um, für einen kurzen Moment ist das Bild verkehrt. Auch wirft der Regisseur durchaus spannende Fragen auf: Wie passen Humor und der Holocaust zusammen? Inwieweit prägt uns die Vergangenheit? Dennoch, seine Figurenzeichnung ist stets etwas zu übertrieben: Zazie und Toto sind zu neurotisch, zu depressiv, zu überdreht oder zu nervig. Da scheinen auch einige absurd-komisch gemeinte Szenen weit hergeholt. Kraus konnte sich diesem Thema humorvoll scheinbar nur in der Überzeichnung nähern. Ob das dann zündet, muss jeder für sich entscheiden. (kst, 11.1.2017)