Der Mangel an Baugründen in Österreich werde sich 2017 verschärfen, kritisiert die Immobilienbranche.

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Grundstücke werden im Jahr 2017 verzweifelt gesucht, die Preise für unbebauten Grund dürften in Österreich deutlich steigen. Das ist die Erwartung von 421 Branchenvertretern, die im Dezember an einer Umfrage des Linzer Instituts für Immobilienwirtschaft (Ifi) teilnahmen. Für diese vom Ifi erstmals durchgeführte Trendstudie wurden im Auftrag von zwölf Immobilienverbänden 6.200 Mitglieder und Geschäftspartner angeschrieben. Rund sieben Prozent füllten den Online-Fragebogen aus.

Grundsätzlich gehen die Teilnehmer davon aus, dass das Angebot in den wichtigsten Assetklassen wie Wohn- und Büroimmobilien steigen wird. Ausnahme: Grundstücke. Hier gehen 44 Prozent von einem sinkenden Angebot aus, gleichzeitig erwarten 60 Prozent der Befragten eine steigende Nachfrage. Auch bei Wohnimmobilien und studentischem Wohnen werde die Nachfrage weiter zunehmen.

Branche: Zu wenige Baugründe

"Wissenschaftlich gesehen haben wir auf dem Markt für Grundstücke alle Indizien für eine Blasenbildung", sagte Philipp Kaufmann, Ifi-Gründungsmitglied, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Eine Blasengefahr bei Österreichs Grundstückspreisen sehe er dennoch nicht, "weil die Nachfrage eine natürliche, keine überhitzte ist". Auch unter den Umfrageteilnehmern sehen bei Grundstücken nur 23 Prozent ein steigendes Blasenrisiko.

Im STANDARD-Gespräch plädiert Kaufmann, Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft, aufgrund der "überschießenden Nachfrage nach Grundstücken" für Nachverdichtungen, größere Bauhöhen und vor allem mehr Bauwidmungen. Die stark steigende Nachfrage werde auch zu höheren Preisen führen. Georg Flödl, Präsident des Österreichischen Verbandes der Immobilienwirtschaft (ÖVI), sagte am Rande der Pressekonferenz zum STANDARD: "Die Akquise von groß skalierten Projekten stellt eine Herausforderung dar." Sprich: Es würden größere Baugründe fehlen, gerade für den Wohnbau.

32 Prozent sehen Blasengefahr bei Wohnobjekten

Die "Gefahr der Blasenbildung" für 2017 sieht ein hoher Anteil der Befragten bei Investmentobjekten und Wohnimmobilien steigen. 40 bzw. 32 Prozent halten die Blasengefahr in diesen Bereichen für höher als bisher. "Wir haben definitiv einen großen Marktdruck auf diesen Assetklassen", resümiert Kaufmann.

ÖVI-Präsident Flödl erneuerte seine Forderung an die Politik, ein modernes Mietrecht zu schaffen. Investoren würden durch die Steuerreform und das Mietrechtliche Inflationslinderungsgesetz erschwerte Bedingungen vorfinden. Was fehlt, seien Investitionsanreize. (Lukas Kapeller, 12.1.2016)