Rudi Schmutz, ein Sammler, den Kunst in all ihrer Vielfalt interessierte – nicht nur jene, die er auch sein Eigen nannte.

Foto: IMAGNO / Didi Sattmann

Wien – Rudi Schmutz war in vielerlei Hinsicht ein bunter Hund. Nicht nur ob seiner Bekanntheit in Sammlerkreisen weit über die geografischen Grenzen Österreichs hinaus. Auch wegen seiner charakteristischen Livree, den kreischgelben Hemden und der himbeerroten Baskenmütze. Im Gewusel einer Vernissage war er stets schnell auszumachen. Der erfrischende Farbtupfen inmitten einer vom Mainstream infizierten Szene.

1933 in Wien geboren, begann Schmutz Anfang der 1960er-Jahre als Trainee bei Unilever und arbeitete sich, nach Stationen in Rotterdam, London und New York, an die Spitze der Österreich-Tochter. Es gebe Menschen, sinnierte er, "die verkaufen nicht nur Zahnpasta, die reden und denken auch Zahnpasta". So wollte er nie sein, die Kunst war sein Ausweg, sie bot ihm Distanz und Visionen gleichermaßen.

Bereits als Werkstudent nannte er erste Arbeiten Oswald Oberhubers sein Eigen. Dazu kamen einst als Kitsch belächelte Objekte des Jugendstils. Lötz-Vasen, Keramiken der Wiener Werkstätte oder von Zsolnay, die Vitrinen füllten und Fensterbänke säumten.

Panoptikum österreichischer Kunstgeschichte

Zwischendrin Büsten von Lenin und anderen sozialistischen Helden und Despoten. Unmengen an Gemälden füllten Lager und schmückten Wände: ein Panoptikum jüngerer österreichischer Kunstgeschichte, darunter der politisch umstrittene Karl Sterrer und Karl Wilhelm Diefenbach, der Urvater der Alternativbewegung. Die etwa 400 Partezettel umfassende Kollektion nicht zu vergessen, die Besucher seines farbenreichen Universums im Vorzimmer erwartete. Ständig an den Tod erinnert zu werden, mache das Leben ja lebenswerter, lautete seine Devise.

Als Sammler war Schmutz ein von Kunst in all ihren Facetten Betörter, der Unwissende ebenso zu begeistern verstand wie sporadische und langjährige Gesprächspartner. Sonntags traf man sich im Café Weimar, am Donnerstag in größerer Runde im Café Engländer.

Kunst war sein Lebenselixier, sagen Weggefährten, ihn habe nicht das Eine oder Andere, sondern das Ganze interessiert. Leidenschaftliche Neugier war ein Wesensmerkmal des "großen Vorsitzenden", wie ihn seine Freunde nannten. In der Nacht auf Mittwoch verstarb Rudi Schmutz im 84. Lebensjahr. (Olga Kronsteiner, 12.1.2017)