Jerusalem/Wien – Der am Freitag in Wien verstorbene frühere Chefredakteur der Jerusalem Post, Ari Rath, ist in zahlreichen Stellungnahmen gewürdigt worden. Der spätere Publizist war 1938 vor den Nazis nach Palästina geflüchtet. Im Jahr 2007 nahm er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft an, als seine Heimat bezeichnete er dennoch Israel.

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ): "Ari Rath schrieb in vielen Facetten über Jahrzehnte hinweg Geschichte. Als Journalist der Jerusalem Post gehörte er zu den herausragendsten Publizisten des 20. Jahrhunderts; als politischer Mensch, der die Schrecken des 20. Jahrhunderts in der eigenen Biographie erfahren musste, setzte er sich unermüdlich für eine neue Welt ein, in der Hass keine Bedeutung mehr haben sollte. Ari Rath stritt für die Freiheit und trat mit den Mitteln des Wortes gegen die Schattenseiten der menschenverachtenden Ideologien auf.

Er war im besten Sinn ein Mann der Aufklärung, der selbst unter den widrigsten Umständen niemals bereit war, die Hoffnung aufzugeben oder für sie einzutreten. Dieses Vermächtnis steht im Einklang mit seinen Bemühungen, die Erinnerung an die jüdische Kultur und Identitäten in Österreich wach zu halten. Durch seinen Tod verlieren wir nicht nur einen der letzten großen Zeitzeugen des letzten Jahrhunderts, sondern auch einen Großen in der Welt der Publizistik und einen Streiter für die Verständigung der Völker".

Der Journalist, Publizist und Historiker sei zuletzt 2011 mit dem "Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" ausgezeichnet, zuvor waren seine Verdienste 2005 durch den Berufstitel "Professor" und 1995 mit dem "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" gewürdigt worden, erinnerte Drozda.

Oskar Deutsch (Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde): "Das Leben hielt für Ari Rath manch bittere Erfahrungen bereit. Als Kind antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, wanderte er bereits als 13-Jähriger nach Palästina aus, wo er in einem Kibbuz lebte und arbeitete. Er hat unter den damals sehr schwierigen und entbehrungsreichen Bedingungen tatkräftig am Aufbau Israels mitgearbeitet. Als international bekannter Journalist und ehemaliger Herausgeber der Jerusalem Post hatte seine Meinung großes Gewicht in unserer Gesellschaft.

Nicht nur seine persönlichen Erlebnisse, sondern auch der spätere Umgang Österreichs mit der Geschichte haben Ari Rath zu einer skeptischen und kritischen Haltung bewogen. Seine Versöhnung mit Österreich und Rückkehr nach Wien bedeutete nicht nur für unsere Jüdische Gemeinde eine große menschliche und intellektuelle Bereicherung. Ich habe Ari Rath als einen unermüdlichen Kämpfer für Toleranz und Versöhnung gekannt, er wird uns sehr fehlen."

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ): "Mit Ari Rath verlieren wir einen großen Menschen und Menschenfreund. Ari Rath war ein Mahner für Vernunft und Mäßigung, ein Brückenbauer, der sich für ein respekt- und friedvolles Miteinander eingesetzt hat. Als einer der renommiertesten Journalisten Israels, als Herausgeber und Chefredakteur der 'Jerusalem Post' war er für deren liberale Linie verantwortlich und hat seine Stimme stets für den Nahost-Friedensprozess erhoben.

Auch zwischen seiner alten und neuen Heimat hat er sich um Annäherung und vertiefte Beziehungen verdient gemacht. Als Vortragender und Zeitzeuge an Schulen hat er auch in Wien große Arbeit geleistet. Glücklicherweise hat Ari Rath auch das Wien der Gegenwart kennengelernt, ein tolerantes, weltoffenes und großzügiges Wien. Wir werden Ari Rath vermissen und bleiben ihm dankbar für sein Lebenswerk!"

Die Stadt Wien habe Ari Rath mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien (2006) und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2015) ausgezeichnet, erinnerte Mailath-Pokorny.

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder: "Mit Ari Rath verliert Österreich einen Publizisten und Zeitzeugen, der sich trotz seiner bedrückenden Jugenderfahrungen im nationalsozialistischen Österreich, das ihn als Kind zur Flucht gezwungen hat, immer für Aufklärung und Versöhnung eingesetzt hat. Sein unermüdlicher Einsatz für Menschenrechte, Demokratie und Frieden machen ihn zu einem der herausragenden Persönlichkeiten Israels und Österreichs. Österreich ist dankbar für Ari Raths Eintreten gegen das Vergessen. So wie Ari Rath es in 2015 im Parlament anlässlich des Holocauts-Gedenktages formuliert hat: "Zukunft kann nur entstehen, wo man aus Vergangenheit lernt."

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler und Freiheitskämpfer/innen-Vorsitzender Johannes Schwantner: "Raths antifaschistisches und gesellschaftspolitisches Engagement war besonders beeindruckend. Ari Rath ist nie müde geworden, seine Erfahrungen und Analyse auch mit jüngeren Generationen zu teilen sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Hetze zu kämpfen. Für viele SozialdemokratInnen und AntifaschistInnen wird Ari Rath stets ein Vorbild bleiben. Ari Rath ist auch im hohen Alter nicht müde geworden, als Zeitzeuge zu berichten und zu mahnen. Mit ihm ist einer der letzten Holocaust-Überlebenden für immer von uns geschieden. Wir werden sein Andenken hoch halten."

Grünen-Klubobmann David Ellensohn: "Ari Raths Tod wird eine große Lücke hinterlassen und doch wird er in der kommenden Generation weiterleben. Sein unermüdliches Bestreben, über die Rolle Österreichs, Europas und Wiens im Nationalsozialismus aufzuklären, sei es in zahllosen Schulklassen oder zuletzt auf der Bühne des Wiener Burgtheaters, bleibt unvergessen. Die wertvolle Arbeit von Ari Rath ist gleichzeitig ein Auftrag an uns alle, diese Aufklärung weiter zu tragen und die Opfer des Nationalsozialismus niemals zu vergessen. Ari Rath hat sein eigenes Schicksal als Auftrag verstanden, genau in der Stadt zu wirken, aus der er 1938 vertrieben wurde, nämlich in Wien."

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ): "Ari Raths Berichte haben nicht nur den Antisemitismus vor 1945 umfasst. Er schilderte auch den über viele Jahre beschämenden Umgang Österreichs mit der NS-Zeit in der Zweiten Republik. Ari Raths Worte prägten viele, vor allem junge Menschen. Bis ins hohe Alter setzte er sich mit aller Kraft gegen Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft ein. Dafür können wir ihm nicht dankbar genug sein."

Fritz Aichinger (Kultursprecher ÖVP Wien): "Ari Rath hat seiner Heimat Wien verziehen und seinen Kampf der Toleranz und der Versöhnung gewidmet. Ein großer Mahner, ein brillanter Erzähler und eine wichtige Stimme wider das Vergessen hat uns für immer verlassen. Als Kind aus unserem Land vertrieben, zählte er zu der wichtigen Aufbaugeneration Israels, wurde dort zu einem international anerkannten Journalisten und Publizisten und war durch seine Persönlichkeit eine wichtige Leitfigur für Versöhnung und Toleranz. Als Zeitzeuge konnte er durch seine Erzählungen viele junge Menschen erreichen, um die schrecklichen Ereignisse des Holocaust den nächsten Generationen weiterzugeben, die vor zukünftigen politischen Fehlentwicklungen gewarnt sein sollten. Seine Stimme ist zwar durch seinen Tod verstummt, doch sein Vermächtnis existiert in seiner publizistischen Arbeit weiter."

Jewish Welcome Service: "Er gehörte zur Aufbaugeneration des Staates Israel und war Weggefährte von Shimon Peres, Yitzhak Rabin, Teddy Kollek wie Ben Gurion. Als langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der 'Jerusalem Post' setzte er sich stets für den Nahostfriedensprozess ein. Er war bis ins hohe Alter unermüdlich unterwegs, um vor allen mit jungen Menschen über seine Erfahrungen von Verlust, Vertreibung und Flucht zu sprechen. Gerade zur jüngeren Generation hatte Ari Rath immer eine besondere Verbindung. Von ihr erwartete er Engagement und Zivilcourage gegenüber Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Stets fand er die richtigen Worte zur richtigen Zeit und erinnerte immer wieder an die lange verleugnete NS-Vergangenheit Österreichs. Wir sind sehr traurig: Mit Ari Rath verlieren wir einen großen Humanisten und einen lieben Freund. Ari – Der Löwe: Er wird uns sehr fehlen."

Beate Meinl-Reisinger (Kultursprecherin und Klubvorsitzende von Neos Wien): "Sein Kampf gegen Antisemitismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft war unermüdlich, und er hat sich maßgeblich bei der Versöhnung zwischen Israel und Palästina eingesetzt. Dafür gebührt ihm tiefster Dank. Immer wieder hat er mit Mut und Entschlossenheit seine Stimme erhoben und als mahnender Aufklärer wird er noch in den Gedanken vieler Generationen weiter wirken. Ari Rath hat Wien in vieler Hinsicht bereichert – er wird für uns eine spürbare Lücke hinterlassen."

Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger: "Ari Rath war nicht nur ein geschätzter, ja geliebter Autor unseres Hauses. Er vermochte auf unnachahmliche Weise Zuversicht zu vermitteln, ohne jemals die finsteren Zeiten seiner Jugend im nationalsozialistischen Wien und die komplexe Gegenwart auszublenden. Ari war ein Löwe, ein menschenfreundlicher, aufmerksamer, hellwacher Löwe. Wir werden ihn sehr vermissen." (APA, 13.1.2017)