
Tana French, "Gefrorener Schrei". Deutsch: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann. € 17,50 / 650 Seiten. Scherz, Frankfurt am Main 2016
Für Leser mit viel Zeit ist der dicke Krimi von Tana French das Richtige: In Dublin wurde eine junge Frau erschlagen. Alles sieht nach einem Beziehungsdelikt aus. Der Verdächtige muss nur noch ein bisschen bearbeitet werden, bis er gesteht.
Der Fall wird zwei jungen Detectives zugeteilt. Conway hat als Frau und Boss der Truppe einen schweren Stand im Morddezernat. Sie fühlt sich von ihren Kollegen gemobbt. Ihr Partner Steve bemüht sich, ihr seine Loyalität zu zeigen, was nicht einfach ist, denn die kratzbürstige Conway, aus deren Perspektive erzählt wird, ist kein Teamplayer.
Die Jungspunde werden von den Älteren in den Ermittlungen behindert, was sie noch verbissener macht. Aber womöglich hat Conway sich in eine allzu fantasiereiche Hypothese verrannt?
Das Duell zwischen Conway und dem bevormundenden Platzhirsch wird zum Schwerpunkt des Krimis. Der ausschweifende Text könnte Kürzungen vertragen, aber im Sinne der Entschleunigung kann man das auch als Therapie nutzen. (Ingeborg Sperl, Album, 14.1.2017)