Der Druck auf die Autobauer nimmt zu. Aktivisten von Greenpeace protestierten Ende vergangenen Jahres bei VW in Wolfsburg. Es ging um Dieselgate im Besonderen und die Dieseltechnik ganz allgemein: "Ruhe in Frieden, Diesel."

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Washington/Brüssel/Wien – Kaum ist der Vergleich der US-Justiz mit VW abgeschlossen, schießen die US-Behörden wieder scharf Richtung Autobauer. Wieder ist es die EPA, die diesmal Fiat Chrysler ins Visier nimmt.

Wie Volkswagen soll der italienisch-amerikanische Branchenriese – so der Vorwurf der US-Umweltbehörde – bei Dieselfahrzeugen eine Software zur Manipulation von Schadstoffemissionen eingesetzt haben. Der Autobauer habe das nicht offengelegt und so gegen Umweltgesetze verstoßen. Gut 100.000 Autos sollen betroffen sein, die drohende Strafe liegt bei 4,6 Milliarden Dollar.

Das Management wehrt sich vehement gegen den Vorwurf und geht davon aus, sich mit der Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewegen. "Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht, hat etwas Illegales geraucht", kontert Fiat-Chef Sergio Marchionne in einem Interview mit der Zeitung "La Repubblica". Seit Monaten stehe man mit der EPA in Kontakt. "Unsere Emissionen sind ganz klar berichtet worden." Er sei sehr verärgert über die Anschuldigungen.

Steigender Druck in Europa

Doch auch in Europa steigt der Druck. Die EU-Kommission verliert allmählich die Geduld und hat Italien zum wiederholten Mal aufgefordert, ähnlichlautende Vorwürfe des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zu entkräften. Denn neu sind die Vorwürfe nicht.

Das KBA hatte im vergangenen Jahr Autos mehrerer Hersteller untersucht, nachdem VW den Betrug bei Abgastests zugegeben hatte. Dabei fiel die Software von Fiat Chrysler auf. Nach den Messungen schaltet in bestimmten Fahrzeugen die Abgasreinigung nach 22 Minuten ab. Abgastests dauern in der Regel aber nur 20 Minuten. Ab September sind jedoch ohnedies Verschärfungen bei den Abgasmessungen vorgesehen.

Die EU-Kommission räumt ein, dass ihr in Fällen wie dem Vorwurf der Schummelei bei Abgastests die Hände gebunden seien, denn die Kontrolle der Autobauer und ihrer Abgaswerte ist Aufgabe der nationalen Behörden. Die Kommission kann allerdings – so sie den Verdacht hegt, dass ein Mitgliedsland EU-Recht nicht einhält – ein Verfahren eröffnen. Im Zusammenhang mit den Schummeleien bei Abgastests laufen solche gegen Deutschland, Großbritannien, Spanien und Luxemburg.

Britische Behörden reagieren

Die Vorwürfe gegen Fiat Chrysler rufen jedenfalls auch die britischen Behörden auf den Plan. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte, man bemühe sich dringend um weitere Informationen durch die US-Umweltbehörde.

Ob diese den Fall weiter so forciert behandeln wird, steht in den Sternen. Der künftige US-Präsident Donald Trump hat mit Scott Pruitt, dem Generalstaatsanwalt von Oklahoma, einen dezidierten Kritiker von Umweltgesetzen auf Bundesebene zum neuen Leiter der Behörde berufen. Darauf dürfte auch Sergio Marchionne setzen. Der Konzern kündigte an, nach dem Regierungswechsel in den USA im Sinne einer raschen Lösung mit den Behörden zusammenarbeiten zu wollen.

Auch in Frankreich beschäftigen sich die Behörden mit der Abgasschummelei. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat laut Insidern Renault im Visier. (dpa, rebu, 13.1.2016)